Sonntag, 29. Juni 2003

Deutsche Meisterschaft in Spalt am 29.06.2003

Yeti's Bericht der Deutschen Meisterschaft der Radprofis in Spalt

Deutsche Meisterschaft der Radprofis in Spalt/Bayern am Sonntag, 29.06.2003


Hatte es letztes Jahr bezüglich der Erreichbarkeit von Radrennen für mich als im südlichen Oberbayern beheimateten Radsportfan noch recht bitter ausgesehen so ist die Situation im Jahre 2003 das genaue Gegenteil.

Nach der Thüringenrundfahrt, der D- und der Ö-Tour bot sich nun die Deutsche Meisterschaft förmlich an. Dieses Angebot konnte ich natürlich nicht einfach so liegen lassen. Da ich inzwischen die unter § 8 genannten Punkte der C4F-Chickenzone durch dauernde Fahrten mit der DB AG bereits bestens beherrsche, war das Heraussuchen der Zugverbindung nur noch reine Formsache.

Für alle „Nicht-Chicks“ hier eine kleine Erläuterung:

§8
„Du musst das Streckennetz und sämtliche Tarife der Deutschen Bahn sowie alle Autobahnraststätten in Deutschland und den angrenzenden Ländern in- und auswendig kennen; das ist dein zweites Zuhause.“

Ich schälte mich kurz nach 5 aus der Behaglichkeit meines Bettes, frühstückte und machte mich dann um kurz nach 6 auf den Weg. 7:13 ging der Zug am Hbf, umsteigen in Augsburg (diesen Bahnhof kannte ich vorher noch nicht, war sehr interessant...)

Um halb neun ging’s weiter Richtung Georgensgmünd, von dort aus gab es dann einen kostenlosen Pendelbus nach Spalt. Auf den letzten Zugkilometern blieben dann leider sämtliche Durchsagen über die nächsten Haltepunkte aus. Da ich noch nie zuvor in GG gewesen war, fand ich das nicht so toll – wie soll man da wissen wo man raus muss!!!

Schließlich kam ich dann aber doch noch an und bestieg einen der wartenden Busse. Diese sollten nach Angabe des Fahrers „nach Bedarf“ fahren, bis 5 Minuten vor der Abfahrt waren sie aber total leer; was eine Frau die mir gegenüber saß zu der Aussage veranlasste dann stünden wir ja morgen früh noch da. Wie von Geisterhand füllte sich der Bus dann ganz schnell und es ging auf die ca. 20 minütige Fahrt ins Örtchen Spalt.

Unterwegs kamen uns schon Teamfahrzeuge von den Gerols, Ispo Lotusan Cottbus sowie Quick Step entgegen. Das Radsportfieber in mir begann deutlich zu steigen.


Wie ich schnell feststellte, ist das Spalter Land wunderschön, die kleinen Dörfchen sind bildhübsch, Fachwerk und Blumen...das wäre nicht nur ein Leckerbissen für die ARD gewesen, auch mir gefiel es sehr gut und ich bin normalerweise kein Mensch der sich übermäßig mit derartigen Dingen befasst. Ohne die DM wäre ich niemals hergekommen und freute mich, auf diese Art und Weise jenen schönen Flecken Bayerns und Frankens kennen gelernt zu haben.

Nur mal so am Rande: Wurde in Spalt zufällig die gleichnamige Tablette erfunden?

In Spalt hielt der Bus dann etwas außerhalb, bis zu Start und Ziel waren es gut 15 Minuten zu laufen. Es war so wahnsinnig heiß, schon jetzt um 10:30 Uhr. Die Fahrer taten mir leid...

Ganz im Gegensatz zu sonstigen Radrennen in D war hier übrigens nicht alles Magenta sondern dunkelblau. Hier regierte eindeutig die Equipe Nürnberger bzw. ihre Teamfarbe Dunkelblau. Überall hingen große Teamfahnen, es wurden Teamkäppis verteilt. Vor der eigenen Haustür wollten die wohl zeigen wer hier das Sagen hat.


Beim Rennen der Damen waren noch drei Runden zu absolvieren als ich am Ziel ankam. Karsten Migels war einmal mehr der Sprecher und er redete viel von den Lokalmatadoren aus Nürnberg, die natürlich hier vor der eigenen Haustür glänzen wollten. Ich suchte mir erst mal einen schattigen Standplatz auf der anderen Straßenseite und feuerte die Damen an.

Und die Hoffnungen der fränkischen Fans wurden erfüllt:

Neue deutsche Meisterin nach 102 km wurde Trixi Worrack von der Equipe Nürnberger vor Christiane Söder von der LG Stuttgart und Tina Liebig vom SSV Gera.

Für die Siegerehrung der Damen interessierte sich dann fast keiner...eine traurige Situation, die haben den gleichen Respekt und die gleiche Anerkennung verdient wie ihre männlichen Kollegen. Es gab Blumen, silberne Teller, die Medaillen und natürlich das weiße Trikot mit dem schwarzrotgoldenen Brustring. Als dann die Hymne ertönte wurde es ganz still und alle lauschten andächtig. Hinter mir hat einer mitgesungen, er sollte noch etwas an seiner Stimme arbeiten!


Ein Fahrer im Rabo-Outfit läuft dreimal völlig unbehelligt über die Straße und ich kann kaum glauben das wirklich niemand Grischa Niermann kennt...

Da ich strategisch günstig direkt neben dem großen Truck bzw. Anhänger stand konnte ich auch einige Fotos machen, ich hoffe die sind was geworden.
(Anmerkung: Sie sind brauchbar...)

Das mein Standort extrem günstig war, wurde einige Minuten später noch deutlicher.

Es ging an die Einschreibung für das Rennen der Herren und jeder Fahrer der dort hinmusste kam direkt bei mir vorbei, keinen Meter weit weg – super!

Ein Mann der neben mir stand konnte es auch kaum glauben wie gut wir da standen und es waren nicht mal viele Leute da. Fotos ohne Ende gemacht!!!

Die Deichsel des Anhängers war von den Veranstaltern mit einem rot-weißen Plastikhütchen abgedeckt worden wie man sie normalerweise an Baustellen auf der Straße zur Warnung vorfindet.

Wie abc und Lina schon mehrfach geschrieben haben, sind Profiradler wie kleine Kinder – ein scheinbar angeborenes Talent zum rumkaspern. Jedenfalls konnte es ein Fahrer des Teams Lamonta nicht lassen dieses Hütchen seinem Kollegen auf den Kopf zu setzen! Freundlicherweise hielt der junge Mann so lang still bis ich mein Bild im Kasten hatte ! Der Fahrer sah mit dieser ungewöhnlichen und als Rennhelm bestimmt nicht tauglichen Kopfbedeckung irgendwie aus wie einer der 7 Zwerge oder wie Harry Potter.

Jens Voigt trat als Einzelkämpfer bei der DM an und kam mit einem riesigen Rucksack auf dem Radl an. Er bekam viel Beifall und musste eine Menge Autogramme schreiben. Er ist einfach einer der sympathischsten deutschen Profiradler.

Als die kommen fällt mir mal wieder auf, das die Profis auf Fotos und im Fernsehen immer viel kräftiger wirken als sie es in Wirklichkeit sind.

Besonders bei Ronny Scholz merke ich das...der Bursche ist vielleicht dünn...man gebe ihm etwas zu essen!

Fabian Wegmann grinst mal wieder vor sich hin.

Hier ist es besonders „die Üdo“ der von den Fans erkannt und bejubelt wird.

Endlich sehe ich auch mal die Mannschaft von Team Rose Versand Merlin Logistics, die Münchner, die hier in Spalt wahrscheinlich keiner kennt.

Schöne dunkelblaue Trikots haben die!!!

Generell fällt mir auf, das die Fahrer aus den GS 3-Teams, wenn man sie fotografiert, länger stehen bleiben als die Profis aus der GS 1...die sind halt nicht so umlagert und freuen sich über jede Aufmerksamkeit.

Ein Team nach dem anderen kommt, die Bianchis werden auch nicht so besonders beachtet, wohl weil Jan nicht da ist und das Gros der Fans mit den anderen nichts anfangen kann.

Ganz wild sind die Fans drauf, während dem Einschreiben die Räder der Profis zu halten und ausführlich zu begucken. Ich lasse es mir nicht nehmen das Arbeitsgerät von Torsten Rund persönlich vor dem Umfallen zu bewahren...nicht das es noch Schaden nimmt, ein neues gekauft werden muss und die wieder in finanzielle Kalamitäten kommen!

Auch hier wieder Fotos ohne Ende...

Die radelnden Broiler aus Leipzig kommen, es bleibt relativ ruhig. Alexander Peter, den ich bereits im Mai bei der Thüringenrundfahrt gesehen hatte, stellt sein Arbeitsgerät ab. Auf dem Oberrohr ist ein weißes Feld wo der Name des Fahrers eingetragen wird. Bei ihm steht dort zu lesen :Alex „the cooner“ Peter. Allgemeines was das heißt...

(Inzwischen wurde im Forum geklärt, es handele sich hierbei um einen Jagdhund).

Als schließlich die Magentas aus Bonn ankommen wird es lauter. Besonders Zabel wird erkannt und oft gerufen, aber er grüßt nur kurz und ist dann wieder weg. Ich nutze die Gelegenheit und schaue mir die Fahrer alle mal an, besonders unsern Münchner Lokalmatadoren, Andi Klier!


Nach dem Einschreiben schnappen sich die Fahrer ihre Räder und verschwinden wieder. Schließlich finden sie sich alle etwa hundert Meter hinter dem Ziel ein, im Schatten eines Hauses. Einige fahren noch ein bisschen hin und her, unter anderem auch Ronny Scholz. Als er an mir vorbeikommt schaut er zufällig in meine Richtung. Er sieht schon jetzt ziemlich fertig aus, kurz nach 12 ist Spalt ein Glutofen, die Temperaturen sind hart an der Grenze zum erträglichen und für Hochleistungssport eigentlich nicht mehr zulässig.

Da das Rennen der Damen samt Siegerehrung länger als geplant gedauert hat, starten die Herren der Schöpfung etwa mit 30 Minuten Verspätung um 12:15 Uhr.

Ich hoffe darauf das der Rückstand während dem Rennen wieder reingeholt wird, da ich meine Rückfahrt genau geplant habe, da bleibt nicht viel Spielraum. Bus und Bahn fahren schließlich nur jede Stunde, ich brauche insgesamt gut 3 Stunden und muss am nächsten Tag wieder arbeiten. Bus ist für 18:10 Uhr geplant, Zug dann um 19:06 in GG. Der nächste Zug bräuchte auch eine halbe Stunde länger => Ankunft in München Hbf erst kurz vor 23 Uhr, das ist mir zu spät. Der Weg zurück zum Bus dauert 20 Min und ich wollte ja auch noch Fotos machen bei der Siegerehrung. Ich musste also spätestens 17:45 Uhr losgehen. Die späteste Zielankunft war für 16:26 geplant, das würde noch reichen.

(Sie waren dann so um 17 Uhr im Ziel, ich bekam die Siegerehrung noch recht gut mit).


Zunächst gibt es aber erst mal um viertel nach 12 den Startschuss zum Rennen der Profis. Ich wechsele mal wieder die Straßenseite und begebe mich in den Schatten. Es verspricht kurzweilig zu werden, da die Fahrer laut Marschtabelle alle 20 Minuten etwa an Start und Ziel vorbeikommen sollen. Frei nach der Devise wer nicht arbeitet soll wenigstens essen halte ich erst mal meine persönliche Verpflegungskontrolle ab und nehme eine Semmel zu mir.

Streckensprecher Karsten Migels hält die Fans sehr gut über das Geschehen auf der 14, 2 km langen, insgesamt 12 Mal zu fahrenden Runde am laufenden. Migels hat sich übrigens extra für die DM fein gemacht, richtig fesch kommt er daher!

Schnell bildeten sich immer wieder kleine Spitzengruppen aber da die Runden sehr lang waren hielten diese sich meist nicht lang. Wenn Migels berichtete es seien grad der oder der vorn, so hatte dies im Ziel schon meist keinen Bestand mehr.

Bei km 32 war es der Lamonta-Profi Björn Glasner, der mit 23 Sekunden Vorsprung vor dem Feld fuhr, doch schon kurze Zeit später lag der Deutsche Meister im Zeitfahren, Michael Rich vorn. Er konnte schnell einen Vorsprung von 1:20 herausfahren, Telekom machte im Feld die Nachführarbeit. Stephan Schreck machte sich allein auf die Verfolgung von Rich, der nun mit 2:20 vorausfuhr.

Jetzt fuhren auch folgende Fahrer in der Verfolgung: Torsten Hiekmann, Uwe Hardter, Malte Urban und Timo Scholz. Alle Teams brannten darauf, die seit nunmehr 10 Jahren andauernde Magenta-Dominanz zu durchbrechen. Um viertel vor 2 war Richs Vorsprung auf die vier Verfolger auf 45 sec. geschmolzen. Um 14 Uhr hatten die Verfolger 2:30 Vorsprung vor dem Feld.

Kurz vor halb drei hatten die vier Rich eingeholt und fuhren mit 1:40 vor dem Feld. Dazwischen fuhr mit 1:20Rückstand Bert Grabsch vom Team Phonak den Ausreißern hinterher. Migels spekulierte ob Rich evtl. der Doppelschlag bei den Meisterschaften gelingen würde und er nach der Zeitfahr-DM auch den Titel auf der Straße holen würde?

Um viertel vor drei waren noch sechs Runden à 14, 2 km zu fahren, für das Tempo bei den Ausreißern sorgte nun Stephan Schreck.

Kurz vor drei konnte sich Torsten Hiekmann von der Spitzengruppe absetzen und konnte seinen Vorsprung schnell auf 1:54 ausbauen.

15 Uhr, noch fünf Runden, Hiekmann 2:45 voraus. Gerolsteiner führt im Feld.

Um viertel vier waren es bereits über drei Minuten die der junge Telekom-Profi vorne lag und der einzige Fahrer vom Team Quick-Step-Davitamon, Patrik Sinkewitz setzte sich bei den Verfolgern an die Spitze um „Hiekes“ Vorsprung zu verringern.

Viertel vor vier, Hiekmann lag nun schon über 4 Minuten voraus.

Nun lagen Hieke, Akki Peschel und Schreck vorn und fuhren ein weiteres Mal durchs Ziel im glühend heißen Spalt. Alle Zuschauer drängelten sich im Schatten, der Verkauf von Eis und gekühlten Getränken brummte. Die fränkischen Rostbratwürste wollte keiner haben. Es waren noch drei Runden zu fahren. Ete Zabel konnte am Schnittlinger Berg zur Spitze aufschließen aus der Akki Peschel zurückfiel. Fabian Wegmann und Sinkewitz attackierten aus der Verfolgergruppe.

Die Spitze bestand nun aus dem Telekomexpress Ete und Schreck, mit 20 sec Vorsprung auf „die Üdo“, Heppe und Co. Es ging hin und her, was wohl an der Hitze und den schweren Strecke quer durchs Spalter Land lag.

Zabel fuhr ein Höllentempo und war inzwischen allein an der Spitze. Die Zuschauer waren überrascht, das er, der Sprinter einen Alleingang wagte in diesem schweren Terrain. Äußerte Migels am Anfang noch den Verdacht, Ete und TT wollten evtl. für einen anderen Fahrer aus TT etwas lancieren, so wurde schnell klar, das Ete auf eigene Rechnung fuhr. Sein Vorsprung wurde größer und größer. Noch zwei Runden, Zabel 1:30 vor den Verfolgern, halb fünf, Ete schon 3:14 vor dem Feld. 20 vor vier, Zabel ging in die letzte Runde, er fuhr verbissen, wollte unbedingt seinen zweiten nationalen Titel. Er lag 1:10 vor Wegmann, Schreck und Sinkewitz.

3000 m vor dem Ziel hatte Zabel von 2 Minuten auf die Verfolger.

Um 17:07 Uhr fuhr Zabel über die Ziellinie in der Hopfenstadt Spalt. Er war damit zum zweiten Mal Deutscher Meister und die TT-Dominanz dauerte nun schon 11 Jahre an.

Etes Zeit betrug 4:49:41, bei einer Strecke von 175,2 km ein Schnitt von 36,29 km/h, bei dieser unmenschlichen Hitze und der schweren Strecke eine wirklich hervorragende Leistung.

Chapeau Ete, ich hätte nicht gedacht, das ein Sprinter diesen Ausreißversuch durchhalten würde! hat:

Vizemeister wurde Patrik Sinkewitz (Quick Step) aus Fulda vor dem jungen Fabian Wegmann (Münster) vom Team Gerolsteiner, den Migels ständig als Christian ankündigte.

Auf die nächsten Plätze kamen dann Stephan Schreck (TT), Jörg Ludewig (Saeco), Rolf Aldag (TT), Jens Heppner (Wiesenhof), Andreas Klöden (TT), Uwe Peschel (Gerolsteiner) und Raphael Schweda (Bianchi).

Bedingt durch die schwere der Strecke und die große Hitze kamen nur 33 von ursprünglich 124 gestarteten Fahrern im Ziel an.


Direkt nach dem Zieleinlauf machte ich mich auf den Weg zur Siegerehrung. Leichter gesagt als getan. Der größte Teil der Zuschauer schien nämlich leider die gleiche Idee gehabt zu haben. Aber ich gab nicht auf, boxte mich durch. Da ich meinen Fotoapparat um den Hals hängen hatte, hielten mich einige Fans offenbar für wichtig bzw. dachten ich sei von der Presse und ließen mich durch.

(Toll, werd ich jetzt immer so machen... )

An Ort und Stelle angelangt, war es dann leider nimmer so leicht. Ich stand mit einem Fuß in einem Blumenkübel, mit dem anderen auf dem Absperrgitter und wartete. Die Zeit schritt voran und die Herrschaften machten keinen Anschein bald mit der Siegerehrung beginnen zu wollen. Es war sooooo heiß, mir lief das Wasser schon an den Handrücken runter, mein T-Shirt war eh schon klatschnass. Endlich kamen sie, es gab Blumen, Medaillen und natürlich die Hymne. Andächtiges Schweigen im schwitzenden Publikum.

Dann gab es in dem Hopfenstädtchen Spalt noch jeweils ein großes Glas Bier für die ersten Drei.

Unter den Zuschauern wurde gewitzelt das von Fabi Wegmann sei bestimmt alkoholfrei = Jugendschutz...).

Ich machte noch einige Fotos von den drei Ersten und boxte mich dann wieder raus aus der Masse.

Der Rückweg zum Bus war dann leichter wie der Hinweg, da es schön bergab ging und die wirklich wunderschönen Fachwerkhäuser herrlichen Schatten boten. Der Bus sollte um 18:10 in Spalt wegfahren, als ich dort ankam, waren bereits einige Fahrgäste vor Ort. Es stand auch schon ein Bus da (im Schatten), aber der Fahrer zeigte auf einen in der prallen Sonne wartenden und meinte, der würde eher fahren. Alle also dorthin, der war schon fast voll und es war kochend heiß da drin, ich hab noch nie in meinem Leben so geschwitzt...es war einfach nur furchtbar. Der Bus fuhr und fuhr nicht ab, mir lief das Wasser in Bächen runter, sogar am Handrücken, im Gesicht....ahhhhhhhh!!!!!!!!!!!!!

Zur Krönung des Ganzen durfte ich dann in GG noch fast eine Stunde auf den Zug nach München warten...zum Glück traf ich noch einen Radsportfan aus München mit dem ich mich dann nicht nur die Stunde in GG, sondern auch noch die ganze Heimfahrt glänzend unterhalten hab.

Es war dann aber wohl doch zuviel Sonne und Hitze für mich, am Montag quälte ich mich 8 Stunden in der Arbeit, in der Nacht zum Dienstag tat ich kein Auge zu vor Kopfschmerzen und Hitze und bin am Dienstag daheim geblieben...und das obwohl ich die allermeiste Zeit mit einem Käppi auf dem Kopf im Schatten gestanden war.

Montag, 9. Juni 2003

Wiesbauertour 2003

Wiesbauertour Salzburg 2003 - Generalprobe und Premierensieg!

Nachdem ich gerade so in Fahrt war, nahm ich selbige wenige Tage nach der D-Tour wieder auf, diesmal allerdings in anderer, nämlich südlicher Richtung. Zum ersten Mal wagte ich mich zum Verfolgen eines Sportereignisses über die Grenzen meines schwarzrotgoldenen Vaterlandes und überschritt dieselbe in Richtung RWR. Genauer gesagt nach Salzburg, um der ersten Etappe der Wiesbauertour beizuwohnen.

Bepackt mit allem, was der gemeine Profifan so zu Rennen mitschleppt bestieg ich am Morgen des Pfingstmontag frohgemut und bester Stimmung in München-Ost den Regionalexpress in Richtung Südosten. Durch die schöne Landschaft vor dem Abteilfenster (Chiemsee, Chiemgauer Alpen...hach!) und die Aussicht auf ein erneutes Live-Radrennen wurde meine Laune auch mit jedem Kilometer noch besser.

Nach gut 2 Stunden Fahrt fand ich mich in der Salzachstadt wieder, wo am Bahnhof ein internationales C4F-Treffen seinen Anfang nahm. Die Delegation bestand genauer gesagt aus Chris Combüs, Werner und Novalis, die die gastgebende Nation repräsentierten und aus meiner Wenigkeit, damit das Treffen auch international wurde.

Und obwohl der ORF für den Tag Gewitter und Regen vorhergesagt hatte, war es einmal mehr tropisch heiß und schwül. Wir wähnten uns eher bei der Tour de Langkawi als bei der Wiesbauertour, schon die zehn Minuten Fußmarsch von Hbf zum Schloss Mirabell reichten völlig aus, damit wir total durchgeschwitzt waren.

Team Bianchi
Nachdem wir kurz durchs Fahrerlager geschlichen waren und uns die Fahrer von Palmans um die Nase fuhren wurde beschlossen erst mal einen geeigneten Standplatz an der Strecke zu suchen. Einfacher gesagt als getan. Wir hatten zwar die Marschtabelle aber keinen Stadtplan zur Hand. Somit war einige hundert Meter nach dem Ziel nicht mehr feststellbar wo die Strecke entlanggehen sollte, da auch nichts abgesperrt war.

Nächster Plan: Team Saeco bzw. Hotel desselben suchen. Namentlich Gerrit Glomser, seines Zeichens Vorjahressieger und Lokalmatador. Auch Fehlanzeige...nix....na ja wenn man nicht weiß in welchem Hotel die Lieblinge sind ist es eher schwer sie zu finden...

Zurück zu Start und Ziel. Dort schon jede Menge Menschen. Wie war das, Radsport interessiert in der Alpenrepublik niemanden? In Salzburg sah das anders aus!

Nun ging die Teamvorstellung über die Bühne, bei der wir uns das ein ums andere Mal über den Toursprecher amüsierten.

Mit den österreichischen Stars gab es immer kleine Interviews, mit Bernhard Eisel, der die Tour fürs österreichische Nationalteam bestreitet und gleich einmal klarstellte, das er die Tour de France nicht fahren würde, wie der Sprecher irrtümlich behauptete.

Dann kam Team Fakta und mit ihm der "Kanalbrigadier" Werner Ribi Riebenbauer. (es sei nur am Rande kurz erwähnt, er ist wieder vollkommen schlammfrei!) Frank Hoj grinst die ganze Zeit vor sich hin und ist mal wieder äußerst praktikertauglich!


Es kommt das Team Rabobank, hier ist es der österreichische Meister der U 23, Bernhard Kohl, der im Mittelpunkt des Interesses steht. Die "Mini-Rabos" sind ja fast irgendwie ein U 23-Team (auch wenn oggi es anders sieht...) und wir grinsen in uns rein, als der Herr Sprecher ganz wichtig erklärt, dies sei das jüngste Team der Rundfahrt, kein Fahrer sei älter als 23... das ist einmal so bei einem U 23-Team... Niels Scheuneman macht der Aussprache seines Namens mal wieder alle Ehre!

Bernhard Kohl stellt sein Team vor...

Dann kommen die Bianchis und mein Herz schlägt höher. Die Trikots schauen gut aus und ich freu mich das es das Team noch gibt und ich sie fahren sehen konnte!

Team Cofidis schaut auch aus wie eine U23-Abordnung der Mannschaft!

Als nächstes ist Landbouwkrediet an der Reihe und hier ist es der Sprinter Tom Steels der kurz befragt wird. Er wird als dreimaliger belgischer Meister vorgestellt, Novalis meint dazu nur trocken: "Im Trinkflaschenwerfen?"

Team ELK-Haus kommt auf die Bühne und wir stellen fest, das der Iro-Ösi keiner mehr ist, Patrick Riedesser hat jetzt gar keine Haare mehr, nur noch eine Zeichnung mit dicken schwarzen Linien auf dem kahlen Schädel. Was wohl abc dazu gesagt hätte? Sagen mir die Namen bei Volksbank und Elk wenigstens noch ein bisschen was, beißt es bei Hervis-Copyright und ARBÖ Merida Graz völlig aus...

Die Stimmung im schwitzenden Publikum steigt rapide an, als der "Espresso Rosso" auf die Bühne kommt und mit ihm die Startnummer Eins, Gerrit Glomser, der Lokalheld. Er hat extra die D-Tour verlassen um auf heimischen Straßen als Titelverteidiger zu starten. Jetzt klicken die Kameras... meine auch. Er wird ein bisschen länger interviewt, sagt das sein großes Ziel heuer die Tour sei. Kurze Zeit später stelle ich fest, das es hier noch richtig gemütlich, familiär zugeht. Gerrit wird neben der Bühne schon wieder interviewt, er ist der Star vor Ort, aber niemand bedrängt ihn. Nach dem Interview steht er zwei Meter neben mir und gibt der Freundin ein liebevolles Bussi zum Abschied. In D undenkbar das Ulle einfach so zwischen den Fans steht und die ihn in Ruhe lassen.

Der Start rückt näher und wir suchen uns eine strategisch günstige Position an der Absperrung. Ich komme direkt neben dem Bianchi-Teamwagen zu stehen und bin glücklich. Zwei Fahrer und den sportlichen Leiter des Lieblingsteams vor der Nase, was braucht der Radsportfan mehr zum Glücklichsein...

Einer der Fahrer trinkt noch was während Andreas Petermann am Radl beschäftigt ist. Dabei fällt mir auf, das auf den Trinkflaschen noch immer der bunte Coastschriftzug prangt...langsam blick ich da nicht mehr durch!

Schließlich ertönt der Startschuss. Ganz gemütlich setzt sich das Fahrerfeld in Bewegung und wird mit Applaus verabschiedet. Die Auftaktetappe der diesjährigen Wiesbauertour findet auf dem Kurs statt, auf dem 2006 auch die Straßenrad-WM ausgetragen werden soll. Die Entscheidung ob Salzburg den Zuschlag bekommt fällt während der diesjährigen WM im kanadischen Hamilton. Die C4F-Delegation aus Salzburg würde sich natürlich sehr über eine positive Entscheidung in dieser Hinsicht freuen...eine WM quasi vor der eigenen Haustür! Super wär's!



Als die Fahrer außer Sichtweite sind suchen wir uns ein schönes Plätzchen im Schatten auf der anderen Straßenseite. Wir stehen etwa 200 m vor dem Ziel, als das Fahrerfeld knapp 30 min nach dem Start zur ersten der geplanten 3 Zieldurchfahrten kommt. Besonders aktiv zeigt sich das Team ELK aus Vorarlberg, das für seinen Sprinter Martin Fischerlehner fährt.

Nachdem die Fahrer die zweite Runde in Angriff genommen haben schreiten wir zu unserer persönlichen Verpflegungskontrolle und nehmen in einem gemütlichen Gastgarten was Flüssiges und Kaltes zu uns.

Zwischen der ersten und der zweiten Zieldurchfahrt liegt diesmal eine Stunde, die erste Runde rund um Salzburg wurde auf dem geplanten Zeitfahrkurs von 2006 ausgetragen, nun geht es über den Parcours des Straßenrennens.

Auf dem Weg zurück zu Start und Ziel bzw. zur zweiten Zieldurchfahrt bleiben wir diesmal an einer Kreuzung stehen, die wunderschön im Schatten liegt. Das sich das Fahrerfeld nähert ist unüberhörbar. Es scheint nicht nur die Strecke getestet zu werden, nein, auch sämtliche Polizisten, die dem Feld auf Motorrädern voraus fahren, testen was das Zeug hält. Und zwar ihre Blaulichter und Martinshörner. Und es sind viele unterwegs, sehr viele. Nach C4F-Schätzungen mindestens pro Team einer. Wenn nicht mehr...Wiederum ist das grünrote Elk-Team sehr aktiv beim Sprintanziehen.

Jetzt ist wieder eine Stunde Ruhe auf dem Mirabellplatz, ab geht's in den Park. Werner hat einen Kuchen dabei und der wird nun verzehrt. @Werner: War wirklich gut!!!

Man sitzt und quatscht und wartet auf die Fahrer. Es ist inzwischen kurz vor 14 Uhr und wieder eine Stunde Warten angesagt auf die Herren Profiradler.

Die dritte Zieldurchfahrt gab es dann um 3, fast eine Viertelstunde lag das Feld hinter der Marschtabelle. Aber es war ja auch wieder sooo heiß heute. Wir überlegten, ob die das wohl bis zum endgültigen Zielsprint wieder reingeholt haben würden.

Es war so. Immer noch auf der gleichen Parkbank sitzend hörten wir gegen viertel nach drei vom Ziel einen Lautsprecher krächzen die Fahrer würden sich nähern. Alles Graffl zamgepackt und an die Strecke. Ein Sponsor der Tour ist die Firma Kettler, und nun gibt es erst mal eine Präsentation ihrer Produkte - wohlgemerkt wenige Meter hinter der Ziellinie. Auch die Journalisten stehen wieder sehr nah hinter der weißen Linie und bei uns werden Erinnerungen an das diesjährige Gent-Wevelgem und Tom Boonen wach. Es wird aber rechtzeitig Platz gemacht.

Zuerst dröhnt uns mal wieder die österreichische Polizei die Ohren voll. Ich hänge mit letzter Kraft und einem Arm an der Absperrung, mit dem anderen schwenke ich ganz fleißig ein kleines grün-gelbes Wiesbauerfähnchen. Mit einem Fuß stehe ich auf der Absperrung drauf und verrenke mir den Hals. Allerdings habe ich in dieser Haltung eine wunderbare Sicht auf die Ziellinie, die etwa 20 m vor uns liegt.

Der Sprecher kündigt die Fahrer an, wo bleiben sie, ich stehe gerade nicht gut!!!


Die Mini-Rabos Part 2
Endlich kommen sie. Da wir dem Streckensprecher nicht zugehört haben auf der letzten Runde, wissen wir nichts über die momentane Rennsituation. Schnell ist aber klar - Massensprint. Wird Team Elk nochmals so offensiv fahren wie bei den drei Zwischensprints unterwegs, was machen die anderen Sprinterteams, wie sind die schnellen Leute über die zwei Bergwertungen in Eugendorf (Kat. 3) gekommen?

Um mich rum sind so viele Leute, so richtig sehen tu ich jetzt nichts mehr. Die Ziellinie jedenfalls nicht. Als die Fahrer an uns vorbeischießen ist ein Bianchi ganz vorn. Ich hab mich selten so sehr gefreut bei einem Radrennen. Der erste Sieg für das Team, das ist so verdammt wichtig gewesen...allerdings ist die Freude ringsum deutlich verhaltener, man hatte wohl auf einen rotweißroten Tageserfolg gehofft. Wir machen uns auf den Weg zur Siegerehrung, aus einem Lautsprecher tönt das Ergebnis: Steffen Radochla vom Team Bianchi hat gewonnen, super super super!!!

Das ist das erste gelbe Trikot fürs neue Team, besser kann es wohl gar nicht laufen! Den Gedanken zur Siegerehrung zu gehen hatten außer uns aber leider noch mehr Fans gehabt und so standen wir in der sechsten oder siebten Reihe...gesehen hab ich nicht so wirklich alles. Rinaldo Nocentini und Simone Cadamuro haben sich auf dem Stockerl zusammen krank gelacht, die Witze hätte ich auch gern gehört.

Die ersten drei in Salzburg waren damit also Steffen Radochla (Bianchi) vor Simone Cadamuro (De Nardi Colpacck) und Bernhard Eisel (Nationalmannschaft Österreich).

Die ersten drei Plätze im Gesamtklassement belegten nach der Etappe Steffen Radochla, Simone Cadamuro und Martin Fischerlehner, der dank der Bonussekunden aus den gewonnenen Zwischensprints noch aufs Stockerl kam.

Das weiße Punktetrikot bekam Steffen Radochla, das weiß-rote Bergtrikot Rinaldo Nocentini, bester Sprinter war Martin Fischerlehner im grüne Trikot und das blaue Trikot für den besten Österreicher im Gesamtklassement wurde in Salzburg an Bernhard Eisel verliehen, der übrigens mit RWR-Trikot und fdjeux.com-Hose unterwegs war.

Alle Geehrten bekamen langen und fairen Applaus vom Publikum, das fand ich sehr schön.

Persönlicher Höhepunkt für mich war aber die Übergabe des gelben Trikots an Steffen Radochla. Das war das beste was diesem Team passieren konnte nach den ganzen Querelen um Sperren, Geldsorgen und Zukunftsangst. Radde sah auch sehr glücklich aus.

Die Ehrendamen haben gar nicht mehr aufgehört den jungen Sachsen abzubusseln!!! Um das ganze auch recht feierlich wirken zu lassen gab es eine triumphale Musik und die drei auf dem Stockerl strahlten um die Wette. Wir machten natürlich jede Menge Fotos während der Siegerehrung.

Nocentini schrieb nach der Siegerehrung noch Autogramme, leider hatte ich mein Büchlein nicht greifbar, arghhhhh!!!

Der gelbe Radochla war leider schnell weg, so wie der Rest der Fahrer auch und so beschlossen wir, den Ort des Geschehens ebenfalls zu verlassen und nochmals was Flüssiges und Kaltes zu uns zu nehmen.

Schließlich trabten wir vier zurück zum Salzburger Hauptbahnhof und bestiegen unsere Züge Richtung Heimat. Mein Zug fuhr um 18:13 Uhr ab, um halb neun war ich daheim und wie nach jedem Radrennen verschwitzt und müde aber glücklich und zufrieden!

Donnerstag, 5. Juni 2003

D-Tour in Ansbach 2003

Yeti's Kurztrip zur D-Tour

Donnerstag, 05.06.2003, 3.Etappe der D-Tour von Coburg nach Ansbach, 188 km
quer durch Franken (Tour de Franken)


Nachdem die D-Tour erneut durch den Süden unseres schönen Landes kam und diesmal sogar durchs noch schönere Franken beschloss ich, dabei sein zu müssen. Zuerst peilte ich den Start der 3. Etappe in Coburg an, da dort aber der „scharfe Start“ außerhalb der Stadt lag und somit schwer erreichbar war, entschied ich mich stattdessen, den Zielort Ansbach mit meiner Anwesenheit zu beglücken !

Ich, nach einigen Radrennen im letzten Jahr, mit der elektronischen Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn AG bereits bestens vertraut, hatte schnell eine sehr günstige Zugverbindung herausgesucht (das günstig bezieht sich hierbei auf den Preis, nicht auf die Fahrtdauer, das nur am Rande...)

Nun gut, zurück zum eigentlichen Thema:

Einige Tage vorher hatten Madame Durand und ich bereits ausgemacht, uns in Ansbach zu treffen. Das freute mich sehr, weil es zu zweit doch gleich viel mehr Spaß macht. Als Erkennungszeichen hatten wir ausgemacht dass ich ein schönes C4F-Schildchen am Rucksack tragen sollte. Das hab ich mir dann auch während der Zugfahrt gebastelt, man hat ja Zeit im Regionalverkehr...und so als Profiradsportfanprofi hat man natürlich auch alles dabei, Papierschildchen, Stifte, Tesafilm...

So weit, so gut, das Wetter war bestens, meine Stimmung auch. Zumindest bis Treuchtlingen im wildromantischen Altmühltal (das wäre was für unsere Freunde aus der ersten Reihe im Deutschen Fernsehen gewesen..). Zwischen Treuchtlingen und Gunzenhausen brach dann die große Sintflut über Mittelfranken herein. Der Himmel wurde schwarz wie das Punktetrikot bei der D-Tour, es schüttete, es hagelte, es stürmte. Meine Stimmung begann zu sinken wie die Kurse beim letzten Börsencrash. Ein Stoßgebet nach dem anderen schickte ich zum Petrus hinauf und der gute Mann hat mich erhört, in Treuchtlingen hatte es fast aufgehört. Es war so schwül wie vorher und ich schwitzte wie verrückt unter der Regenjacke. Madame Durand und ich fanden uns schnell, dank eines „yeti“ –Schilds, das sie dabei hatte. (Anmerkung von Madame Durand: Auch im Zug gebastelt...)

Zusammen machten wir uns dann auf den Weg zum Ziel, das unweit des Ansbacher Schlosses sein sollte (da hat sich der Jürgen bestimmt gefreut, hat man bei der Übertragung eigentlich auch was vom Radrennen mitbekommen, so am Rande?) Zuerst gingen wir mal zur ARD-Bühne, wo es eine große Videowand gab. Anfangs sahen die TV-Bilder nach einer Ausreißergruppe mit mehreren Saeco-Fahrern aus, was Madame Durand gar nicht gefiel. Schließlich entpuppte sich diese „Ausreißergruppe“ aber als Spitze des Hauptfeldes, die drei Ausreißer waren Fahrer von AG2R, Rabobank und Bankgirolotterij. Madame Durand drückte jetzt Christophe Agnolutto die Daumen, mir war es eigentlich egal, Hauptsache die Ausreißer kamen durch. Wir suchten uns einen schönen Platz an der Strecke und ich befestigte mein „Forza Bianchi“-Schild am Absperrgitter. Von den Zuschauern um uns rum wurden wir um unsere Startlisten und die Marschtabelle beneidet. Ganz neugierige Blicke! „Ihr kennt euch aber gut aus“ usw. bekamen wir zu hören.

Einige wollten wissen, bei welchem Team der eine Fahrer gestorben sei und ob es schon Neuigkeiten dazu gäbe. Ich sagte zu Madame Durand, mir sei komisch bei dem Gedanken, wir hätten hier Gaudi und für die Fahrer des Bäckerteams sei gerade eine Welt zusammengebrochen. Ihr ginge es genauso war die Antwort...

Hatte ich während der Zugfahrt noch überlegt, ob es auch hier eine „caravane publicitaire“ geben würde, so wurde ich kurze Zeit später bestätigt. Zuerst kam eine Truppe Sambatrommler die Strecke entlang, ich fand es klasse, dieser Rhythmus ist einfach mitreißend. Dann kam die Werbekarawane, die allerdings nur ein äußerst müder Verschnitt dessen war, was bei der Tour unterwegs ist. Das meiste, was sie unter die angeblich 30.000 Zuschauer brachten, war irgendwelche Werbung für irgendwelche Ansbacher Geschäfte. Toll!

Letztendlich erwischte ich ein Tütchen mit vier Gummibärchen...außerdem gab es noch Mini-Bifis und Ratschen, von denen bekam Madame Durand einige zu fassen. Mit dabei waren auch einige junge Damen mit blauen Haaren. Die wurden gleich gefragt, ob das Fahrerfeld pünktlich sei oder durch das Gewitter dem Zeitplan hinterherhinke. Nein, sie seien in der Zeit wurde uns versichert.

Es ging auf vier Uhr zu und wir erwarteten gespannt die Fahrer zur ersten Zieldurchfahrt. Zuerst kamen mal ein Haufen Polizeimotorräder, die mit lautem Beifall empfangen wurden. Einige Polizisten gingen richtig mit, fuhren freihändig oder boxten in die Luft. Einer fuhr ganz nah an die Zuschauer heran und klatschte die ausgestreckten Hände ab.

Man brachte sich in Stimmung...

Madame Durand hoffte darauf, das Agnolutto noch vorn sein würde, wenn es auf die beiden Stadtrunden durch Ansbach ging. Und tatsächlich, kurz vor vier Uhr kamen die drei Ausreißer allein an uns vorbei. Es waren nach der ersten Zieldurchfahrt noch 15, 2 km zurückzulegen, wir starrten wie blöd auf die Uhr am Ziel um den Vorsprung genau zu sehen. Es waren rund 2 Minuten. Das Tempo im Hauptfeld machte Heppe. Madame Durand freute sich sehr, als sie im vorbeirasenden Feld Santiago Botero entdeckte. Wir hofften und bangten. 7, 4 km oder eine Zieldurchfahrt später waren die drei immer noch vorn, mit 1,5 Minuten. Diesmal war im Feld der kleine Wegmann vorn. Unser Kommentar: „Ach der ist ja sooo putzig!“ Wir fragten die Zuschauer um uns rum, wie die Strecke beschaffen sei. Winklig war die Antwort, mit einem kleinen Anstieg. Wir wurden zuversichtlicher, was die Chancen der drei betraf. Die kommen durch, so unsere Meinung, mit 20 bis 30 sec. Da sie auf den ersten 8 km nur 30 sec verloren hatten, so hofften wir, würde dies bei der zweiten Runde ebenso sein. Ich schaute nach den Bianchis, Madame Durand nach Santiago Botero. Am Ende des Feldes befanden sich immer zwei Fahrer von Vlaanderen, die aber tapfer kämpften.

Leider gab es hinter dem Ziel keine Lautsprecher, so dass wir nichts über den Rennverlauf mitbekamen. Schade...

Schließlich kamen die Fahrer durchs Ziel. Wer Sieger wurde, bekamen wir leider nicht mit.

Wir verließen unseren Standplatz und machten uns auf die Suche nach dem Fahrerlager. Zuerst einmal stießen wir auf die andere Seite der Rennstrecke vor und freuten uns jedes Mal, wenn wir einen Fahrer erkannten! (Zitat: „Da war der Igoooor!!!“)

Dann ging es weiter Richtung Fahrerlager. Nach einigen Metern fuhr Udo Bölts an uns vorbei und wir riefen „Hey Udo“ worauf sich die „die Üdo“ umdrehte und winkte! Madame Durand hoffte er würde nicht so schnell fahren, damit wir ihm zum Fahrerlager folgen konnten. Er war aber schnell weg. Als nächstes lief uns ein Wiesenhofbetreuer über den Weg, der mit kleinen Gerolsteinerflaschen bepackt war. Madame Durand schwatzte ihm gleich mal eine ab. Es ist ja schließlich wichtig bei der Hitze genug zu trinken! Als wir um die nächste Häuserecke bogen standen wir auch schon im Fahrerlager. Jaja, was so echte C4F-Chicks sind, die finden das Fahrerlager immer! Hier befanden sich die Teams Once, TT, CCC, Wiesenhof und Gerolsteiner. Als ersten Fahrer sahen wir Jens Voigt beim Interview. Leider waren aber so viele Leute um ihn rum das man kein Foto machen konnte. (Anmerkung von Madame Durand: Ich schaffte es schließlich doch noch)

Zunächst gingen wir mal zu Once und hatten Glück. Jörg Jaksche (aus Ansbach, wie Ulli und Karsten immer sagen ) war in seiner Heimatstadt natürlich ein gefragter Mann. Trotzdem gelang es uns ein Autogramm zu bekommen und auch einige Fotos zu machen. Klasse! Des weiteren ergatterte ich noch die Unterschrift von Isidro Nozal. Madame Durand versuchte eins von IGG zu kriegen der wollte aber nicht aus dem Bus kommen. Witzig wurde es, als Madame Durand einen Oncebetreuer (Anmerkung von Madame Durand: Ich weiß nicht, ob es ein ONCE –Betreuer war, er holte auf jeden Fall Isidro Nozal aus dem Bus, so dass wir Autogramme bekamen) auf spanisch nach dem Namen von einem der Fahrer (Isidro, Anm. Madame Durand) fragte und der Kerl nichts verstand. (Anm. Madame Durand: er meinte, ich müsse den Fahrer selber fragen... ;-) )

Schließlich bat sie Nozal noch um eine Once-Trinkflasche und bekam tatsächlich eine! (Anm. Madame Durand: Isidro saß in der ersten Reihe und ich rief auf spanisch: „Hola Isidro, una botella por favor!“ = Hallo Isidro, eine Flasche bitte. ) Zum Ansprechen der Fahrer mit Vornamen siehe später noch ein paar Ergänzungen... )

Weiter gings und wir knipsten noch ein paar Fahrer von CCC und Vlaanderen. Leider fuhren die meisten Teams ziemlich schnell weg, von den Gerols sahen wir nur noch René Haselbacher sowie Hans Michael Holzcer. Foto versteht sich von selbst! Zwischendurch wurde Madame Durand über Jan Ullrich ( ausgerechnet, Anm. von Madame Durand) interviewt.

Phonak wagte es und blieb recht lange da. Das ist ein klarer Fehler, solange sich Radsportchicks in der Nähe aufhalten. Diese einmalige Chance ließen wir uns natürlich nicht entgehen und stießen zielsicher zu „wi räis for bättar hiring“ vor. Madame Durand fragte die zwei im Camper anwesenden Fahrer nach Autogrammen was diese auch bereitwillig taten. Danach baten wir sie noch, uns zu sagen wer sie sind da wir die beiden nicht erkannten. Der eine sagte ja, aber was tat er? Drehte sich um und gab jedem von uns einen Packen Autogrammkarten. War ja sehr nett von ihm, aber schlauer waren wir dann immer noch nicht.

Als die letzten Teams weg waren gingen wir zurück Richtung Ziel. Unterwegs trafen wir dann einen Offiziellen, der wurde erstmal nach dem Ergebnis befragt. Die Ausreißer hatten es also um Millimeter geschafft und wir freuten uns für sie. Der Mann schien das aber nicht verstehen zu können und wies uns extra auf Etes vierten Platz hin. Jaja, passt schon...auf dem Weg zum Ziel lief uns noch ein Phonakbetreuer über den Weg, mit einem Blumenstrauß. Rast hatte also das weiße Trikot verteidigt. Schließlich kamen wir zurück zur ARD und verstauten unsere im Fahrerlager eroberten Schätze. Wir suchten uns ein ruhiges Plätzchen und betrachteten die Phonakkarten. Nach einer Viertelstunde stellte sich heraus dass es sich bei den beiden um Massimo Strazzer und Niki Aebersold gehandelt hatte. Wir stärkten uns mit einer kleinen Tüte Gummibärchen und spazierten weiter. Nachdem wir jeder noch eine Flasche Powerade (lecker das Zeug und für einen Bianchifan wie mich einfach klasse) geschenkt bekommen hatten standen wir vor einer großen Bühne und die Waikiki Beach Bomber mit den Vorbereitungen für ihren Auftrittt beschäftigt waren. Der war dann auch ganz witzig, am Anfang hat der Chef der Truppe in bestem fränkischem Englisch erklärt was sie nun gleich tun würden. Das war zum kringeln, einfach nur genial. Kostprobe: „...ju sörtisausend Ansbachers...shout out addage...ju nou wad addagge miens... addagge mit zwei d und zwei g“ usw. Die Musik war dann auch nicht schlecht, stimmungsvoll, schwungvoll, genau richtig zur Unterhaltung an einem heißen guten Tag. Kurz vor halb sieben machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof, den wir auch fanden nachdem wir uns nur einmal verlaufen hatten.

Streik im Öffentlichen Dienst, Winter/ Frühling 2023

Wie bitte? Die Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst streiken? Die mit den sicheren Arbeitsplätzen, die, die in der Pandemie nicht um ihre Jobs...