Freitag, 22. März 2019

Weltcup der Nordischen Kombination in Schonach, 15.03.-18.03.2019


Schwarzwaldpokal 2019 und Weltcupfinale in Schonach im Schwarzwald

Freitag, 15.03.2019 - Vorwort - Brecht den Mist doch endlich ab!

Im Januar diesen Jahres kam er über Südbayern, der große Schnee, so viel Schnee wie man ihn hier lange nicht mehr gesehen hatte. Katastrophenalarm in fünf oberbayerischen Landkreisen, eingeschneite Orte, geräumte, nicht evakuierte Orte. Tagelange akute Lawinengefahr. Gesperrte Straßen. Bundeswehr und THW im Dauereinsatz. Schulausfälle.

Schulausfälle!!

N. konnte sich nicht erinnern, dass hier in Südbayern jemals wegen Schnee die Schule ausgefallen war. Wir lernten alle etwas über zulässige und überschrittene Schneelasten auf Hausdächern und wie man diese ermittelte

Irgendwann hörte es auch mal wieder auf zu schneien, doch der Winter blieb zu warm. N. und S. begannen (wie jedes Jahr eigentlich) um den Weltcup in Schonach zu bangen.

Die Schneekontrolle würde am Freitag, den 08.03.2019 sein. Unsere Unterkunft kostenfrei stornieren konnten wir bis Donnerstag, 07.03.2019 um 23:59 Uhr.

N. und S. zitterten. 

Die erlösende Nachricht kam am Freitag gegen 12 Uhr. 

Um diesmal auch den PCR sehen zu können, hatten wir uns schon vor Wochen Super-Sparpreis-Tickets bei der DB gekauft und würden damit diesmal in den Genuss (haha) des Fernverkehrs kommen. 

Da nicht klar war, wer nach der Saison aufhören würde, wollten wir diesmal einfach alles mitnehmen und so viel wie möglich vom Weltcup sehen. Ein wenig gebangt hatten wir im Vorfeld mal wieder, da Jan Schmid den Weltcup in Oslo ausgelassen hatte und Jörgen Graabak krankheitsbedingt nicht hatte starten können.

Doch in Schonach waren beide wieder dabei. Team Norwegen kam mit acht Sportlern, Harald Johnas Riiber sollte am Samstag starten, Einar Oftebro am Sonntag. Einar lag unter den besten 30 des aktuellen Gesamtweltcups und durfte somit beim Saisonfinale ran.

Soweit der Plan der Norweger. Doch Pläne sind ja des öfteren Schall und Rauch. Team Norwegen sollte dies im weiteren Verlauf des Weltcups noch erfahren.

Um 7:28 Uhr ging der ICE in München. Das erste, was im Zug durchgesagt wurde war, dass das Bordbistro leider defekt sei. Heiße Getränke erst ab Mannheim. 

Sänk ju for träwelling wis Deutsche Bahn...

In Augsburg stieg S. zu. Wir genossen unser Leben in vollen Zügen und vor allem das freie W-lan. Tänk ju!

In Stuttgart wechselten wir in den IC. Zug bewegte sich keinen Meter. Durchsage, dass man leider die Lok neu starten müsse...

Sänk ju for träwelling...

Am Ende hatten wir so viel Verspätung, dass der Anschluss in Karlsruhe weg war und wir dort ne Stunde warten mussten. Der Bahnhof in Karlsruhe muss einer der ältesten in der ganzen Republik sein. Aber immerhin hatten sie dort funktionierendes W-lan. Wir Süchtlinge wir...

Sänk ju for...

In Triberg mussten wir dann noch mal 50 Minuten auf unseren Bus nach Schonach warten. 

Während wir dort so im Bahnhof herumsaßen und Brotzeit mümmelten, lasen wir auf Twitter auf dem Account der FIS, dass es statt der geplanten zwei nur einen Trainingsdurchgang geben würde. Training somit ohne uns.

Wir waren wütend. Danke für nix, DB.

Draußen regnete es, windig war es in Triberg eigentlich nicht, oben in Schonach schien es jedoch anders zu sein.

Der Bus kam pünktlich und der Fahrer wollte dann nicht mal Geld von seinen Fahrgästen haben. Dankeschön!

In Schonach angekommen eilten wir zur Pension, checkten ein und machten uns auf zur Schanze.

Nur das Nötigste hatten wir dabei, Geld, Handy, Schlüssel, Schirm.

Das Wetter zeigte sich von seiner schlechtesten Seite, es windete und regnete, die Sprungergebnisse waren die reinste Lotterie. Espen Andersen und Fabian "Rio" Riessle hatten nicht den Hauch einer Chance und wären ausgeschieden gewesen. 

Nach Fabis Sprung war ganz offensichtlich so viel Wasser in der Spur, dass die deutschen Trainer intervenierten. Jedenfalls gab es nun eine längere Pause, was N. zu der Aussage veranlasste, man solle diesen Sch..ß doch endlich abbrechen.

Memo an mich: In Zukunft leiser sprechen, wenn sich ausländische, der deutschen Sprache mächtige Athleten in der Nähe aufhalten...

Die Beratungen am Schanzentisch zogen sich in die Länge, unsere Klamotten wurden nässer und nässer. Irgendwann hatte die FIS ein Einsehen, mit den Sportlern, den Fans, den Verantwortlichen.

Der PCR wurde abgebrochen und auf den nächsten Tag verschoben. 

Wir machten uns auf den Weg zurück in die Pension und trockneten mal wieder Klamotten auf Heizungen und in Duschkabinen...




Den Abend verbrachten wir mit im Internet surfen, fernsehen sowie Abendessen in der Pizzeria.

Am nächsten Tag sollte es dann um 9:30 Uhr mit dem PCR weitergehen, Wettkampfsprung um 11, LL um 15 Uhr. 

Ach ja, haben wir schon erwähnt, dass es in Schonach ein wenig windig war? 

Also gut, es windete. Tag und Nacht. Teilweise hatten wir das Gefühl, dass das Hausdach jetzt dann gleich abheben würde....

Samstag, 16.03.2019 - Wir brauchen kein Windnetz, wir haben den Schwarzwald!

Am nächsten Morgen schien die Sonne. 

Ach ja, es windete übrigens immer noch. 

Wir stärkten uns beim Frühstück mit Tee, Semmeln und Apfelkuchen und machten uns dann wieder auf den Weg zur Langenwaldschanze. 

Es windete und windete. Wir gaben keinen Pfifferling auf den Bewerb. Hoffentlich ging wenigstens der PCR durch. Es musste einfach sein, es gab da doch ein paar Jungs, die wir (vielleicht) zum allerletzten Mal sehen würden, da musste es einfach zumindest einen Wettkampf geben. 

Der PCR ging dann durch, wie auch immer. Riiber stellte einen neuen Schanzenrekord auf. Auch für Jan Schmid lief es super, im vielleicht letzten internationalen PCR seiner Karriere. Wir freuten uns sehr.


Währenddessen traten im Stadion erste Sachschäden auf.


Harald Johnas Riiber im Interview beim ZDF. Es ging vermutlich eher weniger um ihn selbst...


Der Cheftrainer im Auslauf. Inzwischen wissen wir dann ja auch warum er da stand...:(



Der Wettkampfsprung ging dann auch durch, lediglich der Beginn hatte sich etwas verzögert.

Zitat FIS-Renndirektor: "Wir brauchen kein Windnetz, wir haben den Schwarzwald!"

Für Jarl lief es erneut super, für den Rest der Norges eher nicht so.


Ja, er hatte schon bessere Wettkampfsprünge gehabt...*brummel*

Der PCR war im Sack, der Wettkampfsprung auch. Wir waren glücklich, bedeutete dies doch, dass wir morgen auf jeden Fall auch einen Bewerb sehen würden, im Fall des Falles aber nur mit einem 10 km-Lauf. Aber besser als nichts!

N. und S. machten sich auf den Weg zurück in den Ort, genauer gesagt in "Moosis Lesecafé, um dort nach guter alter Tradition gefüllte Pfannkuchen zu essen.



Das Wetter hätte nicht schöner sein können, abgesehen vom abartigen Wind. 

Nach dem Essen wieder rauf zur Loipe im Wittenbachstadion.

Es windete und windete.



Am Ende gab es einen österreichischen Doppelsieg, Berni Gruber vor Luggi Greiderer, der damit seinen ersten Stockerplatz im Weltcup geholt hatte und Jarl Magnus Riiber. 


Kombi-Elch Kalle freute sich sehr.

Vom Stadion zurück in den Ort. Das erste Stückerl im Wald war es angenehm, doch wenig später auf der baumlosen Hochebene konnte man sich wieder kaum auf den Beinen halten. Wir wünschten uns so sehr, dass das Wetter bis zum nächsten Tag anhalten möge, da waren ja schließlich ein paar Jungs, die morgen ihren Abschied geben würde und da hätten sie schönes Wetter mehr als verdient!

Der Wetterbericht sprach jedoch leider andere Bände...

Wieder das übliche Spiel am Abend...Pension, Pizzeria, Siegerehrung. N. hatte sich ja sehr gefreut, nicht nur Jarl dort zu sehen, sondern auch Ilkka Herola.

Tja. Hätte, hätte Fahrradkette...

Alle waren da, nur Herr Herola nicht...*motz*


Ja, Jarl schaut da ein bisschen doof. Aber es ist das einzige Foto, auf dem alle fünf drauf sind.


Schwarzwaldpokal für Berni Gruber.



Sonntag, 17.03.2019 - Was zur Hölle? - Einar kam zum Springen, laufen durfte dann Harald.

Am nächsten Morgen windete es, zur großen Überraschung aller, immer noch. Nach dem Frühstück schleppten wir uns zum letzten Mal in der laufenden Saison zur Schanze. Ob der Schwarzwald wohl immer noch ein ausreichendes Windnetz sein würde?

Um 10 Uhr sollte der Probedurchgang beginnen, um 11 der erste von zwei Wertungsdurchgängen. Es windete und windete. Zuerst fiel die Probe aus. Dann verzögerte sich der Beginn des Wettkampfs. 

N. und S. waren hin- und hergerissen. Eigentlich hätten wir ja schon noch gerne einen Bewerb gesehen. Außerdem hatten wir bzw. N. mal wieder eine Mission zu erfüllen...

Kleines Abschiedsgeschenk für Jan Schmid. Auch wenn bis heute nicht klar ist, ob er nun weitermacht oder nicht. 


Aufgepeppte Kartonrolle. Ja, ich bastel gern. 


Kleine Fotocollage mit Bildern aus den letzten zehn Jahren oder so.


Vorderseite Karte.


(Ja ich weiß, dass ich das Wort "bleiben" vergessen habe beim Schreiben. Leider Gottes hatte ich keine Tipp-Ex-Maus zur Hand) 

Ein Zufallsergebnis oder einen Verletzten wollten wir dann aber auch nicht haben. Und der PCR war ja zumindest für einen Teil unserer Norweger richtig gut gelaufen. 

Die Probe war ja nun schon dem Wind zum Opfer gefallen und für den Bewerb sah es nicht unbedingt besser aus...das Windnetz Schwarzwald schien heute nicht ausreichend zu sein. 

Neben dem Exit-Gate befanden sich immer noch keine Betreuer. N. und S. rechneten nicht mehr wirklich mit einem Springen. Irgendwann kam der Sportchef der Norweger vorbei. Und das norwegische Fernsehen (NRK). N. begann zu schwitzen. Eine Live-Übertragung der Übergabe an Jan in Gesamt-Norwegen wollte ich dann nun auch nicht....Ramsau hatte uns dann eigentlich schon gereicht.

Um 11:15 Uhr gab es das nächste Jury-Meeting. Noch bevor die Durchsage über die Absage des Springens an der Schanze kam, lief die entsprechende Info durch den FIS-Ticker am Handy.

Damit würde für den heutigen Tag der PCR zu Anwendung kommen, es kein klassisches "Saisonfinale" mit den 30 Besten geben und das Wochenende war für den armen Einar Oftebro ohne Einsatz zu Ende gegangen. Er war an die Schanze gekommen um zu springen, laufen durfte dann Harald Riiber. Die Kombi treibt manchmal seltsame Blüten...*gg*

N. und S. reagierten blitzschnell, zogen das Geschenk für Jan aus dem Rucksack, der ja an diesem Tag nicht mehr vorbeikommen würde und beschlossen, das Ganze einfach dem Herrn Sportchef aufzudrängen. *gg*

"Excuse me, could you please give this to Jan?"

"To Jan Schmid?"

(Anmerkung der Redaktion: Wie viele Jans gibt es im Team Norwegen? Bis zu dieser Saison gab es  drei Mal Magnus und zwei Mal Espen, aber Jans meines Wissen wirklich nur einen. Aber ok, was weiß ich schon...)

"Yes please. A little memory to his career!"

"Do you think he will finish his career? He never told me!"

"I'm not sure."

Es ging so schnell und war so hektisch, dass ich komplett vergessen haben zu erwähnen, dass ich das Graffl halt auch nicht wieder mit heimnehmen wollte.

Ich hoffte sehr, Herrn Stuan damit keine schlaflosen Nächte bereitet zu haben. 

Und außerdem wüsste ich gern, ob Herr Schmid das Ding bekommen hat...

Durch die Absage hatten wir ja mal wieder viel Zeit bis zum Lauf und beschlossen diese, zumindest zum Teil, im Kurpark zu Schonach zu verbringen. Wenn wir schon Kurtaxe zahlten, wollten wir wenigstens die Bänke dort etwas absitzen und die Wege ablaufen.





Willkommen in Deutschland...

Der Wind war da, die Wolken wurden mehr...das Wetter schlug um. Das Saisonende und der Abschied von Max, Francois, Willy usw. war Petrus ganz offensichtlich egal...

Wir machten uns auf den Weg in die Pension, schmissen alles nicht mehr benötigte aus den Rucksäcken, dafür Regenjacken, Regenschirme, Mützen, Ponchos und Regenhüllen für die Rücksäcke hinein und machten uns wieder auf den Weg nach oben ins Wittenbachstadion.

Zum letzten Mal in dieser Saison zum Langlauf, zum letzten Mal Francois Braud, Maxime Laheurte und Willy Denifl als aktive Sportler sehen und vielleicht noch so manch anderen, von dem wir das zum aktuellen Zeitpunkt noch gar nicht wussten...

Der Weg über die baumlose Hochebene war eine Herausforderung. N. begann zu zweifeln, dass der Lauf überhaupt würde gestartet werden. Nicht, dass noch ein Baum auf die Loipe fiel. Teilweise hatten wir Angst, gleich im Wind umzufallen. Es war echt unfassbar windig. Nicht mal unterhalten konnten wir uns.

Auf der Tribüne angekommen, windete es "nur". Wenig später hagelte es. Zu Beginn des Rennens begann es zu regnen.

Die Jungs taten uns unfassbar leid. Wir zogen mit eiskalten Fingern Regenponchos über die Winter- und Regenjacken..

Zum Ende des Rennens schneite es. Viel Schnee. Nasser Schnee.

Das Gute in Schonach ist ja, dass man fast die gesamte Strecke einsehen kann. Das ist aber auch gleichzeitig ein gewisser Fluch.

Jarl war schnell alleine vorn, das freute uns zu sehen. Irgendwann löste Jan sich von Berni. Auch sehr schön. Im vielleicht letzten Weltcuprennen noch mal aufs Stockerl? 

Als wir dann aber bemerkten, dass hinter Jan und Berni etwas Grünes sich nach vorn arbeitete, war das Ganze ein gewisser Fluch. Das "Grüne" war schnell als Alessandro "Alejet" Pittin identifiziert. Also grundsätzlich mögen wir Ale ja, wie eigentlich alle Kombis. Aber er ist halt ein so verdammt guter Läufer und wir wollten das Stockerl unbedingt für Jan.

Wir hüpften wie die Flummis auf und ab und feuerten unsere Favoriten lautstark an.

Doch Jan schaffte es seinen Platz zu verteidigen und kam 25 Sekunden nach Jarl als Zweiter ins Ziel, Berni landete auf Rang 3. 

Norwegischer Doppelsieg zum Saisonabschluss. Was hätte es für uns schöneres geben können?!

Wir blieben noch eine Weile und feierten die Norweger.

Zur Abwechslung (hihi) mal wieder die norwegische Hymne gehört. Also mehrfach. 

In der Pension trockneten wir dann mal wieder Klamotten und Rucksäcke...

Das Rennen vom Sonntag bzw. das Wetter vom Sonntag im Video und einem Instagram-Posting.

Wir ruhten uns aus, duschten heiß, gingen was essen und gegen halb sieben ins Haus des Gastes zur großen Saisonabschlussparty.

Die örtlich Blaskapelle spielte noch eine ganze Weile. N. meinte irgendwann, bevor die nicht das Badnerlied gespielt haben, hören sie nicht auf.

Sie hörten dann tatsächlich nach dem Badnerlied auf.

Anders als im Jahr zuvor fand man Team FIN währenddessen aber nicht auf Tischen und Bänken.

Den offiziellen Teil mit den Ehrungen puschte die FIS dieses Mal irgendwie seltsam schnell durch, das war die letzten Jahre deutlich schöner!



Wir waren auf die Ehrungen im Rahmen der "Nordic Combined Awards gespannt. N. freute sich besonders über den "Moment of the year" für Ilkka Herola und Eero Hirvonen sowie über den Fair Play-Preis für Eero Hirvonen, der Berni Gruber und damit Team Österreich mit einem kleinen Metallteil für Bernis Schuh den Teambewerb bei der WM gerettet hatte. 

Es gab viel Applaus für Eero!!! Toller Junge, toller Sportler! Möge die nächste Saison für ihn wieder besser laufen!

Der Preis für die Trainer des Jahres ging an die Ösis. Ganz offenbar fanden nicht nur wir paar Hanserl auf der Heizung das Ganze ein wenig komisch, sondern auch die Geehrten selbst, die ihren Preis mit den Worten "You are the real champions" an die Norweger weitergaben.

Was uns auch sehr freute, war dass auch dieses Jahr die Athleten, die ihre Karriere beendeten, nochmal auf der Bühne gefeiert wurden. Sogar Magnus Moan war nochmal nach Schonach gekommen!

Anschließend ging es ans Feiern und N. litt auf der Heizung. Mir war richtig schwindlig und komisch durch die laute Musik. Grausam.

Gegen halb eins gingen wir dann zurück zur Pension, durch eine kalte, stille, verschneite Winternacht in Schonach.

Im Bett waren wir dann so gegen 2 Uhr morgens...

Montag, 18.03.2019

Am nächsten Morgen waren wir dann doch erstaunlich fit. Gefrühstückt, Graffl zamgepackt, Zimmer bezahlt und ab in Richtung Bus nach Triberg. Von Triberg nach Donauschingen und weiter über die schwäbische Alb nach Ulm. Dort wie üblich Fischsemmel bei der Nordsee gekauft und weiter Richtung Heimat.

Danke für eine tolle Saison liebe Kombis!



Mittwoch, 6. März 2019

Radsport, ich habe fertig.

Über Radsport wird es hier in Zukunft nichts mehr zu lesen geben.

Ich bin fertig damit.

Die WM in Innsbruck war noch mal ein schönes Erlebnis, ein schöner Abschluss, auch wenn ich das letztes Jahr so noch nicht gedacht hätte, aber nach dem jetzt wieder einer meiner absoluten Lieblingsfahrer erwischt wurde, bin ich durch mit dem Thema.


Nordische Ski-WM in Seefeld, 28.02.-02.03.2019

Drei Tage in Tirol, drei Tage mit Sonne pur, strömendem Regen und nassem Neuschnee, einem Tiroler Bergdorf in norwegischer Hand und mit fantastischen Ergebnissen in der Nordischen Kombi.

Das Musikprogramm beschränkte sich mehr oder weniger auf die folgenden fünf Lieder. Das letzte hörte man allabendlich bei den Siegerehrungen. Meist mehrfach.

Pinne for landet

Det Går Likar No

Rompa mi

Time for Heroes

Ja vi elsker dette landet


Buidln

Donnerstag, 28.02.2019 - Sonne pur über Seefeld, Sonne für Team Norwegen, gleich der erste Tag ein voller Erfolg

Eigentlich hatte N. ja nur einen Tag zur WM gewollt und bereits am 22.06.2018 die Karte für den 02.03.2019 gekauft. Dann war auf den diversen Webcams der Gemeinde zu sehen was alles auf- bzw. umgebaut wurde, halbe Hänge weggesprengt, Bäume gefällt, Loipen erweitert, Parkplätze gebaut.

N. Lust, nach Seefeld zu fahren, ging in den Keller und lange wollte ich nichts mehr von der WM hören.

Doch dann liefen die ersten Bewerbe für die so geliebten norwegischen Kombis so toll und N. prüfte, ob es für den 28.02.2019 und den 01.03.2019 noch Karten gab.

Gab es.

Gesehen, gekauft. Am 25.02.2019. Vorfreude wuchs.

Nicht ganz billig, aber als kleines Zuckerl konnte man mit den Karten in ganz Tirol im Nahverkehr fahren und sogar von München aus mit der Karwendelbahn bis Seefeld, am jeweiligen Tag halt.

Kaum aus Brotterode zurück, ging es schon wieder auf Tour. Zwei Tage Urlaub genommen, Graffl zamgepackt und ab. S. konnte das Einzelzimmer in der Pension in Mittenwald noch auf ein DZ ändern und so ersparte sich N. das Hin- und herfahren.

....

27.02.2019, 13:11 Uhr. N. sitzt am Münchner Mariahilfplatz im Büro. Handy brummt, Whats App aus IBK von E.

"Doping-Razzia in Seefeld. Offenbar mehrere Sportler und Nationen betroffen". Die Nachricht schlug ein Blitz.

Wer? Welche Sportarten? Und vor allem der Gedanke "Bitte, bitte nicht einer meiner Favoriten..."

Wenig später, nächste Nachricht "Zwei ÖSV-Langläufer festgenommen".

N. konnte sich kaum noch auf die Arbeit konzentrieren. Sofort alle weiteren Bekannten informiert.

.....

Am 28.02.2019 ging es früh am Morgen los in Richtung Tirol.

Die Sonne strahlte vom wolkenlosen blauen Himmel, es war windstill, es hätte nicht schöner sein können.

Im Vorjahr, bei der Probe-WM, da hatte man sein Gepäck am Eingang zum Seefelder Stadion in einem Zelt deponieren können. S. hatte extra per Mail bei den Organisatoren nachgefragt, ob das wohl heuer auch so sie. Ja, so die Antwort.

Wir hatten ob dieser Antwort aufgeatmet. In Seefeld gab es ja seit dem Umbau des Bahnhofs keine Fächer mehr, in die Pension konnten wir so früh am Tag noch nicht und in Mittenwald aussteigen, um das Zeug dort zu lassen, war uns zu riskant. Es war eh schon alles auf Kante genäht, so rein zeit technisch.

Außer uns sprach im Zug irgendwann niemand mehr Deutsch. Fest in norwegischer Hand alles. Wir kamen uns vor wie in der T-Bane rauf zum Holmenkollen.

In Seefeld ausgestiegen und zum Stadion gelaufen. Am Eingang wollte niemand was von einem Zelt wissen. In unsere Taschen und Rucksäche wollte auch niemand gucken.

Ohne Worte. Wir hätten alles mit ins Stadion nehmen können, echt alles!

Leicht angesäuert setzen wir unseren Weg MIT den Reisentaschen fort. Ausgeschildert war nix, wo wir hin mussten konnte uns ebenso niemand sagen.

An der Schanze angekommen war es schon recht voll, Reihe eins war Essig.

Aber auch von etwas weiter hinten sah man noch gut.


Hier ein Bild von unserem ganzen Graffl.

Es war verdammt warm. Wir zogen die Jacken aus und standen am Ende im T-Shirt an der Schanze herum. Vor uns doch tatsächlich ein paar Norweger, die sich auch für die Kombi interessierten und auch gleich wussten, was es mit unserer "Schmid-Fahne" auf sich hatte.


Programm des Tages:
  • 11:00 Uhr Sprungbewerb  HS 109 Nordische Kombination
  • 13:00 Uhr Staffel Damen 4x5 km LL Damen
  • 16:15 Uhr Einzelwettkampf 10 km Nordische Kombination
  • 16:30 Uhr Qualifikation Herren HS 109 Skispringen
Zuerst also das Kombispringen. Blutdruck ging also gleich zu Beginn des Tages nach oben. Vor allem N. hoffte auf eine Fortsetzung der Glückssträhne ihrer Norweger. Ich wollte auch Medaillen live erleben.

Nach der Probe sah es leider noch nicht ganz so gut aus für unsere Wikinger, aber es zählte ja sowieso nur der Wettkampfdurchgang.

Nach dem Wertungssprung führte Jarl vor Espen, für Jan und Jörgen war es leider nicht wirklich gut gelaufen.

N. und S. waren hochzufrieden und wechselten von der Schanze zur Loipe. Nicht, dass uns die LL-Staffel auch nur in irgendeiner Weise interessiert hätte, aber wir mussten uns ja schon mal einen guten Platz für den Lauf der Kombis sichern.

Der Langlauf verlief dann für das norwegische Team eher weniger nach Plan.

Schweden gewann...

Nach dem Langlauf waren die meisten Norweger weg und wir vorn.

Jarl lag zwar vorn nach dem Springen, aber es war alles sehr sehr eng. N. und S. versuchten Blutdruck und Nerven mittels Pommes nach unten zu fahren, doch es gelang nur so halbwegs...



15:15 Uhr begann das Rennen der Kombis. Jarl lag die ganze Zeit vorn, erst bei 7,5 km kam Akito an die Spitze. N. und S. schwitzten, nicht nur wegen dem Wetter.

8, 6 km - immer noch Akito vorn.

Wir standen oben an der letzten Steigung, an der vorletzten Kurve.

Und GENAU DA griff Jarl an.

Das Ziel konnten wir leider nicht sehen, auch die Videowand nur so halbwegs und so waren wir uns auch nicht sicher, wer genau gewonnen hatte.

Um 15:40 Uhr ca. vernahmen wir die erlösende Durchsage des Sprechers, dass es Jarl sei.

Endlich Gold, endlich wieder eine Einzelgoldmedaille für Norwegen nach all der Zeit.

Espen Björnstad war auch Platz sechs gelandet, Ilkka Herola auf fünf.

N. und S. wuchteten all ihr Graffl zur Videowand, um der Flower Cerenomy für Jarle beizuwohnen. Interessierte außer uns ca. noch 10 andere Zeitgenossen.

Fantastisch...

Graffl von der Videowand weiter an die Schanze gewuchtet um sich die Quali noch anzuschauen, also wenigstens teilweise. Wir mussten dann ja noch dringend zur Siegerehrung am Seekirchl. Man muss ganz einfach Prioritäten setzen.

Obwohl wir wirklich zeitig vor Ort waren, standen wir leider nicht mehr ganz vorne und nahmen uns vor, am Samstag im Fall der Fälle noch früher vor Ort zu sein.

Siegerehrung Skispringen Einzel Damen - Gold für Maren Lundby. Gold für Norwegen.

Siegerehrung Einzelbewerb Kombi Herren - Gold für Jarl Magnus Riiber. Gold für Norwegen.





Siegerehrung LL-Staffel Damen. Gold für Schweden. Dämpfer für Norwegen.

Auf Grund des Misserfolges im LL blieben die Fans aus Norwegen diesmal bis zur Kombi-Ehrung und feierten Jarl frenetisch.

"Riibek, Riibek".

Er genoss es sichtlich, der kleine große Kombi-König.

Nach der Ehrung schleppten wir unser Graffl vom Seekirchl zum Bahnhof und fuhren nach Mittenwald. Dort die Pension gesucht und halb tot auf die Betten gefallen.

Tag 1 - ein voller Erfolg!

Freitag, 01.03.2019 - Was zur Hölle!

Der nächste Tag begann trüb und regnerisch, scheinbar konnte es bei der WM freitags vom Wetter her nicht schön sein.

Programm des Tages:
  • 13:15 Uhr Staffel Herren LL 4x10 km
  • 16:00 Uhr Spezialspringen Herren HS 109
Wir deckten uns zuerst im Supermarkt mit Getränken und Knabberzeug ein und nutzten dann noch eine ganze Weile das W-lan im Schwimmbad aus, ehe wir dann stundenlang im Stadion im Regen standen.

Kurze Zusammenfassung des Tages: Wetter sch**ße, Langlauf langweilig, Springen irregulär. Fortsetzung der Pommes-Diät. Highlights des Tages waren die Polen, die nach DG 1 das Stadion verließen und somit den Doppelsieg verpassten und das Abendessen im FIS- und WM-freien Schwimmbadlokal.

Tag 2 - ein voller Misserfolg.

Ach ja, wir hatten auch noch Sonnenbrand auf den Lippen und waren vom Vortag halb schneeblind. Und die Paprika-Cracker waren auch nix.

Samstag, 02.03.2019 - um 15:38 Uhr kannte die Glückseligkeit keine Grenzen mehr


          Programm des Tages:
  • 11:00 Uhr Springen Teambewerb Nordische Kombination
  • 12:15 Uhr LL Massenstart Damen 30 km
  • 14:15 Uhr LL Teambewerb Nordische Kombination 4x5 km
  • 16:00 Uhr Mixed-Springen 
Nachdem gestern alles Mist war, konnte es am dritten und letzten Tag für uns ja nur besser werden. Also es musste besser werden. Heute war ja schließlich der Bewerb, auf den wir seit Juni 2018 hingefiebert hatten, der Bewerb, in dem es für uns einfach nur einen Sieger geben konnte, geben musste.

Wir schleppten unsere Reisetaschen zum Mittenwalder Bahnhof und stopften sie in ein Schließfach. Auf der Rückfahrt würde der Zug dort elf Minuten stehenbleiben, das sollte reichen um sie zu holen.

Es musste heute einfach diese Goldmedaille für unsere geliebten Jungs geben.

Der Probedurchgang um 10 Uhr ging erstmal an die Deutschen...Hoffnung unsererseits etwas getrübt.

Um 11 Uhr begann der Wettkampfdurchgang.

Wir waren tierisch nervös, hoffentlich keine DSQ, hoffentlich kein Sturz, hoffentlich keine Materialprobleme. Bitte bitte bitte!

Für drei unserer Jungs lief es super, alle über 100 Meter, nur der gute Jörgen konnte nach dem Bergisel auch den Code der Toni-Seelos-Olympiaschanze nicht knacken und setzte seine Skier leider schon bei 98 Metern in den Tiroler Schnee.

Der Sprungdurchgang ging dann an Team Austria, 1 Sekunde lagen sie vor den Japanern. Norwegen auf Platz 3 mit 17 sec Rückstand, dahinter Team D mit 41 Sekunden Abstand.

Wir atmeten auf. Das Springen hatten unsere Favoriten unbeschadet überstanden.

Wir machten uns auf den Weg zur Loipe und überlegten gleichzeitig, in welcher Reihenfolge die Teams wohl zum Lauf antreten würden.

Zu unserer großen Verwunderung war es bei Team Ö nicht Berni Gruber und bei Team D nicht Fabian Riessle, die als Schlussläufer zum Einsatz kamen. Unsere Hoffnungen auf Gold für die Norweger wuchsen wieder.

Zur Abwechslung standen diesmal keine norwegischen, sondern finnische Fans hinter uns.

Zu unserem großen Entsetzen wuchs der Rückstand der Norweger in der ersten Gruppe an, statt weniger zu werden. Der arme Espen konnte mit dem Berni leider nicht mithalten. :(

Und noch etwas wuchs an und zwar der Rückstand der Deutschen. Der arme Johannes Rydzek hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt und ging völlig blau. Wenn wir auch für die Norges waren, tat es uns doch weh ihn so zu sehen. Das musste verdammt schmerzhaft sein.

Runde zwei hieß dann Jan Schmid, Eric Frenzel und Mario Seidl. Und Eric legte los wie die Feuerwehr, der arme Jan hatte seine liebe Mühe. Beim zweiten Wechsel lagen die Deutschen zwei Sekunden vor den Norges. In Führung immer noch Team Austria.

Runde drei - Graabak, Riessle, Rehrl.

Bei 13,6 km lagen AUT, D und NOR innerhalb einer Sekunde zusammen vorn.

Unsere Nerven waren quasi nicht mehr vorhanden.

Sorry R., aber in der Situation konnte ich keine WA beantworten, ich konnte nicht tippen am Handy.

Beim letzten Wechsel lag Norwegen vorn, aber AUT und D folgten im Abstand von 0,1.

17, 5 km - immer noch drei Teams innerhalb einer Sekunde.

18,6 km - Österreich vor Norwegen und Deutschland. Wir hofften auf Jarls Sprintstärke.

Und wieder griff Jarl vor unseren Augen in der vorletzten Kurve an. Wie bereits am Donnerstag konnten wir die Videowand nicht sehen. Wir hofften und bangten.

Um 15:36 Uhr schließlich verkündete der Stadionsprecher den einen Satz, auf den wir seit Juni 2018 gewartet, gehofft hatten.

Norwegen war Weltmeister. Jarl hatte den Sieg heim gebracht und damit seine zweite Goldmedaille an Land gezogen. Jan Schmid hatte endlich, im letzten Versuch, die erste Goldene seiner Karriere geholt. Jörgen Graabak hatte auch endlich Glück gehabt bei der WM und Espen Björnstad gleich bei seiner ersten WM Gold geholt.

Wir waren so unglaublich erleichtert. Es war uns egal, was heute noch beim Mixed oder sonst sonstwo passierte bei der WM.

Wir machten uns auf zur Videowand um dort die Ehrung zu verfolgen. Leider konnten wir die Hymne nicht hören, aber wir hätten später ja noch eine Gelegenheit.






Beim Mixed gingen wir nach DG 1. Heut war einfach alles andere außer der abendlichen Siegerehrung nebensächlich, obwohl das Springen wirklich nett war. Ja doch, es gefiel mir, was ich vorher nicht gedacht hätte.

Wir erlebten alles irgendwie durch einen Nebel.

An der Bühne am Seekirchl angekommen, waren wir fast allein, nur noch ne Handvoll Party-Norweger vor Ort. Danke DJ Alex verging die eine Stunde Wartezeit wie im Fluge. Der Kerl versteht sein Handwerk einfach.

Beim Lied " We Are The Champions"" stürmten ein paar Männer aus Norge auf die Bühne, mit einer riesengroßen gehäkelten Fahne.

Als es dann endlich endlich zur laaaaangerwarteten Siegerehrung kam, schienen sich die Österreicher über Bronze zu freuen. Team D hingehen sah extrem angesäuert aus.

Die Norweger waren einfach nur glücklich und vermutlich etwas übermütig. Jedenfalls jubelten Jarl, Jörgen und Espen so ausgelassen, dass der arme Jan hinten vom Stockerl flog.

Das erste Gold und dann das.


Keine Ahnung welchen Geist sie da gesehen haben...*gg*



Jarl und Jörgen und Jans Blick dazu...*gg*


"Ja, vi elsker dette landet"



Es gab dann noch weitere Siegerehrungen ja.

Vor der Heimfahrt kauften wir uns wieder Pizza. Gesunde Ernährung wird eindeutig überbewertet.

Der Rest des Abends und des Tages verlief dann auch problemlos, wir rasten in Mittenwald durch den Bahnhof, ohne zu stolpern oder uns Zähne auszuschlagen. Die Reisetaschen bekamen wir auch und schafften es wieder zurück in den Zug.

Dritter Tag bei der WM war ebenso ein voller Erfolg.

Mission erfüllt für Team Norwegen sozusagen.

Glückwunsch Jungs und danke!!!


Aus, Ende, Amen.

Nach dem Skispringen ist nunmehr auch der Biathlon live vor Ort und im TV für mich gestorben.