Sonntag, 19. März 2023

Streik im Öffentlichen Dienst, Winter/ Frühling 2023

Wie bitte? Die Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst streiken? Die mit den sicheren Arbeitsplätzen, die, die in der Pandemie nicht um ihre Jobs fürchten mussten? Schämen die sich denn gar nicht? Und dann erst diese Forderung der Gewerkschaft, unerhört, 500 Euro mehr wollen die!

ICH kann auch nicht streiken!

So oder ähnlich hört und liest man es zur Zeit öfters, in den sozialen Medien, in Gesprächen in Bus und Bahn. 

Nein, wir bzw. die Gewerkschaften schämen uns gar nicht. Nach Art. 33 Abs.2 GG hat jeder Deutsche nach Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amt. Es steht also jedem frei, selbst im ÖD tätig zu sein und somit einen sehr sicheren Arbeitsplatz zu haben. 

Der Öffentliche Dienst ist aber nicht nur der ach so faule Beamte irgendwo im Amt, der ja nur Kaffee trinkt und jeden Freitag um Punkt 12:30 Uhr den Griffel fallen lässt und sich ins Wochenende verabschiedet. 

Der ÖD, das ist auch die Erzieherin und die Kinderpflegerin im gemeindlichen Kindergarten, die Krankenschwester auf der Intensivstation, der Mitarbeiter bei der Müllabfuhr, den Wasserwerken, am Bauhof, der Busfahrer, der fast rund um die Uhr für seine Fahrgäste da ist usw. usf.

Viele von den oben genannten haben auch in der Pandemie den Kopf hingehalten und versucht, das Land am Laufen zu halten, haben rund um die Uhr gearbeitet, an Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien. Haben sich zerrissen zwischen der Arbeit und der eigenen Familie mit Homeschooling, Home-Kindergarten usw. 

Immer verbunden mit der Angst, sich selbst und damit evtl. alle Kollegen anzustecken und das Amt / den Arbeitsplatz lahmzulegen.

In den Ämtern haben sich bei den Angestellten und den Beamten Urlaubstage und Überstunden aufgebaut, in einer solch schieren Masse, dass es kaum möglich sein wird, diese abzubauen, ohne denDienstbetrieb nachhaltig zu stören.

Und kaum war die Pandemie halbwegs im Griff, kam der russische Überfall auf die Ukraine und eine massive Flüchtlingswelle dazu. Nächste Ausnahmesituation für die Ämter. 

Jeder will schnell einen neuen "Perso" oder Reisepass, wenns im Sommer in den Süden gehen soll, jeder will lange Öffnungszeiten im Kiga, weil man ja selbst arbeitet.

Jeder will, dass der Müll regelmäßig abgeholt wird, dass die Bücherei am besten noch am Abend geöffnet hat, dass die Gemeindewerke sauberes Trinkwasser zur Verfügung stellen usw. usf.

Wie? Nur ein oder zwei Tage mit längerer Öffnungszeit im Amt? Ja soll ich mir etwa noch einen Tag Urlaub nehmen, wenn ich meinen neuen Ausweis beantrage?

Schon mal drüber nachgedacht, dass die Leute im Bürgeramt nicht um Punkt 17:30 Uhr den Stift fallen lassen, wenn der letzte Kunde sein Anliegen vorgebracht hat? 

Um auf den Anfang des Textes zurückzukommen - nein, wir schämen uns nicht. 

Freit nach dem Slogan der zuständigen Gewerkschaft beim letzten Streik: "Jetzt seid ihr dran!"

Wir sind es wert. 

In der freien Wirtschaft sind die Gehälter oft höher. Der Öffentliche Dienst ist nicht nur der Beamte in A 15 oder so. Der ÖD ist auch oft eine Frau in Teilzeit, die ein bisserl was zum Familienunterhalt beitragen will.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Streik im Öffentlichen Dienst, Winter/ Frühling 2023

Wie bitte? Die Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst streiken? Die mit den sicheren Arbeitsplätzen, die, die in der Pandemie nicht um ihre Jobs...