Samstag, 6. Januar 2007

WARSTEINER GRAND PRIX BAYERN 2006/2007

WARSTEINER GRAND PRIX BAYERN 2006/2007
FIS WELTCUP NORDISCHE KOMBINATION

Halt, wird sich der geneigte Leser denken, da stimmt doch was nicht.

Richtig, tut es auch nicht. Die Wintersportveranstaltung zwischen den Jahren heißt ja auch DEUTSCHLAND GRAND PRIX. Dies ergibt sich dadurch, dass die Veranstaltungen in Jahren mit normalen Wintern auf drei Orte in drei Bundesländern aufgeteilt ist.

Noch im alten Jahr treffen sich die Winterzweikämpfer im thüringischen Oberhof, ziehen nach einer rauschenden Silvesterparty weiter nach Ruhpolding in Bayern und dann zu guter Letzt noch nach Schonach im Schwarzwald.

Wie gesagt, in normalen Wintern.

Heuer ist aber kein normaler Winter, eigentlich ist nicht mal Winter, auf jeden Fall nicht in Oberhof und auch nicht in Schonach. In Ruhpolding ist wenigstens so viel Winter, um Kunstschnee produzieren zu können.

Eigentlich hatte ich wie 2005 und 2006 geplant, Anfang Januar mir den Sprint in Ruhpolding live vor Ort anzuschauen. Doch dann wurde die Veranstaltung in Oberhof wegen Schneemangels und zu warmen Temperaturen nach Ruhpolding verlegt. Also gut, Yeti würde also zweimal in Richtung Zirmberg fahren. Dann sickerte auch noch die Meldung durch, dass auch der Bewerb in Schonach dort nicht durchgeführt werden könnte.

Dreimal Ruhpolding???

Am Ende wurde es dann zweimal Ruhpolding und einmal Oberstdorf. Na ja, auch dahin gibt’s von München aus eine gute Zugverbindung.


Samstag, 30.12.2006 – Warsteiner Grand Prix Teil 1

Am 30.12.06 gabs in Ruhpolding erst mal einen Gundersen. Yetis packten alles Nötige zusammen und fuhren Richtung Südosten. Das Wetter war traumhaft, es war kalt und klar. Wir parkten unser Auto am Bahnhof, bestiegen den Pendelbus, fuhren die 7 km zur Chiemgau Arena. Nachdem wir unseren Standort im Schanzenauslauf drei Mal geändert hatten, verfolgten wir den Probedurchgang. Traumhaft weiß waren die fünf Ruhpoldinger Schanzen, ringsum alles braun und grün....

11 Monate zuvor war hier noch alles unter Schneebergen begraben gewesen und jetzt brauchte man Schneekanonen...verrückte Welt.

Ich feuerte besonders die fünf finnischen Athleten Manninen, Koivuranta, Tallus, Ryynänen und Kähkönen an. Würde Hannu heute endlich seinen Ruhpolding-Fluch überwinden können und auch zu Fuße des Zirmbergs endlich einmal gewinnen?

Das Springen begann, jeder Springer wurde angefeuert „ziiieeehhh“, die Deutschen ein wenig mehr. Lustig war wieder die Musik. Bei den Ösis das legendäre „I wer narrisch“, bei den Schweizern „Heidi, Heidi“, die Japaner bekamen ein „Big in Japan“, die Franzosen durften sich über „Taxi nach Paris“ freuen, die US-Boys gingen zu „Born in the USA“ sowie „Surfing USA“ über den Bakken und für die Finnen legte Schanzen-DJ Lumpi „The Rasmus“ auf.

Als erster Finne sprang Ville Kähkönen, doch sehr weit kam er leider nicht grad.
Nach Ville war der Italiener Giuseppe Michielli an der Reihe. Kaum gelandet, kam er zu Fall und blieb erst einmal liegen. Totenstill war es plötzlich im Schanzenauslauf.

Nach einigen Minuten stand der junge Mann auf, nahm seine Ski und schleppte sich Richtung Exit-Gate. Ich fragte mich, ob nicht vielleicht einer der vielen freiwilligen Helfer ihm denn wenigstens die Skier abnehmen würde...

Das Publikum klatschte als Giuseppe wieder laufen konnte, doch wenig später gab es eine Durchsage, das am Container das rote Kreuz gebraucht würde – es schien wohl doch nicht alles glatt gegangen zu sein.

Und noch ein Athlet hatte Pech, Magnus Moan stürzte auch noch, lag im Schnee und hielt sich den Unterschenkel.

Wie ich wenig später erfuhr, hatte sich der Italiener einen Bänderriss zugezogen und auch bei Magnus war es noch fraglich, ob er würde weitermachen können.

Nach dem ersten Sprungdurchgang lag Christoph Bieler aus Österreich vorn, gefolgt von seinen Landsleuten Bernhard Gruber und Michael Gruber.

Ich wechselte kurz auf die andere Seite des Schanzenauslaufs bzw. zum Exit Gate um mich dort mit Anja aus der Hannu-Manninen-Yahoo-Group zu treffen. Dort blieb ich etwa eine halbe Stunde und sah die Sportler mal ganz aus der Nähe. Ville Kähkönen schrieb ein Autogramm nach dem anderen und grinste dabei über beide Ohren. Nicolas Bal schrieb auch Autogramme und während er schrieb, musste man als Fan aufpassen, nicht von seinen riesigen Skiern erschlagen zu werden.

Im zweiten Durchgang des Springens legte Anssi Koivuranta mit 127 m den weitesten Sprung des Tages vor.

Nach dem Springen führte dann Anssi Koivuranta aus Finnland mit 6 Sekunden vor Bernhard Gruber und 14 Sekunden vor Christoph Bieler.
Jaakko Tallus war 12. mit 1:10 Rückstand, Janne Ryynänen 14. mit 1:14 und Hannu Manninen lag auf Rang 24 mit 1:51 Rückstand. Der fünfte Finne, Ville Kähkönen war leider beim Springen disqualifiziert worden – dies erfuhren wir aber leider erst am nächsten Tag aus den Ergebnislisten im Internet.

Wir wechselten unseren Standort erneut und marschierten von der Schanze zur Loipe. Über zwei Stunden Pause war nun, die wir mit spazieren gehen, essen, trinken, quatschen usw. versuchten zu verbringen. Auf unserem Spaziergang durch die Chiemgau-Arena sahen wir Hans Peter Pohl und Hannu Manninen.
Ein bisschen interessanter wurde es dann, als die Athleten begannen sich warm zu laufen. Ronny erkannten wir, ebenso Georg Hettich und Anssi Koivuranta. Dann kam noch Hannu und auch Mario Stecher. Bei den Finnen erkannten wir noch Jaakko Tallus, bei den anderen zweien rätselten wir immer zwischen Janne und Ville, Ville und Janne hin und her.

Auf der großen Videowand die sich uns gegenüber befand, gab es jetzt einen langen Werbefilm über die vielfältigen Möglichkeiten des Urlaubs in Ruhpolding. In den höchsten Tönen wurde der schöne Ort gepriesen. Es sind aber auch schwere Zeiten für einen Wintersportort heuer...

Die Zeit ging und ging nicht vorbei, wir hielten uns mühsam wach an der Bande. Nicht einmal Kaffee gab es an den Ständen zu kaufen, mit dem man sich legal ein wenig hätte dopen können.

Endlich ging es auf zwei Uhr zu und um 14:10 Uhr startete endlich der 15 Kilometer-Lauf. Vornweg hetzte Anssi, dahinter Bieles und Berni Gruber. Für uns war es nur eine Frage der Zeit, bis Hannu Manninen vorne war. 1:15, so meinten wir, hole der im Schlaf auf. Und so einen Einbruch wie vor 11 Monaten an gleicher Stelle würde er bestimmt nicht noch mal haben.

Bieles und Gruber Berni ließen Finnlands Jüngsten alles allein von vorn laufen, doch Anssi hielt sich tapfer. Hannu kam immer weiter nach vorn und wir feuerten alle vier verbliebenen Blauweißen lautstark an, auf bayerisch, finnisch und englisch und schwenkten Fahnen des nordischen Landes.

Als es auf die letzte Runde ging, wechselten wir unseren Standtort um näher am Ziel zu sein. Zuerst saßen wir auf der Bande, daran störte sich niemand – und wir beschlossen uns direkt an die Absperrung zu stellen. Hannu lag inzwischen vorn, verfolgt von Ronny Ackermann, Sebastian Haseney, Bill Demong und Felix Gottwald.

Das ganze Stadion drückte Acker und Hasi die Daumen, Anja und meiner einer sahen allerdings blauweiß. Riesiger Jubel unsererseits, als „Juhis“ seinen Ruhpolding-Fluch überwinden konnte und als Erster über die Ziellinie lief.

So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag der dürfte nie vergehen *sing*

Jetzt galt es noch, die anderen zu unterstützen. Anssi wurde am Ende 10., Jaakko 13. und Janne 29.

Dann gab es noch die Siegerehrung. Sponsor Warsteiner hatte einen Preis für den besten Nachwuchsathleten (Jahrgang 85 und jünger) ausgeschrieben. Anssi gewann und bekam ein 5-Liter-Fass Warsteiner. Alkoholfrei. Meinung der Finnen hierzu nicht bekannt.

Nach der Siegerehrung gab es dann noch ein kurzes Interview mit Sieger Hannu. Stadionsprecher von Knoerzer fragte den Finnen, ob es für ihn okay gewesen sei, dass bei seinen Sprüngen „The Rasmus“ gespielt worden sei. Antwort Manninen: „Yes.“

10 Sekunden später – Hannu fragt: „Which music was it?“

Antwort Knoerzer: „Rasmussen“
Ah jaa....

Wir machten uns auf den Weg zum Parkplatz um dort den Pendelbus zurück zum Ruhpoldinger Bahnhof zu besteigen.

Kaum zu Hause angelangt, begann ich mit den Planungen zum zweiten und dritten Teil des Warsteiner Bayern Grand Prix.


Mittwoch, 03.01.2007 – des Warsteiner Grand Prix zweiter Teil

Diesmal fuhr Yeti allein nach Kombinationshausen, um sich dort dann mit Anja zu treffen. Beladen mit einem großen Rucksack und einer Stofftasche ging es von Johanneskirchen aus zuerst zum Ostbahnhof, von dort aus mit dem Zug nach Traunstein und mit dem nächsten Zug weiter nach Ruhpolding. Dort bestieg ich dann den Pendelbus, fuhr zum Zirmberg und war endlich vor Ort. Hatte man am Samstag noch Kunstschnee benötigt, so war heute der Winter im Chiemgau ausgebrochen. Es schneite was es konnte.

Yetilein war glücklich...

Karte gekauft und ab zum Schanzenauslauf. Dort hatte grade die Probe angefangen. Und es schneite. Yeti begann sich um den Bewerb zu sorgen.

Als die Probe vorüber war fing der Bewerb an. Zum ersten Mal.

Man kam etwa 18 Springer weit. Dann begann es immer mehr zu schneien.

Die Jury brach ab. Zum ersten Mal.

Man wartete eine Weile. Zuerst versuchten die Helfer die Spur frei zu kehren. Dann frei zu blasen. Schließlich wurde die Anlaufspur mit einer weißen Folie abgedeckt. Sprecher von Knoerzer meinte, nun könne man eine regelrechte Sensation verfolgen, die Höhepunkte nähmen heut mal wieder kein Ende.

Dann trat das Tretkommando wieder in Aktion. Es schneite und schneite. Passend dazu spielte Schanzen-DJ Lumpi den Schneewalzer ein. Die Loipenfüchse tanzten mit Knoerzer im Auslauf, die Fans der Ösis untermalten die Musi mit ihren großen Kuhglocken und die Fans warfen Schneebälle auf die Tänzer.

Yeti und Co. schickten Stoßgebete in den grauen Chiemgauer Himmel dass der Bewerb doch bitte bitte stattfinden würde.

Die Folie wurde eingerollt, mit einer riesigen Kurbel. Dies konnte man auf der Videowand sehen. Knoerzer meinte dazu, früher habe man so telefoniert. Das eingeschneite Publikum brüllte vor Lachen.

Scheinbar wurden wir erhört, denn es ging tatsächlich weiter. Zum zweiten Mal.

Etwa sieben Springer lang. Dann sah man zuerst den FIS-Menschen auf der Videowand, was immer ein schlechtes Zeichen ist.
Als nächstes brach die Jury zum zweiten Mal ab.

Kurz zuvor hatte ich noch zu Anja gesagt, wenn die schlechten Springer jetzt schon auf 120 m kommen, fliegt Pikku-Anssi nach Salzburg.

Also Anlauf verkürzt.

(Anmerkung: Es schneite inzwischen nicht mehr).

Es ging weiter. Zum dritten Mal.

(Anmerkung: Es schneite inzwischen wieder).

Wir hofften und beteten. Aufgrund des begrenzten Zeitrahmens beschloss die Jury statt der geplanten zwei Sprungdurchgänge nur einen durchzuführen.

Nun gut, besser ein kurzer Bewerb als gar keiner.

Wie gesagt ging es weiter. Das wussten auch alle am Zirmberg.

Naja, fast alle. Seppi Hurschler wusste es scheinbar nicht. Das war nicht nur für ihn schlecht, sondern auch für seinen finnischen Teamkollegen im Teamsprint. Weil nämlich Seppi nicht da war, wurde auch Ville Kähkönen aus dem Bewerb genommen. Für Ville war dies besonders tragisch, da er bereits am Samstag wegen eines zu großen Anzugs aus dem Bewerb genommen wurde.

Kopf hoch, Junge, es kommen auch wieder bessere Zeiten! 

(Es ist nicht überliefert, wie Ville und Seppi das klärten. Ville wurde im weiteren Verlauf des Tages gesehen, Seppi nicht).

Wie auch schon am Samstag gaben die Sportler wieder bereitwillig Autogramme (bis auf die Herren Hettich und Ackermann, welche dies offenbar nicht nötig haben).

Yeti ergatterte welche von Janne Ryynänen, Magnus Moan, Sebastian Haseney, Ville Kähkönen, Jaakko Tallus sowie Thorsten Schmitt.

Am Ende des Springens gab Jason Lamy Chappuis dem deutschen TV ein Interview und Yeti kippte ob der perfekten Deutschkenntnisse des jungen Franzosen fast aus den warmen Winterschuhen.

Nach der ersten Hälfte des Bewerbs lagen die beiden Franzosen Maxime Laheurte Jason Lamy Chappuis vorn, mit 6 Sekunden vor Mario Stecher und Christoph Bieler aus Österreich und 12 Sekunden vor Hannu Manninen Anssi Koivuranta.

Für Anja und mich standen die Sieger schon fest. Bieles und Anssi hatten im Springen beide die größte Weite des Tages erzielt, nämlich 127,5 Meter.

Yeti und Anja wechselten von der Schanze zur Loipe und erholten sich dort in der einstündigen Pause, um neue Kraft für den Lauf zu sammeln.

Überhaupt war es ein sehr internationaler Tag. In den USA geborene, deutsch sprechende Franzosen, norwegisch sprechende Schweizer, Schanzensprecher die überhaupt kein Französisch konnten (Frongswa Brod, Maxim Lahör, Schaso Schapo Lama....). Wenigstens versuchten die Schanzensprecher diesmal nicht mehr die Vereinsnamen der Finnen auszusprechen. So etwas wie „Ounasvaaran Hiihtoseura“ oder „Kuusamon Erä Veikot“ kriegt der durchschnittliche Deutsche halt einfach nicht hin.

Yeti und Anja standen also an der Bande gegenüber der großen Videoleinwand und warteten auf den Start des Laufs. Wer lief sich als erstes war? Genau, Hannu. Anssi sahen wir auch noch, die andren drei Finnen waren mit Mütze und Sonnenbrille verkleidet nicht auseinander zu halten.

Kurze Zeit später standen dann die gleichen Leute neben uns wie beim Springen. Sie waren für die Deutschen, wir für die Finnen, trotzdem war die Stimmung prächtig.

Beim Langlauf fetzte Klein-Anssi dann los, was seine 18 Jahre alten Beine hergaben, er kämpfte mit aller Macht gegen den von hinten anstürmenden Ronny Ackermann, der größer, schwerer und auch 11 Jahre älter war. Wir feuerten ihn auf Deutsch, Englisch und Finnisch an. Nach dem Wechsel lief dann Hannu Manninen gegen Sebastian Haseney und jetzt veränderte sich die Lage eindeutig zu Gunsten der Läufer des finnischen Skiverbandes. Alle 1,25 km wurde gewechselt.

Die zweite finnische Paarung lautete Janne Ryynänen und Jaakko Tallus. Janne verlor in einer seiner ersten Runden einen Ski und musste auf einem durch den gesamten Skistand laufen, bis er von einem Helfer seines Teams einen neuen bekam. (Kurzfristiger Herzstillstand unsererseits)

Wir überlegten nun, ob Hannu/Hasi oder Ronny/Anssi die letzte Runde bestreiten würden. Als wir uns auf ersteres geeinigt hatten, bestand aus unserer Sicht an einem finnischen Sieg kein Zweifel mehr. Das ganze Stadion war für die DSV-Läufer, doch wir litten mit den Finnenjungs. Und auch ein wenig mit den Norges und Ösis, aber im Großen und Ganzen doch für Finnland.

Als Hannu Richtung Ziel lief, packte Anssi seine Sachen zusammen und rannte los, um mit seinem Teamkollegen seinen ersten Sieg zu feiern. Wir freuten uns so sehr für ihn. Auf die weiteren Plätze kamen Ackermann/ Haseney sowie Stecher/Bieler. Das zweite finnische Duo kam auf Platz 16.

Wir standen dann noch an der Bande, schauten auf der Videowand die Siegerehrung an. Ich wedelte gedankenverloren mit meinem Finnlandfähnchen, auf der Loipe lief ein Betreuer des Suomiteams vorbei und zwinkerte mir zu.

Nachdem fast alle Zuschauer und auch Sportler weg waren, blieben wir noch da und schauten den Finnen beim Auslaufen zu. Hannu lief und lief und lief. Erst um 15:30 Uhr verließen wir das Stadion und fuhren mit dem Pendelbus zurück nach Ruhpolding. Von dort aus wollten wir um 17:14 Uhr mit dem Bus nach Traunstein fahren, dort um 17:45 Uhr den Zug nach München besteigen welcher um 19:02 Uhr am Ostbahnhof sein sollte.

Tja, grau ist alle Theorie. Wir gingen in Ruhpolding noch einen Kaffee trinken, sahen Ösis, Schweizer und Norweger, doch dann kam leider der Bus zu spät, war zu spät in Traunstein, wo wir dann am Bahnhof 40 Minuten auf den nächsten Zug warten mussten.

Diese Zeit wurde dann aber sinnvoll genutzt und gleich die am Samstag anstehende Fahrt nach Oberstdorf geplant.

Es war wieder ein total genialer Tag bei der Noko, dem faszinierendsten Wintersport den es gibt.

Samstag, 06.01.2007 – Warsteiner Grand Prix Teil drei

Anssi Koivuranti, der neue Star im deutschen Kombiteam - wer kennt ihn nicht, a zammazupfte Zwiderwurzn im Langlaufstadion und verloren gegangene Norweger.

Nachdem wir bereits Teil 1 und 2 des Warsteiner Grand Prix live und vor Ort verfolgt hatten, gab es keinen Zweifel. Auch Teil 3 musste aufgesucht werden.

Yeti fiel am Samstag um 4:20 Uhr aus dem Bett, verließ um 5 Uhr das Haus, um 6:19 Uhr fuhr der Zug am Hbf. Mit Umsteigen in Immenstadt sollten wir um 8:48 Uhr in Oberstdorf sein.

Um 9:00 Uhr fing die Probe an, um 10 Uhr der erste Wertungsdurchgang, der Langlauf sollte um 13:15 Uhr beginnen.

Leider hatte der Zug Verspätung, wir hetzten in Richtung Sprungschanze, schwitzten unter der viel zu warmen Winterkleidung und verpassten die Probe trotzdem. Und als ob das nicht schon gereicht hätte, wurde diesmal am Eingang auch jeder Besucher durchsucht wie am Flughafen und die Startlisten kosteten 40 Cent. Wir wollten aus diesem Grund auch keine haben.

Es waren wieder die gleichen 5 Finnen am Start und wir hofften für Ville, er würde diesmal auch im Laufen starten dürfen, also nicht wieder vorher disqualifiziert werden.

Es war nass, grau und trüb im Allgäu, es lag zwar ein wenig Schnee, aber auch der war nass und sulzig. Es regnete auch ein bisschen und wir hofften, dass die Wettervorhersage, die für den heutigen Tage im bayerischen Süden Sonnenschein angekündigt hatte, noch eintreffen würde.

Pünktlich um 10 Uhr begann das Skispringen, doch für unsere Finnen lief es diesmal nicht so wirklich gut. Den Sprecher verstand man auch nicht wirklich und die letzten Nerven kostete uns dann die „Schalmeienkapelle Grundspitz“ aus Fischen im Allgäu. Herrgott, waren wir hier beim Noko-Weltcup oder bei nem Volksmusikfestival????

Arghh.
Als wir gerade so weit waren, uns mit all den bereits genannten Problemen zu arrangieren, traten die Schweizer Fans in Aktion. Seit Ruhpolding II war Seppi Hurschler ja eh unser ganz spezieller Freund und nun das.

Nach dem ersten Sprungdurchgang lag Berni Gruber vorn, Petter Tande war Zweiter und Espen Rian Dritter. Unsere Finnen fanden sich auf den Plätzen 5 (Tallus), 9 (Koivuranta), 13 (Ryynänen), 16 (Kähkönen) und 24 (Manninen) wieder.

Jetzt spielten wieder die Damen und Herren aus Fischen...

Es ging weiter, das Wetter wurde ein wenig besser.

Am Ende des Springens lag immer noch Berni Gruber vorn, vor Petter Tande und Christoph Bieler.

Finnen:

7. Tallus + 1:21
9. Koivuranta + 1:38
10. Kähkönen + 2:09
14. Ryynänen + 2:30
15. Manninen + 2:36

Würde Hannu das aufholen können? Auf 15 km?

Wir packten unsere Siebensachen und marschierten in ca. 35 Minuten zum Langlaufstadion. Dort fanden wir einen tollen Platz direkt an der Bande.

Die Athleten liefen sich gerade warm. Vor uns die verschneiten Allgäuer Berge und auch die Sonne kam langsam heraus. Konnte es schöner sein? Wir knoteten unsere finnischen und norwegischen Fahnen an die Bande und hielten nach unseren Helden Ausschau.

Als es dann endlich losging, feuerten wir selbige nicht nur lautstark an, sondern unterstützen die akustische Anfeuerung noch durch kräftiges an-die-Holzbande-klopfen. Dies störte eine neben uns stehende Dame offenbar ganz gewaltig. Sie forderte uns aus, jetzt endlich ruhig zu sein.

Zammazupfte Zwiderwurzn. Geh halt ins Literaturhaus, wenns dir beim Sport zu wild is.

Vielleicht störte sie sich aber auch nur daran, dass wir im Gegensatz zu ihr nicht für die Deutschen waren.

Hannu Manninen war ja mit 2:36 Rückstand gestartet und lief wie ein Irrer. Schon als die Läufer das erste Mal bei Start und Ziel vorbei kamen, hatte er deutlich aufgeholt.

Würde er es tatsächlich schaffen und auch noch den dritten Bewerb des Warsteiner Grand Prix gewinnen? Wir standen an unserem Platz, neben uns die nette Dame, vor uns die Läufer, über uns die Sonne. Als Michi "Gummi" Gruber vorbeikam, meinte ich zu Anja, dass ich ja nur zu gern wüsste, woher dieser Spitzname käme. Es meldete sich wieder unsere nette Nachbarin, dass man nicht alles wissen müsse.

Narrische Heigeign.

Wir riefen, wann immer ein Finne vorbei kam, laut „Heia heia heia“ und den jeweiligen Namen dazu. Einmal drehte sich Ville Kähkönen um, wohl um zu gucken wer da so brüllt.

Hannu holte immer weiter auf, inzwischen waren wir uns sicher, dass er würde gewinnen können.

Wer uns allerdings Sorgen machte, war JC.

Für Nicht-Experten:
Es handelt sich hierbei um den norwegischen Kombinierer Jan Christian Björn, 22 Jahre alt, von Hamar SK. Gestartet als 31. mit fast 4,5 Minuten Rückstand, lief er von Anfang an hinterher und der Abstand wurde immer größer. Bald war er allein auf weiter Allgäuer Flur. Armer JC....

Auf den letzten Runden führte „Juhis“ die 5 Läufer starke Gruppe an, welche außer ihm noch aus Gottwald, Haseney, Demong und Gruber bestand.

Der Zieleinlauf stand bevor und wer tauchte als erstes auf der langen Abfahrt auf? Felitsche lag vorn, ein paar Sekunden vor seinen Weggefährten. Wir freuten uns auch für ihn, in seiner letzten Saison war es schön, ihn siegen zu sehen.

Hannu wurde zweiter, beim Kampf um den dritten Platz gab es ein Fotofinish zwischen Sebastian Haseney und Bill Demong. Am Ende zog der Ami den Kürzeren und wurde wie schon in Ruhpolding Vierter.

Jasso zog im Zielsprint mit Jason den Kürzeren und wurde als zweitbester Finne 12. Anssi wurde 14., Ville 19. und Janne 25.

Wir klopften wieder mal lautstark auf die Bande und wieder meldete sich die freundliche Stimme von links, dass sie nun ein wenig ihre Ruhe bräuchte und wir doch endlich damit aufhören sollten.

Narrische Heigeign....

Einen allerdings vermissten wir beim Zieleinlauf. JC.

Wo war er geblieben? Verschollen in den Allgäuer Bergen? Verschleppt? Entführt? Gekidnappt? Wer würde so was tun?

Jetzt stellte sich heraus, wie gut unser Platz wirklich war. Nur ein paar Meter vor uns würde die Siegerehrung stattfinden.

Und im Gegensatz zu Ruhpolding gab es diesmal sogar die Hymne zu Ehren des Siegers. Wir lauschten andächtig den Klängen der österreichischen Hymne.

Nun folgte noch die Übergabe des gelben Leiberls an den ersten im Gesamtweltcup. Da wir die Punkte nicht im Kopf hatten, freuten wir uns sehr darüber, dass Hannu es bekam.

Anschließend ging die Siegerehrung für die Gesamtwertung im Warsteiner Grand Prix über die Bühne. Auch hier lag Hannu vorn. Die Nachwuchswertung am Tage hatte der Norweger Petter Tande gewonnen. Die Sprecherin der Warsteiner Brauerei gab ein kleines Interview und meinte dazu, man wolle mit dem Geld (1000 €) den deutschen Nachwuchs unterstützen.

Ahh jaa. Petter und Anssi sind ja auch so deutsch...

Dann kamen sie irgendwie auf Finnlands Jungstar, den sie als Anssi Koivuranti und als neuen Star im deutschen Team bezeichneten....

Anssi Koivuranti, der neue Star im deutschen Kombiteam - wer kennt ihn nicht...

Na ja, hm, gut, wennse meinen....

Wir blieben noch lang da, schauten den Finnen beim Auslaufen zu und kamen mit zwei anderen Fans ins Gespräch, die uns in Sachen JC beruhigen konnten. Er habe das Rennen vorzeitig verlassen.
Uns fielen Steine vom Herzen. War er also doch nicht vom Murmeltier gefressen worden.

Das Auslaufen dauerte an und wir saßen auf der Tribüne in der Sonne. Das Leben war herrlich an dem Tag. Sonne, blauer Himmel, kalt...Herz was willst du mehr???
Wir blieben so lang beim Auslaufen, dass die Finnen schon nach uns schauten...am Ende kamen sie nur noch Einzeln vorbei, wahrscheinlich musste immer einer gucken, ob wir denn immer noch da seien.

Es sei ihnen gesagt: Wir gehen n i c h t nach Val di Fiemme, sondern machen Pause bis Seefeld. Bis dahin erholen wir unsere Augen vom Muster eurer Teamjacken.

Dann stehen wir wieder mit voller Kraft zum Anfeuern zur Verfügung.

Um 18:10 Uhr wollten wir den Zug zurück Richtung München nehmen. Wir wollten uns aber einfach nicht vom Langlaufstadion trennen. Erst als keine Kombis mehr zu sehen waren, die Sonne hinter den Bergen versunken und es ein wenig kalt zu werden begann, marschierten wir zurück Richtung Oberstdorf und gingen dort noch einen Kaffee trinken. Nach dem Kaffee trinken hatten wir immer noch über eine Stunde Zeit, als wir an einem Lokal vorbeikamen, in dem man die Übertragung der Quali aus Bischofshofen auch von draußen aus verfolgen konnte.

Natürlich sofort dort geblieben. Als die KO-Duelle aufgelistet wurden, fiel uns auf, wer nicht dabei war. Romoeren, Lindström, Happonen, J. Hautamäki...oh weh...

Der Sprecher meinte noch, Ahonen, Küttel und Schlierenzauer seien nicht angetreten. Das versprach Spannung für morgen, damit dürften drei Lucky-Looser-Plätze schon mal weg sein....

Wir machten uns dann auf zum Bahnhof, fielen ermattet in den Zug und während wir in 2,5 Stunden zurück Richtung Heimat fuhren, planten wir bereits die Reise nach Seefeld in 2 Wochen.

Ja, das ist mein Bericht über drei Mal Kombi live in einer Woche, mit finnischen Siegen, Wintersport im Nicht-Winter 2006/2007, über Schnee und Sonne und ganz einfach eine geniale Zeit!!!


Und weils gar so schön ist bei der Kombi, sind wir zwei Wochen später auch gleich noch zum Doppelweltcup nach Seefeld in Tirol gefahren wo wir auch jede Menge Spaß hatten, am Samstag bei Kombi in der Karibik und am Sonntag bei „Dancing in the rain“.


Streik im Öffentlichen Dienst, Winter/ Frühling 2023

Wie bitte? Die Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst streiken? Die mit den sicheren Arbeitsplätzen, die, die in der Pandemie nicht um ihre Jobs...