Mittwoch, 6. März 2019

Nordische Ski-WM in Seefeld, 28.02.-02.03.2019

Drei Tage in Tirol, drei Tage mit Sonne pur, strömendem Regen und nassem Neuschnee, einem Tiroler Bergdorf in norwegischer Hand und mit fantastischen Ergebnissen in der Nordischen Kombi.

Das Musikprogramm beschränkte sich mehr oder weniger auf die folgenden fünf Lieder. Das letzte hörte man allabendlich bei den Siegerehrungen. Meist mehrfach.

Pinne for landet

Det Går Likar No

Rompa mi

Time for Heroes

Ja vi elsker dette landet


Buidln

Donnerstag, 28.02.2019 - Sonne pur über Seefeld, Sonne für Team Norwegen, gleich der erste Tag ein voller Erfolg

Eigentlich hatte N. ja nur einen Tag zur WM gewollt und bereits am 22.06.2018 die Karte für den 02.03.2019 gekauft. Dann war auf den diversen Webcams der Gemeinde zu sehen was alles auf- bzw. umgebaut wurde, halbe Hänge weggesprengt, Bäume gefällt, Loipen erweitert, Parkplätze gebaut.

N. Lust, nach Seefeld zu fahren, ging in den Keller und lange wollte ich nichts mehr von der WM hören.

Doch dann liefen die ersten Bewerbe für die so geliebten norwegischen Kombis so toll und N. prüfte, ob es für den 28.02.2019 und den 01.03.2019 noch Karten gab.

Gab es.

Gesehen, gekauft. Am 25.02.2019. Vorfreude wuchs.

Nicht ganz billig, aber als kleines Zuckerl konnte man mit den Karten in ganz Tirol im Nahverkehr fahren und sogar von München aus mit der Karwendelbahn bis Seefeld, am jeweiligen Tag halt.

Kaum aus Brotterode zurück, ging es schon wieder auf Tour. Zwei Tage Urlaub genommen, Graffl zamgepackt und ab. S. konnte das Einzelzimmer in der Pension in Mittenwald noch auf ein DZ ändern und so ersparte sich N. das Hin- und herfahren.

....

27.02.2019, 13:11 Uhr. N. sitzt am Münchner Mariahilfplatz im Büro. Handy brummt, Whats App aus IBK von E.

"Doping-Razzia in Seefeld. Offenbar mehrere Sportler und Nationen betroffen". Die Nachricht schlug ein Blitz.

Wer? Welche Sportarten? Und vor allem der Gedanke "Bitte, bitte nicht einer meiner Favoriten..."

Wenig später, nächste Nachricht "Zwei ÖSV-Langläufer festgenommen".

N. konnte sich kaum noch auf die Arbeit konzentrieren. Sofort alle weiteren Bekannten informiert.

.....

Am 28.02.2019 ging es früh am Morgen los in Richtung Tirol.

Die Sonne strahlte vom wolkenlosen blauen Himmel, es war windstill, es hätte nicht schöner sein können.

Im Vorjahr, bei der Probe-WM, da hatte man sein Gepäck am Eingang zum Seefelder Stadion in einem Zelt deponieren können. S. hatte extra per Mail bei den Organisatoren nachgefragt, ob das wohl heuer auch so sie. Ja, so die Antwort.

Wir hatten ob dieser Antwort aufgeatmet. In Seefeld gab es ja seit dem Umbau des Bahnhofs keine Fächer mehr, in die Pension konnten wir so früh am Tag noch nicht und in Mittenwald aussteigen, um das Zeug dort zu lassen, war uns zu riskant. Es war eh schon alles auf Kante genäht, so rein zeit technisch.

Außer uns sprach im Zug irgendwann niemand mehr Deutsch. Fest in norwegischer Hand alles. Wir kamen uns vor wie in der T-Bane rauf zum Holmenkollen.

In Seefeld ausgestiegen und zum Stadion gelaufen. Am Eingang wollte niemand was von einem Zelt wissen. In unsere Taschen und Rucksäche wollte auch niemand gucken.

Ohne Worte. Wir hätten alles mit ins Stadion nehmen können, echt alles!

Leicht angesäuert setzen wir unseren Weg MIT den Reisentaschen fort. Ausgeschildert war nix, wo wir hin mussten konnte uns ebenso niemand sagen.

An der Schanze angekommen war es schon recht voll, Reihe eins war Essig.

Aber auch von etwas weiter hinten sah man noch gut.


Hier ein Bild von unserem ganzen Graffl.

Es war verdammt warm. Wir zogen die Jacken aus und standen am Ende im T-Shirt an der Schanze herum. Vor uns doch tatsächlich ein paar Norweger, die sich auch für die Kombi interessierten und auch gleich wussten, was es mit unserer "Schmid-Fahne" auf sich hatte.


Programm des Tages:
  • 11:00 Uhr Sprungbewerb  HS 109 Nordische Kombination
  • 13:00 Uhr Staffel Damen 4x5 km LL Damen
  • 16:15 Uhr Einzelwettkampf 10 km Nordische Kombination
  • 16:30 Uhr Qualifikation Herren HS 109 Skispringen
Zuerst also das Kombispringen. Blutdruck ging also gleich zu Beginn des Tages nach oben. Vor allem N. hoffte auf eine Fortsetzung der Glückssträhne ihrer Norweger. Ich wollte auch Medaillen live erleben.

Nach der Probe sah es leider noch nicht ganz so gut aus für unsere Wikinger, aber es zählte ja sowieso nur der Wettkampfdurchgang.

Nach dem Wertungssprung führte Jarl vor Espen, für Jan und Jörgen war es leider nicht wirklich gut gelaufen.

N. und S. waren hochzufrieden und wechselten von der Schanze zur Loipe. Nicht, dass uns die LL-Staffel auch nur in irgendeiner Weise interessiert hätte, aber wir mussten uns ja schon mal einen guten Platz für den Lauf der Kombis sichern.

Der Langlauf verlief dann für das norwegische Team eher weniger nach Plan.

Schweden gewann...

Nach dem Langlauf waren die meisten Norweger weg und wir vorn.

Jarl lag zwar vorn nach dem Springen, aber es war alles sehr sehr eng. N. und S. versuchten Blutdruck und Nerven mittels Pommes nach unten zu fahren, doch es gelang nur so halbwegs...



15:15 Uhr begann das Rennen der Kombis. Jarl lag die ganze Zeit vorn, erst bei 7,5 km kam Akito an die Spitze. N. und S. schwitzten, nicht nur wegen dem Wetter.

8, 6 km - immer noch Akito vorn.

Wir standen oben an der letzten Steigung, an der vorletzten Kurve.

Und GENAU DA griff Jarl an.

Das Ziel konnten wir leider nicht sehen, auch die Videowand nur so halbwegs und so waren wir uns auch nicht sicher, wer genau gewonnen hatte.

Um 15:40 Uhr ca. vernahmen wir die erlösende Durchsage des Sprechers, dass es Jarl sei.

Endlich Gold, endlich wieder eine Einzelgoldmedaille für Norwegen nach all der Zeit.

Espen Björnstad war auch Platz sechs gelandet, Ilkka Herola auf fünf.

N. und S. wuchteten all ihr Graffl zur Videowand, um der Flower Cerenomy für Jarle beizuwohnen. Interessierte außer uns ca. noch 10 andere Zeitgenossen.

Fantastisch...

Graffl von der Videowand weiter an die Schanze gewuchtet um sich die Quali noch anzuschauen, also wenigstens teilweise. Wir mussten dann ja noch dringend zur Siegerehrung am Seekirchl. Man muss ganz einfach Prioritäten setzen.

Obwohl wir wirklich zeitig vor Ort waren, standen wir leider nicht mehr ganz vorne und nahmen uns vor, am Samstag im Fall der Fälle noch früher vor Ort zu sein.

Siegerehrung Skispringen Einzel Damen - Gold für Maren Lundby. Gold für Norwegen.

Siegerehrung Einzelbewerb Kombi Herren - Gold für Jarl Magnus Riiber. Gold für Norwegen.





Siegerehrung LL-Staffel Damen. Gold für Schweden. Dämpfer für Norwegen.

Auf Grund des Misserfolges im LL blieben die Fans aus Norwegen diesmal bis zur Kombi-Ehrung und feierten Jarl frenetisch.

"Riibek, Riibek".

Er genoss es sichtlich, der kleine große Kombi-König.

Nach der Ehrung schleppten wir unser Graffl vom Seekirchl zum Bahnhof und fuhren nach Mittenwald. Dort die Pension gesucht und halb tot auf die Betten gefallen.

Tag 1 - ein voller Erfolg!

Freitag, 01.03.2019 - Was zur Hölle!

Der nächste Tag begann trüb und regnerisch, scheinbar konnte es bei der WM freitags vom Wetter her nicht schön sein.

Programm des Tages:
  • 13:15 Uhr Staffel Herren LL 4x10 km
  • 16:00 Uhr Spezialspringen Herren HS 109
Wir deckten uns zuerst im Supermarkt mit Getränken und Knabberzeug ein und nutzten dann noch eine ganze Weile das W-lan im Schwimmbad aus, ehe wir dann stundenlang im Stadion im Regen standen.

Kurze Zusammenfassung des Tages: Wetter sch**ße, Langlauf langweilig, Springen irregulär. Fortsetzung der Pommes-Diät. Highlights des Tages waren die Polen, die nach DG 1 das Stadion verließen und somit den Doppelsieg verpassten und das Abendessen im FIS- und WM-freien Schwimmbadlokal.

Tag 2 - ein voller Misserfolg.

Ach ja, wir hatten auch noch Sonnenbrand auf den Lippen und waren vom Vortag halb schneeblind. Und die Paprika-Cracker waren auch nix.

Samstag, 02.03.2019 - um 15:38 Uhr kannte die Glückseligkeit keine Grenzen mehr


          Programm des Tages:
  • 11:00 Uhr Springen Teambewerb Nordische Kombination
  • 12:15 Uhr LL Massenstart Damen 30 km
  • 14:15 Uhr LL Teambewerb Nordische Kombination 4x5 km
  • 16:00 Uhr Mixed-Springen 
Nachdem gestern alles Mist war, konnte es am dritten und letzten Tag für uns ja nur besser werden. Also es musste besser werden. Heute war ja schließlich der Bewerb, auf den wir seit Juni 2018 hingefiebert hatten, der Bewerb, in dem es für uns einfach nur einen Sieger geben konnte, geben musste.

Wir schleppten unsere Reisetaschen zum Mittenwalder Bahnhof und stopften sie in ein Schließfach. Auf der Rückfahrt würde der Zug dort elf Minuten stehenbleiben, das sollte reichen um sie zu holen.

Es musste heute einfach diese Goldmedaille für unsere geliebten Jungs geben.

Der Probedurchgang um 10 Uhr ging erstmal an die Deutschen...Hoffnung unsererseits etwas getrübt.

Um 11 Uhr begann der Wettkampfdurchgang.

Wir waren tierisch nervös, hoffentlich keine DSQ, hoffentlich kein Sturz, hoffentlich keine Materialprobleme. Bitte bitte bitte!

Für drei unserer Jungs lief es super, alle über 100 Meter, nur der gute Jörgen konnte nach dem Bergisel auch den Code der Toni-Seelos-Olympiaschanze nicht knacken und setzte seine Skier leider schon bei 98 Metern in den Tiroler Schnee.

Der Sprungdurchgang ging dann an Team Austria, 1 Sekunde lagen sie vor den Japanern. Norwegen auf Platz 3 mit 17 sec Rückstand, dahinter Team D mit 41 Sekunden Abstand.

Wir atmeten auf. Das Springen hatten unsere Favoriten unbeschadet überstanden.

Wir machten uns auf den Weg zur Loipe und überlegten gleichzeitig, in welcher Reihenfolge die Teams wohl zum Lauf antreten würden.

Zu unserer großen Verwunderung war es bei Team Ö nicht Berni Gruber und bei Team D nicht Fabian Riessle, die als Schlussläufer zum Einsatz kamen. Unsere Hoffnungen auf Gold für die Norweger wuchsen wieder.

Zur Abwechslung standen diesmal keine norwegischen, sondern finnische Fans hinter uns.

Zu unserem großen Entsetzen wuchs der Rückstand der Norweger in der ersten Gruppe an, statt weniger zu werden. Der arme Espen konnte mit dem Berni leider nicht mithalten. :(

Und noch etwas wuchs an und zwar der Rückstand der Deutschen. Der arme Johannes Rydzek hatte einen rabenschwarzen Tag erwischt und ging völlig blau. Wenn wir auch für die Norges waren, tat es uns doch weh ihn so zu sehen. Das musste verdammt schmerzhaft sein.

Runde zwei hieß dann Jan Schmid, Eric Frenzel und Mario Seidl. Und Eric legte los wie die Feuerwehr, der arme Jan hatte seine liebe Mühe. Beim zweiten Wechsel lagen die Deutschen zwei Sekunden vor den Norges. In Führung immer noch Team Austria.

Runde drei - Graabak, Riessle, Rehrl.

Bei 13,6 km lagen AUT, D und NOR innerhalb einer Sekunde zusammen vorn.

Unsere Nerven waren quasi nicht mehr vorhanden.

Sorry R., aber in der Situation konnte ich keine WA beantworten, ich konnte nicht tippen am Handy.

Beim letzten Wechsel lag Norwegen vorn, aber AUT und D folgten im Abstand von 0,1.

17, 5 km - immer noch drei Teams innerhalb einer Sekunde.

18,6 km - Österreich vor Norwegen und Deutschland. Wir hofften auf Jarls Sprintstärke.

Und wieder griff Jarl vor unseren Augen in der vorletzten Kurve an. Wie bereits am Donnerstag konnten wir die Videowand nicht sehen. Wir hofften und bangten.

Um 15:36 Uhr schließlich verkündete der Stadionsprecher den einen Satz, auf den wir seit Juni 2018 gewartet, gehofft hatten.

Norwegen war Weltmeister. Jarl hatte den Sieg heim gebracht und damit seine zweite Goldmedaille an Land gezogen. Jan Schmid hatte endlich, im letzten Versuch, die erste Goldene seiner Karriere geholt. Jörgen Graabak hatte auch endlich Glück gehabt bei der WM und Espen Björnstad gleich bei seiner ersten WM Gold geholt.

Wir waren so unglaublich erleichtert. Es war uns egal, was heute noch beim Mixed oder sonst sonstwo passierte bei der WM.

Wir machten uns auf zur Videowand um dort die Ehrung zu verfolgen. Leider konnten wir die Hymne nicht hören, aber wir hätten später ja noch eine Gelegenheit.






Beim Mixed gingen wir nach DG 1. Heut war einfach alles andere außer der abendlichen Siegerehrung nebensächlich, obwohl das Springen wirklich nett war. Ja doch, es gefiel mir, was ich vorher nicht gedacht hätte.

Wir erlebten alles irgendwie durch einen Nebel.

An der Bühne am Seekirchl angekommen, waren wir fast allein, nur noch ne Handvoll Party-Norweger vor Ort. Danke DJ Alex verging die eine Stunde Wartezeit wie im Fluge. Der Kerl versteht sein Handwerk einfach.

Beim Lied " We Are The Champions"" stürmten ein paar Männer aus Norge auf die Bühne, mit einer riesengroßen gehäkelten Fahne.

Als es dann endlich endlich zur laaaaangerwarteten Siegerehrung kam, schienen sich die Österreicher über Bronze zu freuen. Team D hingehen sah extrem angesäuert aus.

Die Norweger waren einfach nur glücklich und vermutlich etwas übermütig. Jedenfalls jubelten Jarl, Jörgen und Espen so ausgelassen, dass der arme Jan hinten vom Stockerl flog.

Das erste Gold und dann das.


Keine Ahnung welchen Geist sie da gesehen haben...*gg*



Jarl und Jörgen und Jans Blick dazu...*gg*


"Ja, vi elsker dette landet"



Es gab dann noch weitere Siegerehrungen ja.

Vor der Heimfahrt kauften wir uns wieder Pizza. Gesunde Ernährung wird eindeutig überbewertet.

Der Rest des Abends und des Tages verlief dann auch problemlos, wir rasten in Mittenwald durch den Bahnhof, ohne zu stolpern oder uns Zähne auszuschlagen. Die Reisetaschen bekamen wir auch und schafften es wieder zurück in den Zug.

Dritter Tag bei der WM war ebenso ein voller Erfolg.

Mission erfüllt für Team Norwegen sozusagen.

Glückwunsch Jungs und danke!!!


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