Sonntag, 29. Juni 2003

Deutsche Meisterschaft in Spalt am 29.06.2003

Yeti's Bericht der Deutschen Meisterschaft der Radprofis in Spalt

Deutsche Meisterschaft der Radprofis in Spalt/Bayern am Sonntag, 29.06.2003


Hatte es letztes Jahr bezüglich der Erreichbarkeit von Radrennen für mich als im südlichen Oberbayern beheimateten Radsportfan noch recht bitter ausgesehen so ist die Situation im Jahre 2003 das genaue Gegenteil.

Nach der Thüringenrundfahrt, der D- und der Ö-Tour bot sich nun die Deutsche Meisterschaft förmlich an. Dieses Angebot konnte ich natürlich nicht einfach so liegen lassen. Da ich inzwischen die unter § 8 genannten Punkte der C4F-Chickenzone durch dauernde Fahrten mit der DB AG bereits bestens beherrsche, war das Heraussuchen der Zugverbindung nur noch reine Formsache.

Für alle „Nicht-Chicks“ hier eine kleine Erläuterung:

§8
„Du musst das Streckennetz und sämtliche Tarife der Deutschen Bahn sowie alle Autobahnraststätten in Deutschland und den angrenzenden Ländern in- und auswendig kennen; das ist dein zweites Zuhause.“

Ich schälte mich kurz nach 5 aus der Behaglichkeit meines Bettes, frühstückte und machte mich dann um kurz nach 6 auf den Weg. 7:13 ging der Zug am Hbf, umsteigen in Augsburg (diesen Bahnhof kannte ich vorher noch nicht, war sehr interessant...)

Um halb neun ging’s weiter Richtung Georgensgmünd, von dort aus gab es dann einen kostenlosen Pendelbus nach Spalt. Auf den letzten Zugkilometern blieben dann leider sämtliche Durchsagen über die nächsten Haltepunkte aus. Da ich noch nie zuvor in GG gewesen war, fand ich das nicht so toll – wie soll man da wissen wo man raus muss!!!

Schließlich kam ich dann aber doch noch an und bestieg einen der wartenden Busse. Diese sollten nach Angabe des Fahrers „nach Bedarf“ fahren, bis 5 Minuten vor der Abfahrt waren sie aber total leer; was eine Frau die mir gegenüber saß zu der Aussage veranlasste dann stünden wir ja morgen früh noch da. Wie von Geisterhand füllte sich der Bus dann ganz schnell und es ging auf die ca. 20 minütige Fahrt ins Örtchen Spalt.

Unterwegs kamen uns schon Teamfahrzeuge von den Gerols, Ispo Lotusan Cottbus sowie Quick Step entgegen. Das Radsportfieber in mir begann deutlich zu steigen.


Wie ich schnell feststellte, ist das Spalter Land wunderschön, die kleinen Dörfchen sind bildhübsch, Fachwerk und Blumen...das wäre nicht nur ein Leckerbissen für die ARD gewesen, auch mir gefiel es sehr gut und ich bin normalerweise kein Mensch der sich übermäßig mit derartigen Dingen befasst. Ohne die DM wäre ich niemals hergekommen und freute mich, auf diese Art und Weise jenen schönen Flecken Bayerns und Frankens kennen gelernt zu haben.

Nur mal so am Rande: Wurde in Spalt zufällig die gleichnamige Tablette erfunden?

In Spalt hielt der Bus dann etwas außerhalb, bis zu Start und Ziel waren es gut 15 Minuten zu laufen. Es war so wahnsinnig heiß, schon jetzt um 10:30 Uhr. Die Fahrer taten mir leid...

Ganz im Gegensatz zu sonstigen Radrennen in D war hier übrigens nicht alles Magenta sondern dunkelblau. Hier regierte eindeutig die Equipe Nürnberger bzw. ihre Teamfarbe Dunkelblau. Überall hingen große Teamfahnen, es wurden Teamkäppis verteilt. Vor der eigenen Haustür wollten die wohl zeigen wer hier das Sagen hat.


Beim Rennen der Damen waren noch drei Runden zu absolvieren als ich am Ziel ankam. Karsten Migels war einmal mehr der Sprecher und er redete viel von den Lokalmatadoren aus Nürnberg, die natürlich hier vor der eigenen Haustür glänzen wollten. Ich suchte mir erst mal einen schattigen Standplatz auf der anderen Straßenseite und feuerte die Damen an.

Und die Hoffnungen der fränkischen Fans wurden erfüllt:

Neue deutsche Meisterin nach 102 km wurde Trixi Worrack von der Equipe Nürnberger vor Christiane Söder von der LG Stuttgart und Tina Liebig vom SSV Gera.

Für die Siegerehrung der Damen interessierte sich dann fast keiner...eine traurige Situation, die haben den gleichen Respekt und die gleiche Anerkennung verdient wie ihre männlichen Kollegen. Es gab Blumen, silberne Teller, die Medaillen und natürlich das weiße Trikot mit dem schwarzrotgoldenen Brustring. Als dann die Hymne ertönte wurde es ganz still und alle lauschten andächtig. Hinter mir hat einer mitgesungen, er sollte noch etwas an seiner Stimme arbeiten!


Ein Fahrer im Rabo-Outfit läuft dreimal völlig unbehelligt über die Straße und ich kann kaum glauben das wirklich niemand Grischa Niermann kennt...

Da ich strategisch günstig direkt neben dem großen Truck bzw. Anhänger stand konnte ich auch einige Fotos machen, ich hoffe die sind was geworden.
(Anmerkung: Sie sind brauchbar...)

Das mein Standort extrem günstig war, wurde einige Minuten später noch deutlicher.

Es ging an die Einschreibung für das Rennen der Herren und jeder Fahrer der dort hinmusste kam direkt bei mir vorbei, keinen Meter weit weg – super!

Ein Mann der neben mir stand konnte es auch kaum glauben wie gut wir da standen und es waren nicht mal viele Leute da. Fotos ohne Ende gemacht!!!

Die Deichsel des Anhängers war von den Veranstaltern mit einem rot-weißen Plastikhütchen abgedeckt worden wie man sie normalerweise an Baustellen auf der Straße zur Warnung vorfindet.

Wie abc und Lina schon mehrfach geschrieben haben, sind Profiradler wie kleine Kinder – ein scheinbar angeborenes Talent zum rumkaspern. Jedenfalls konnte es ein Fahrer des Teams Lamonta nicht lassen dieses Hütchen seinem Kollegen auf den Kopf zu setzen! Freundlicherweise hielt der junge Mann so lang still bis ich mein Bild im Kasten hatte ! Der Fahrer sah mit dieser ungewöhnlichen und als Rennhelm bestimmt nicht tauglichen Kopfbedeckung irgendwie aus wie einer der 7 Zwerge oder wie Harry Potter.

Jens Voigt trat als Einzelkämpfer bei der DM an und kam mit einem riesigen Rucksack auf dem Radl an. Er bekam viel Beifall und musste eine Menge Autogramme schreiben. Er ist einfach einer der sympathischsten deutschen Profiradler.

Als die kommen fällt mir mal wieder auf, das die Profis auf Fotos und im Fernsehen immer viel kräftiger wirken als sie es in Wirklichkeit sind.

Besonders bei Ronny Scholz merke ich das...der Bursche ist vielleicht dünn...man gebe ihm etwas zu essen!

Fabian Wegmann grinst mal wieder vor sich hin.

Hier ist es besonders „die Üdo“ der von den Fans erkannt und bejubelt wird.

Endlich sehe ich auch mal die Mannschaft von Team Rose Versand Merlin Logistics, die Münchner, die hier in Spalt wahrscheinlich keiner kennt.

Schöne dunkelblaue Trikots haben die!!!

Generell fällt mir auf, das die Fahrer aus den GS 3-Teams, wenn man sie fotografiert, länger stehen bleiben als die Profis aus der GS 1...die sind halt nicht so umlagert und freuen sich über jede Aufmerksamkeit.

Ein Team nach dem anderen kommt, die Bianchis werden auch nicht so besonders beachtet, wohl weil Jan nicht da ist und das Gros der Fans mit den anderen nichts anfangen kann.

Ganz wild sind die Fans drauf, während dem Einschreiben die Räder der Profis zu halten und ausführlich zu begucken. Ich lasse es mir nicht nehmen das Arbeitsgerät von Torsten Rund persönlich vor dem Umfallen zu bewahren...nicht das es noch Schaden nimmt, ein neues gekauft werden muss und die wieder in finanzielle Kalamitäten kommen!

Auch hier wieder Fotos ohne Ende...

Die radelnden Broiler aus Leipzig kommen, es bleibt relativ ruhig. Alexander Peter, den ich bereits im Mai bei der Thüringenrundfahrt gesehen hatte, stellt sein Arbeitsgerät ab. Auf dem Oberrohr ist ein weißes Feld wo der Name des Fahrers eingetragen wird. Bei ihm steht dort zu lesen :Alex „the cooner“ Peter. Allgemeines was das heißt...

(Inzwischen wurde im Forum geklärt, es handele sich hierbei um einen Jagdhund).

Als schließlich die Magentas aus Bonn ankommen wird es lauter. Besonders Zabel wird erkannt und oft gerufen, aber er grüßt nur kurz und ist dann wieder weg. Ich nutze die Gelegenheit und schaue mir die Fahrer alle mal an, besonders unsern Münchner Lokalmatadoren, Andi Klier!


Nach dem Einschreiben schnappen sich die Fahrer ihre Räder und verschwinden wieder. Schließlich finden sie sich alle etwa hundert Meter hinter dem Ziel ein, im Schatten eines Hauses. Einige fahren noch ein bisschen hin und her, unter anderem auch Ronny Scholz. Als er an mir vorbeikommt schaut er zufällig in meine Richtung. Er sieht schon jetzt ziemlich fertig aus, kurz nach 12 ist Spalt ein Glutofen, die Temperaturen sind hart an der Grenze zum erträglichen und für Hochleistungssport eigentlich nicht mehr zulässig.

Da das Rennen der Damen samt Siegerehrung länger als geplant gedauert hat, starten die Herren der Schöpfung etwa mit 30 Minuten Verspätung um 12:15 Uhr.

Ich hoffe darauf das der Rückstand während dem Rennen wieder reingeholt wird, da ich meine Rückfahrt genau geplant habe, da bleibt nicht viel Spielraum. Bus und Bahn fahren schließlich nur jede Stunde, ich brauche insgesamt gut 3 Stunden und muss am nächsten Tag wieder arbeiten. Bus ist für 18:10 Uhr geplant, Zug dann um 19:06 in GG. Der nächste Zug bräuchte auch eine halbe Stunde länger => Ankunft in München Hbf erst kurz vor 23 Uhr, das ist mir zu spät. Der Weg zurück zum Bus dauert 20 Min und ich wollte ja auch noch Fotos machen bei der Siegerehrung. Ich musste also spätestens 17:45 Uhr losgehen. Die späteste Zielankunft war für 16:26 geplant, das würde noch reichen.

(Sie waren dann so um 17 Uhr im Ziel, ich bekam die Siegerehrung noch recht gut mit).


Zunächst gibt es aber erst mal um viertel nach 12 den Startschuss zum Rennen der Profis. Ich wechsele mal wieder die Straßenseite und begebe mich in den Schatten. Es verspricht kurzweilig zu werden, da die Fahrer laut Marschtabelle alle 20 Minuten etwa an Start und Ziel vorbeikommen sollen. Frei nach der Devise wer nicht arbeitet soll wenigstens essen halte ich erst mal meine persönliche Verpflegungskontrolle ab und nehme eine Semmel zu mir.

Streckensprecher Karsten Migels hält die Fans sehr gut über das Geschehen auf der 14, 2 km langen, insgesamt 12 Mal zu fahrenden Runde am laufenden. Migels hat sich übrigens extra für die DM fein gemacht, richtig fesch kommt er daher!

Schnell bildeten sich immer wieder kleine Spitzengruppen aber da die Runden sehr lang waren hielten diese sich meist nicht lang. Wenn Migels berichtete es seien grad der oder der vorn, so hatte dies im Ziel schon meist keinen Bestand mehr.

Bei km 32 war es der Lamonta-Profi Björn Glasner, der mit 23 Sekunden Vorsprung vor dem Feld fuhr, doch schon kurze Zeit später lag der Deutsche Meister im Zeitfahren, Michael Rich vorn. Er konnte schnell einen Vorsprung von 1:20 herausfahren, Telekom machte im Feld die Nachführarbeit. Stephan Schreck machte sich allein auf die Verfolgung von Rich, der nun mit 2:20 vorausfuhr.

Jetzt fuhren auch folgende Fahrer in der Verfolgung: Torsten Hiekmann, Uwe Hardter, Malte Urban und Timo Scholz. Alle Teams brannten darauf, die seit nunmehr 10 Jahren andauernde Magenta-Dominanz zu durchbrechen. Um viertel vor 2 war Richs Vorsprung auf die vier Verfolger auf 45 sec. geschmolzen. Um 14 Uhr hatten die Verfolger 2:30 Vorsprung vor dem Feld.

Kurz vor halb drei hatten die vier Rich eingeholt und fuhren mit 1:40 vor dem Feld. Dazwischen fuhr mit 1:20Rückstand Bert Grabsch vom Team Phonak den Ausreißern hinterher. Migels spekulierte ob Rich evtl. der Doppelschlag bei den Meisterschaften gelingen würde und er nach der Zeitfahr-DM auch den Titel auf der Straße holen würde?

Um viertel vor drei waren noch sechs Runden à 14, 2 km zu fahren, für das Tempo bei den Ausreißern sorgte nun Stephan Schreck.

Kurz vor drei konnte sich Torsten Hiekmann von der Spitzengruppe absetzen und konnte seinen Vorsprung schnell auf 1:54 ausbauen.

15 Uhr, noch fünf Runden, Hiekmann 2:45 voraus. Gerolsteiner führt im Feld.

Um viertel vier waren es bereits über drei Minuten die der junge Telekom-Profi vorne lag und der einzige Fahrer vom Team Quick-Step-Davitamon, Patrik Sinkewitz setzte sich bei den Verfolgern an die Spitze um „Hiekes“ Vorsprung zu verringern.

Viertel vor vier, Hiekmann lag nun schon über 4 Minuten voraus.

Nun lagen Hieke, Akki Peschel und Schreck vorn und fuhren ein weiteres Mal durchs Ziel im glühend heißen Spalt. Alle Zuschauer drängelten sich im Schatten, der Verkauf von Eis und gekühlten Getränken brummte. Die fränkischen Rostbratwürste wollte keiner haben. Es waren noch drei Runden zu fahren. Ete Zabel konnte am Schnittlinger Berg zur Spitze aufschließen aus der Akki Peschel zurückfiel. Fabian Wegmann und Sinkewitz attackierten aus der Verfolgergruppe.

Die Spitze bestand nun aus dem Telekomexpress Ete und Schreck, mit 20 sec Vorsprung auf „die Üdo“, Heppe und Co. Es ging hin und her, was wohl an der Hitze und den schweren Strecke quer durchs Spalter Land lag.

Zabel fuhr ein Höllentempo und war inzwischen allein an der Spitze. Die Zuschauer waren überrascht, das er, der Sprinter einen Alleingang wagte in diesem schweren Terrain. Äußerte Migels am Anfang noch den Verdacht, Ete und TT wollten evtl. für einen anderen Fahrer aus TT etwas lancieren, so wurde schnell klar, das Ete auf eigene Rechnung fuhr. Sein Vorsprung wurde größer und größer. Noch zwei Runden, Zabel 1:30 vor den Verfolgern, halb fünf, Ete schon 3:14 vor dem Feld. 20 vor vier, Zabel ging in die letzte Runde, er fuhr verbissen, wollte unbedingt seinen zweiten nationalen Titel. Er lag 1:10 vor Wegmann, Schreck und Sinkewitz.

3000 m vor dem Ziel hatte Zabel von 2 Minuten auf die Verfolger.

Um 17:07 Uhr fuhr Zabel über die Ziellinie in der Hopfenstadt Spalt. Er war damit zum zweiten Mal Deutscher Meister und die TT-Dominanz dauerte nun schon 11 Jahre an.

Etes Zeit betrug 4:49:41, bei einer Strecke von 175,2 km ein Schnitt von 36,29 km/h, bei dieser unmenschlichen Hitze und der schweren Strecke eine wirklich hervorragende Leistung.

Chapeau Ete, ich hätte nicht gedacht, das ein Sprinter diesen Ausreißversuch durchhalten würde! hat:

Vizemeister wurde Patrik Sinkewitz (Quick Step) aus Fulda vor dem jungen Fabian Wegmann (Münster) vom Team Gerolsteiner, den Migels ständig als Christian ankündigte.

Auf die nächsten Plätze kamen dann Stephan Schreck (TT), Jörg Ludewig (Saeco), Rolf Aldag (TT), Jens Heppner (Wiesenhof), Andreas Klöden (TT), Uwe Peschel (Gerolsteiner) und Raphael Schweda (Bianchi).

Bedingt durch die schwere der Strecke und die große Hitze kamen nur 33 von ursprünglich 124 gestarteten Fahrern im Ziel an.


Direkt nach dem Zieleinlauf machte ich mich auf den Weg zur Siegerehrung. Leichter gesagt als getan. Der größte Teil der Zuschauer schien nämlich leider die gleiche Idee gehabt zu haben. Aber ich gab nicht auf, boxte mich durch. Da ich meinen Fotoapparat um den Hals hängen hatte, hielten mich einige Fans offenbar für wichtig bzw. dachten ich sei von der Presse und ließen mich durch.

(Toll, werd ich jetzt immer so machen... )

An Ort und Stelle angelangt, war es dann leider nimmer so leicht. Ich stand mit einem Fuß in einem Blumenkübel, mit dem anderen auf dem Absperrgitter und wartete. Die Zeit schritt voran und die Herrschaften machten keinen Anschein bald mit der Siegerehrung beginnen zu wollen. Es war sooooo heiß, mir lief das Wasser schon an den Handrücken runter, mein T-Shirt war eh schon klatschnass. Endlich kamen sie, es gab Blumen, Medaillen und natürlich die Hymne. Andächtiges Schweigen im schwitzenden Publikum.

Dann gab es in dem Hopfenstädtchen Spalt noch jeweils ein großes Glas Bier für die ersten Drei.

Unter den Zuschauern wurde gewitzelt das von Fabi Wegmann sei bestimmt alkoholfrei = Jugendschutz...).

Ich machte noch einige Fotos von den drei Ersten und boxte mich dann wieder raus aus der Masse.

Der Rückweg zum Bus war dann leichter wie der Hinweg, da es schön bergab ging und die wirklich wunderschönen Fachwerkhäuser herrlichen Schatten boten. Der Bus sollte um 18:10 in Spalt wegfahren, als ich dort ankam, waren bereits einige Fahrgäste vor Ort. Es stand auch schon ein Bus da (im Schatten), aber der Fahrer zeigte auf einen in der prallen Sonne wartenden und meinte, der würde eher fahren. Alle also dorthin, der war schon fast voll und es war kochend heiß da drin, ich hab noch nie in meinem Leben so geschwitzt...es war einfach nur furchtbar. Der Bus fuhr und fuhr nicht ab, mir lief das Wasser in Bächen runter, sogar am Handrücken, im Gesicht....ahhhhhhhh!!!!!!!!!!!!!

Zur Krönung des Ganzen durfte ich dann in GG noch fast eine Stunde auf den Zug nach München warten...zum Glück traf ich noch einen Radsportfan aus München mit dem ich mich dann nicht nur die Stunde in GG, sondern auch noch die ganze Heimfahrt glänzend unterhalten hab.

Es war dann aber wohl doch zuviel Sonne und Hitze für mich, am Montag quälte ich mich 8 Stunden in der Arbeit, in der Nacht zum Dienstag tat ich kein Auge zu vor Kopfschmerzen und Hitze und bin am Dienstag daheim geblieben...und das obwohl ich die allermeiste Zeit mit einem Käppi auf dem Kopf im Schatten gestanden war.

Montag, 9. Juni 2003

Wiesbauertour 2003

Wiesbauertour Salzburg 2003 - Generalprobe und Premierensieg!

Nachdem ich gerade so in Fahrt war, nahm ich selbige wenige Tage nach der D-Tour wieder auf, diesmal allerdings in anderer, nämlich südlicher Richtung. Zum ersten Mal wagte ich mich zum Verfolgen eines Sportereignisses über die Grenzen meines schwarzrotgoldenen Vaterlandes und überschritt dieselbe in Richtung RWR. Genauer gesagt nach Salzburg, um der ersten Etappe der Wiesbauertour beizuwohnen.

Bepackt mit allem, was der gemeine Profifan so zu Rennen mitschleppt bestieg ich am Morgen des Pfingstmontag frohgemut und bester Stimmung in München-Ost den Regionalexpress in Richtung Südosten. Durch die schöne Landschaft vor dem Abteilfenster (Chiemsee, Chiemgauer Alpen...hach!) und die Aussicht auf ein erneutes Live-Radrennen wurde meine Laune auch mit jedem Kilometer noch besser.

Nach gut 2 Stunden Fahrt fand ich mich in der Salzachstadt wieder, wo am Bahnhof ein internationales C4F-Treffen seinen Anfang nahm. Die Delegation bestand genauer gesagt aus Chris Combüs, Werner und Novalis, die die gastgebende Nation repräsentierten und aus meiner Wenigkeit, damit das Treffen auch international wurde.

Und obwohl der ORF für den Tag Gewitter und Regen vorhergesagt hatte, war es einmal mehr tropisch heiß und schwül. Wir wähnten uns eher bei der Tour de Langkawi als bei der Wiesbauertour, schon die zehn Minuten Fußmarsch von Hbf zum Schloss Mirabell reichten völlig aus, damit wir total durchgeschwitzt waren.

Team Bianchi
Nachdem wir kurz durchs Fahrerlager geschlichen waren und uns die Fahrer von Palmans um die Nase fuhren wurde beschlossen erst mal einen geeigneten Standplatz an der Strecke zu suchen. Einfacher gesagt als getan. Wir hatten zwar die Marschtabelle aber keinen Stadtplan zur Hand. Somit war einige hundert Meter nach dem Ziel nicht mehr feststellbar wo die Strecke entlanggehen sollte, da auch nichts abgesperrt war.

Nächster Plan: Team Saeco bzw. Hotel desselben suchen. Namentlich Gerrit Glomser, seines Zeichens Vorjahressieger und Lokalmatador. Auch Fehlanzeige...nix....na ja wenn man nicht weiß in welchem Hotel die Lieblinge sind ist es eher schwer sie zu finden...

Zurück zu Start und Ziel. Dort schon jede Menge Menschen. Wie war das, Radsport interessiert in der Alpenrepublik niemanden? In Salzburg sah das anders aus!

Nun ging die Teamvorstellung über die Bühne, bei der wir uns das ein ums andere Mal über den Toursprecher amüsierten.

Mit den österreichischen Stars gab es immer kleine Interviews, mit Bernhard Eisel, der die Tour fürs österreichische Nationalteam bestreitet und gleich einmal klarstellte, das er die Tour de France nicht fahren würde, wie der Sprecher irrtümlich behauptete.

Dann kam Team Fakta und mit ihm der "Kanalbrigadier" Werner Ribi Riebenbauer. (es sei nur am Rande kurz erwähnt, er ist wieder vollkommen schlammfrei!) Frank Hoj grinst die ganze Zeit vor sich hin und ist mal wieder äußerst praktikertauglich!


Es kommt das Team Rabobank, hier ist es der österreichische Meister der U 23, Bernhard Kohl, der im Mittelpunkt des Interesses steht. Die "Mini-Rabos" sind ja fast irgendwie ein U 23-Team (auch wenn oggi es anders sieht...) und wir grinsen in uns rein, als der Herr Sprecher ganz wichtig erklärt, dies sei das jüngste Team der Rundfahrt, kein Fahrer sei älter als 23... das ist einmal so bei einem U 23-Team... Niels Scheuneman macht der Aussprache seines Namens mal wieder alle Ehre!

Bernhard Kohl stellt sein Team vor...

Dann kommen die Bianchis und mein Herz schlägt höher. Die Trikots schauen gut aus und ich freu mich das es das Team noch gibt und ich sie fahren sehen konnte!

Team Cofidis schaut auch aus wie eine U23-Abordnung der Mannschaft!

Als nächstes ist Landbouwkrediet an der Reihe und hier ist es der Sprinter Tom Steels der kurz befragt wird. Er wird als dreimaliger belgischer Meister vorgestellt, Novalis meint dazu nur trocken: "Im Trinkflaschenwerfen?"

Team ELK-Haus kommt auf die Bühne und wir stellen fest, das der Iro-Ösi keiner mehr ist, Patrick Riedesser hat jetzt gar keine Haare mehr, nur noch eine Zeichnung mit dicken schwarzen Linien auf dem kahlen Schädel. Was wohl abc dazu gesagt hätte? Sagen mir die Namen bei Volksbank und Elk wenigstens noch ein bisschen was, beißt es bei Hervis-Copyright und ARBÖ Merida Graz völlig aus...

Die Stimmung im schwitzenden Publikum steigt rapide an, als der "Espresso Rosso" auf die Bühne kommt und mit ihm die Startnummer Eins, Gerrit Glomser, der Lokalheld. Er hat extra die D-Tour verlassen um auf heimischen Straßen als Titelverteidiger zu starten. Jetzt klicken die Kameras... meine auch. Er wird ein bisschen länger interviewt, sagt das sein großes Ziel heuer die Tour sei. Kurze Zeit später stelle ich fest, das es hier noch richtig gemütlich, familiär zugeht. Gerrit wird neben der Bühne schon wieder interviewt, er ist der Star vor Ort, aber niemand bedrängt ihn. Nach dem Interview steht er zwei Meter neben mir und gibt der Freundin ein liebevolles Bussi zum Abschied. In D undenkbar das Ulle einfach so zwischen den Fans steht und die ihn in Ruhe lassen.

Der Start rückt näher und wir suchen uns eine strategisch günstige Position an der Absperrung. Ich komme direkt neben dem Bianchi-Teamwagen zu stehen und bin glücklich. Zwei Fahrer und den sportlichen Leiter des Lieblingsteams vor der Nase, was braucht der Radsportfan mehr zum Glücklichsein...

Einer der Fahrer trinkt noch was während Andreas Petermann am Radl beschäftigt ist. Dabei fällt mir auf, das auf den Trinkflaschen noch immer der bunte Coastschriftzug prangt...langsam blick ich da nicht mehr durch!

Schließlich ertönt der Startschuss. Ganz gemütlich setzt sich das Fahrerfeld in Bewegung und wird mit Applaus verabschiedet. Die Auftaktetappe der diesjährigen Wiesbauertour findet auf dem Kurs statt, auf dem 2006 auch die Straßenrad-WM ausgetragen werden soll. Die Entscheidung ob Salzburg den Zuschlag bekommt fällt während der diesjährigen WM im kanadischen Hamilton. Die C4F-Delegation aus Salzburg würde sich natürlich sehr über eine positive Entscheidung in dieser Hinsicht freuen...eine WM quasi vor der eigenen Haustür! Super wär's!



Als die Fahrer außer Sichtweite sind suchen wir uns ein schönes Plätzchen im Schatten auf der anderen Straßenseite. Wir stehen etwa 200 m vor dem Ziel, als das Fahrerfeld knapp 30 min nach dem Start zur ersten der geplanten 3 Zieldurchfahrten kommt. Besonders aktiv zeigt sich das Team ELK aus Vorarlberg, das für seinen Sprinter Martin Fischerlehner fährt.

Nachdem die Fahrer die zweite Runde in Angriff genommen haben schreiten wir zu unserer persönlichen Verpflegungskontrolle und nehmen in einem gemütlichen Gastgarten was Flüssiges und Kaltes zu uns.

Zwischen der ersten und der zweiten Zieldurchfahrt liegt diesmal eine Stunde, die erste Runde rund um Salzburg wurde auf dem geplanten Zeitfahrkurs von 2006 ausgetragen, nun geht es über den Parcours des Straßenrennens.

Auf dem Weg zurück zu Start und Ziel bzw. zur zweiten Zieldurchfahrt bleiben wir diesmal an einer Kreuzung stehen, die wunderschön im Schatten liegt. Das sich das Fahrerfeld nähert ist unüberhörbar. Es scheint nicht nur die Strecke getestet zu werden, nein, auch sämtliche Polizisten, die dem Feld auf Motorrädern voraus fahren, testen was das Zeug hält. Und zwar ihre Blaulichter und Martinshörner. Und es sind viele unterwegs, sehr viele. Nach C4F-Schätzungen mindestens pro Team einer. Wenn nicht mehr...Wiederum ist das grünrote Elk-Team sehr aktiv beim Sprintanziehen.

Jetzt ist wieder eine Stunde Ruhe auf dem Mirabellplatz, ab geht's in den Park. Werner hat einen Kuchen dabei und der wird nun verzehrt. @Werner: War wirklich gut!!!

Man sitzt und quatscht und wartet auf die Fahrer. Es ist inzwischen kurz vor 14 Uhr und wieder eine Stunde Warten angesagt auf die Herren Profiradler.

Die dritte Zieldurchfahrt gab es dann um 3, fast eine Viertelstunde lag das Feld hinter der Marschtabelle. Aber es war ja auch wieder sooo heiß heute. Wir überlegten, ob die das wohl bis zum endgültigen Zielsprint wieder reingeholt haben würden.

Es war so. Immer noch auf der gleichen Parkbank sitzend hörten wir gegen viertel nach drei vom Ziel einen Lautsprecher krächzen die Fahrer würden sich nähern. Alles Graffl zamgepackt und an die Strecke. Ein Sponsor der Tour ist die Firma Kettler, und nun gibt es erst mal eine Präsentation ihrer Produkte - wohlgemerkt wenige Meter hinter der Ziellinie. Auch die Journalisten stehen wieder sehr nah hinter der weißen Linie und bei uns werden Erinnerungen an das diesjährige Gent-Wevelgem und Tom Boonen wach. Es wird aber rechtzeitig Platz gemacht.

Zuerst dröhnt uns mal wieder die österreichische Polizei die Ohren voll. Ich hänge mit letzter Kraft und einem Arm an der Absperrung, mit dem anderen schwenke ich ganz fleißig ein kleines grün-gelbes Wiesbauerfähnchen. Mit einem Fuß stehe ich auf der Absperrung drauf und verrenke mir den Hals. Allerdings habe ich in dieser Haltung eine wunderbare Sicht auf die Ziellinie, die etwa 20 m vor uns liegt.

Der Sprecher kündigt die Fahrer an, wo bleiben sie, ich stehe gerade nicht gut!!!


Die Mini-Rabos Part 2
Endlich kommen sie. Da wir dem Streckensprecher nicht zugehört haben auf der letzten Runde, wissen wir nichts über die momentane Rennsituation. Schnell ist aber klar - Massensprint. Wird Team Elk nochmals so offensiv fahren wie bei den drei Zwischensprints unterwegs, was machen die anderen Sprinterteams, wie sind die schnellen Leute über die zwei Bergwertungen in Eugendorf (Kat. 3) gekommen?

Um mich rum sind so viele Leute, so richtig sehen tu ich jetzt nichts mehr. Die Ziellinie jedenfalls nicht. Als die Fahrer an uns vorbeischießen ist ein Bianchi ganz vorn. Ich hab mich selten so sehr gefreut bei einem Radrennen. Der erste Sieg für das Team, das ist so verdammt wichtig gewesen...allerdings ist die Freude ringsum deutlich verhaltener, man hatte wohl auf einen rotweißroten Tageserfolg gehofft. Wir machen uns auf den Weg zur Siegerehrung, aus einem Lautsprecher tönt das Ergebnis: Steffen Radochla vom Team Bianchi hat gewonnen, super super super!!!

Das ist das erste gelbe Trikot fürs neue Team, besser kann es wohl gar nicht laufen! Den Gedanken zur Siegerehrung zu gehen hatten außer uns aber leider noch mehr Fans gehabt und so standen wir in der sechsten oder siebten Reihe...gesehen hab ich nicht so wirklich alles. Rinaldo Nocentini und Simone Cadamuro haben sich auf dem Stockerl zusammen krank gelacht, die Witze hätte ich auch gern gehört.

Die ersten drei in Salzburg waren damit also Steffen Radochla (Bianchi) vor Simone Cadamuro (De Nardi Colpacck) und Bernhard Eisel (Nationalmannschaft Österreich).

Die ersten drei Plätze im Gesamtklassement belegten nach der Etappe Steffen Radochla, Simone Cadamuro und Martin Fischerlehner, der dank der Bonussekunden aus den gewonnenen Zwischensprints noch aufs Stockerl kam.

Das weiße Punktetrikot bekam Steffen Radochla, das weiß-rote Bergtrikot Rinaldo Nocentini, bester Sprinter war Martin Fischerlehner im grüne Trikot und das blaue Trikot für den besten Österreicher im Gesamtklassement wurde in Salzburg an Bernhard Eisel verliehen, der übrigens mit RWR-Trikot und fdjeux.com-Hose unterwegs war.

Alle Geehrten bekamen langen und fairen Applaus vom Publikum, das fand ich sehr schön.

Persönlicher Höhepunkt für mich war aber die Übergabe des gelben Trikots an Steffen Radochla. Das war das beste was diesem Team passieren konnte nach den ganzen Querelen um Sperren, Geldsorgen und Zukunftsangst. Radde sah auch sehr glücklich aus.

Die Ehrendamen haben gar nicht mehr aufgehört den jungen Sachsen abzubusseln!!! Um das ganze auch recht feierlich wirken zu lassen gab es eine triumphale Musik und die drei auf dem Stockerl strahlten um die Wette. Wir machten natürlich jede Menge Fotos während der Siegerehrung.

Nocentini schrieb nach der Siegerehrung noch Autogramme, leider hatte ich mein Büchlein nicht greifbar, arghhhhh!!!

Der gelbe Radochla war leider schnell weg, so wie der Rest der Fahrer auch und so beschlossen wir, den Ort des Geschehens ebenfalls zu verlassen und nochmals was Flüssiges und Kaltes zu uns zu nehmen.

Schließlich trabten wir vier zurück zum Salzburger Hauptbahnhof und bestiegen unsere Züge Richtung Heimat. Mein Zug fuhr um 18:13 Uhr ab, um halb neun war ich daheim und wie nach jedem Radrennen verschwitzt und müde aber glücklich und zufrieden!

Donnerstag, 5. Juni 2003

D-Tour in Ansbach 2003

Yeti's Kurztrip zur D-Tour

Donnerstag, 05.06.2003, 3.Etappe der D-Tour von Coburg nach Ansbach, 188 km
quer durch Franken (Tour de Franken)


Nachdem die D-Tour erneut durch den Süden unseres schönen Landes kam und diesmal sogar durchs noch schönere Franken beschloss ich, dabei sein zu müssen. Zuerst peilte ich den Start der 3. Etappe in Coburg an, da dort aber der „scharfe Start“ außerhalb der Stadt lag und somit schwer erreichbar war, entschied ich mich stattdessen, den Zielort Ansbach mit meiner Anwesenheit zu beglücken !

Ich, nach einigen Radrennen im letzten Jahr, mit der elektronischen Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn AG bereits bestens vertraut, hatte schnell eine sehr günstige Zugverbindung herausgesucht (das günstig bezieht sich hierbei auf den Preis, nicht auf die Fahrtdauer, das nur am Rande...)

Nun gut, zurück zum eigentlichen Thema:

Einige Tage vorher hatten Madame Durand und ich bereits ausgemacht, uns in Ansbach zu treffen. Das freute mich sehr, weil es zu zweit doch gleich viel mehr Spaß macht. Als Erkennungszeichen hatten wir ausgemacht dass ich ein schönes C4F-Schildchen am Rucksack tragen sollte. Das hab ich mir dann auch während der Zugfahrt gebastelt, man hat ja Zeit im Regionalverkehr...und so als Profiradsportfanprofi hat man natürlich auch alles dabei, Papierschildchen, Stifte, Tesafilm...

So weit, so gut, das Wetter war bestens, meine Stimmung auch. Zumindest bis Treuchtlingen im wildromantischen Altmühltal (das wäre was für unsere Freunde aus der ersten Reihe im Deutschen Fernsehen gewesen..). Zwischen Treuchtlingen und Gunzenhausen brach dann die große Sintflut über Mittelfranken herein. Der Himmel wurde schwarz wie das Punktetrikot bei der D-Tour, es schüttete, es hagelte, es stürmte. Meine Stimmung begann zu sinken wie die Kurse beim letzten Börsencrash. Ein Stoßgebet nach dem anderen schickte ich zum Petrus hinauf und der gute Mann hat mich erhört, in Treuchtlingen hatte es fast aufgehört. Es war so schwül wie vorher und ich schwitzte wie verrückt unter der Regenjacke. Madame Durand und ich fanden uns schnell, dank eines „yeti“ –Schilds, das sie dabei hatte. (Anmerkung von Madame Durand: Auch im Zug gebastelt...)

Zusammen machten wir uns dann auf den Weg zum Ziel, das unweit des Ansbacher Schlosses sein sollte (da hat sich der Jürgen bestimmt gefreut, hat man bei der Übertragung eigentlich auch was vom Radrennen mitbekommen, so am Rande?) Zuerst gingen wir mal zur ARD-Bühne, wo es eine große Videowand gab. Anfangs sahen die TV-Bilder nach einer Ausreißergruppe mit mehreren Saeco-Fahrern aus, was Madame Durand gar nicht gefiel. Schließlich entpuppte sich diese „Ausreißergruppe“ aber als Spitze des Hauptfeldes, die drei Ausreißer waren Fahrer von AG2R, Rabobank und Bankgirolotterij. Madame Durand drückte jetzt Christophe Agnolutto die Daumen, mir war es eigentlich egal, Hauptsache die Ausreißer kamen durch. Wir suchten uns einen schönen Platz an der Strecke und ich befestigte mein „Forza Bianchi“-Schild am Absperrgitter. Von den Zuschauern um uns rum wurden wir um unsere Startlisten und die Marschtabelle beneidet. Ganz neugierige Blicke! „Ihr kennt euch aber gut aus“ usw. bekamen wir zu hören.

Einige wollten wissen, bei welchem Team der eine Fahrer gestorben sei und ob es schon Neuigkeiten dazu gäbe. Ich sagte zu Madame Durand, mir sei komisch bei dem Gedanken, wir hätten hier Gaudi und für die Fahrer des Bäckerteams sei gerade eine Welt zusammengebrochen. Ihr ginge es genauso war die Antwort...

Hatte ich während der Zugfahrt noch überlegt, ob es auch hier eine „caravane publicitaire“ geben würde, so wurde ich kurze Zeit später bestätigt. Zuerst kam eine Truppe Sambatrommler die Strecke entlang, ich fand es klasse, dieser Rhythmus ist einfach mitreißend. Dann kam die Werbekarawane, die allerdings nur ein äußerst müder Verschnitt dessen war, was bei der Tour unterwegs ist. Das meiste, was sie unter die angeblich 30.000 Zuschauer brachten, war irgendwelche Werbung für irgendwelche Ansbacher Geschäfte. Toll!

Letztendlich erwischte ich ein Tütchen mit vier Gummibärchen...außerdem gab es noch Mini-Bifis und Ratschen, von denen bekam Madame Durand einige zu fassen. Mit dabei waren auch einige junge Damen mit blauen Haaren. Die wurden gleich gefragt, ob das Fahrerfeld pünktlich sei oder durch das Gewitter dem Zeitplan hinterherhinke. Nein, sie seien in der Zeit wurde uns versichert.

Es ging auf vier Uhr zu und wir erwarteten gespannt die Fahrer zur ersten Zieldurchfahrt. Zuerst kamen mal ein Haufen Polizeimotorräder, die mit lautem Beifall empfangen wurden. Einige Polizisten gingen richtig mit, fuhren freihändig oder boxten in die Luft. Einer fuhr ganz nah an die Zuschauer heran und klatschte die ausgestreckten Hände ab.

Man brachte sich in Stimmung...

Madame Durand hoffte darauf, das Agnolutto noch vorn sein würde, wenn es auf die beiden Stadtrunden durch Ansbach ging. Und tatsächlich, kurz vor vier Uhr kamen die drei Ausreißer allein an uns vorbei. Es waren nach der ersten Zieldurchfahrt noch 15, 2 km zurückzulegen, wir starrten wie blöd auf die Uhr am Ziel um den Vorsprung genau zu sehen. Es waren rund 2 Minuten. Das Tempo im Hauptfeld machte Heppe. Madame Durand freute sich sehr, als sie im vorbeirasenden Feld Santiago Botero entdeckte. Wir hofften und bangten. 7, 4 km oder eine Zieldurchfahrt später waren die drei immer noch vorn, mit 1,5 Minuten. Diesmal war im Feld der kleine Wegmann vorn. Unser Kommentar: „Ach der ist ja sooo putzig!“ Wir fragten die Zuschauer um uns rum, wie die Strecke beschaffen sei. Winklig war die Antwort, mit einem kleinen Anstieg. Wir wurden zuversichtlicher, was die Chancen der drei betraf. Die kommen durch, so unsere Meinung, mit 20 bis 30 sec. Da sie auf den ersten 8 km nur 30 sec verloren hatten, so hofften wir, würde dies bei der zweiten Runde ebenso sein. Ich schaute nach den Bianchis, Madame Durand nach Santiago Botero. Am Ende des Feldes befanden sich immer zwei Fahrer von Vlaanderen, die aber tapfer kämpften.

Leider gab es hinter dem Ziel keine Lautsprecher, so dass wir nichts über den Rennverlauf mitbekamen. Schade...

Schließlich kamen die Fahrer durchs Ziel. Wer Sieger wurde, bekamen wir leider nicht mit.

Wir verließen unseren Standplatz und machten uns auf die Suche nach dem Fahrerlager. Zuerst einmal stießen wir auf die andere Seite der Rennstrecke vor und freuten uns jedes Mal, wenn wir einen Fahrer erkannten! (Zitat: „Da war der Igoooor!!!“)

Dann ging es weiter Richtung Fahrerlager. Nach einigen Metern fuhr Udo Bölts an uns vorbei und wir riefen „Hey Udo“ worauf sich die „die Üdo“ umdrehte und winkte! Madame Durand hoffte er würde nicht so schnell fahren, damit wir ihm zum Fahrerlager folgen konnten. Er war aber schnell weg. Als nächstes lief uns ein Wiesenhofbetreuer über den Weg, der mit kleinen Gerolsteinerflaschen bepackt war. Madame Durand schwatzte ihm gleich mal eine ab. Es ist ja schließlich wichtig bei der Hitze genug zu trinken! Als wir um die nächste Häuserecke bogen standen wir auch schon im Fahrerlager. Jaja, was so echte C4F-Chicks sind, die finden das Fahrerlager immer! Hier befanden sich die Teams Once, TT, CCC, Wiesenhof und Gerolsteiner. Als ersten Fahrer sahen wir Jens Voigt beim Interview. Leider waren aber so viele Leute um ihn rum das man kein Foto machen konnte. (Anmerkung von Madame Durand: Ich schaffte es schließlich doch noch)

Zunächst gingen wir mal zu Once und hatten Glück. Jörg Jaksche (aus Ansbach, wie Ulli und Karsten immer sagen ) war in seiner Heimatstadt natürlich ein gefragter Mann. Trotzdem gelang es uns ein Autogramm zu bekommen und auch einige Fotos zu machen. Klasse! Des weiteren ergatterte ich noch die Unterschrift von Isidro Nozal. Madame Durand versuchte eins von IGG zu kriegen der wollte aber nicht aus dem Bus kommen. Witzig wurde es, als Madame Durand einen Oncebetreuer (Anmerkung von Madame Durand: Ich weiß nicht, ob es ein ONCE –Betreuer war, er holte auf jeden Fall Isidro Nozal aus dem Bus, so dass wir Autogramme bekamen) auf spanisch nach dem Namen von einem der Fahrer (Isidro, Anm. Madame Durand) fragte und der Kerl nichts verstand. (Anm. Madame Durand: er meinte, ich müsse den Fahrer selber fragen... ;-) )

Schließlich bat sie Nozal noch um eine Once-Trinkflasche und bekam tatsächlich eine! (Anm. Madame Durand: Isidro saß in der ersten Reihe und ich rief auf spanisch: „Hola Isidro, una botella por favor!“ = Hallo Isidro, eine Flasche bitte. ) Zum Ansprechen der Fahrer mit Vornamen siehe später noch ein paar Ergänzungen... )

Weiter gings und wir knipsten noch ein paar Fahrer von CCC und Vlaanderen. Leider fuhren die meisten Teams ziemlich schnell weg, von den Gerols sahen wir nur noch René Haselbacher sowie Hans Michael Holzcer. Foto versteht sich von selbst! Zwischendurch wurde Madame Durand über Jan Ullrich ( ausgerechnet, Anm. von Madame Durand) interviewt.

Phonak wagte es und blieb recht lange da. Das ist ein klarer Fehler, solange sich Radsportchicks in der Nähe aufhalten. Diese einmalige Chance ließen wir uns natürlich nicht entgehen und stießen zielsicher zu „wi räis for bättar hiring“ vor. Madame Durand fragte die zwei im Camper anwesenden Fahrer nach Autogrammen was diese auch bereitwillig taten. Danach baten wir sie noch, uns zu sagen wer sie sind da wir die beiden nicht erkannten. Der eine sagte ja, aber was tat er? Drehte sich um und gab jedem von uns einen Packen Autogrammkarten. War ja sehr nett von ihm, aber schlauer waren wir dann immer noch nicht.

Als die letzten Teams weg waren gingen wir zurück Richtung Ziel. Unterwegs trafen wir dann einen Offiziellen, der wurde erstmal nach dem Ergebnis befragt. Die Ausreißer hatten es also um Millimeter geschafft und wir freuten uns für sie. Der Mann schien das aber nicht verstehen zu können und wies uns extra auf Etes vierten Platz hin. Jaja, passt schon...auf dem Weg zum Ziel lief uns noch ein Phonakbetreuer über den Weg, mit einem Blumenstrauß. Rast hatte also das weiße Trikot verteidigt. Schließlich kamen wir zurück zur ARD und verstauten unsere im Fahrerlager eroberten Schätze. Wir suchten uns ein ruhiges Plätzchen und betrachteten die Phonakkarten. Nach einer Viertelstunde stellte sich heraus dass es sich bei den beiden um Massimo Strazzer und Niki Aebersold gehandelt hatte. Wir stärkten uns mit einer kleinen Tüte Gummibärchen und spazierten weiter. Nachdem wir jeder noch eine Flasche Powerade (lecker das Zeug und für einen Bianchifan wie mich einfach klasse) geschenkt bekommen hatten standen wir vor einer großen Bühne und die Waikiki Beach Bomber mit den Vorbereitungen für ihren Auftrittt beschäftigt waren. Der war dann auch ganz witzig, am Anfang hat der Chef der Truppe in bestem fränkischem Englisch erklärt was sie nun gleich tun würden. Das war zum kringeln, einfach nur genial. Kostprobe: „...ju sörtisausend Ansbachers...shout out addage...ju nou wad addagge miens... addagge mit zwei d und zwei g“ usw. Die Musik war dann auch nicht schlecht, stimmungsvoll, schwungvoll, genau richtig zur Unterhaltung an einem heißen guten Tag. Kurz vor halb sieben machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof, den wir auch fanden nachdem wir uns nur einmal verlaufen hatten.

Mittwoch, 7. Mai 2003

Internationale Thüringenrundfahrt der U 23 2003

Internationale Thüringenrundfahrt der U 23 vom 05.-11.05.2003


Sonntag, 04.05.2003 Endlich wieder Radsport live

Das letzte Radrennen, das ich live am staubigen Straßenrand verfolgen durfte, war bereits eine ganze Weile her (September 02) - zu lang für meinen Geschmack, viel zu lang.

Abhilfe musste geschaffen werden, dringend!

Da kam mir die Internationale Thüringenrundfahrt gerade recht. Dieser Rennbesuch wurde mir durch das Vorhandensein etlicher Verwandter im Zielgebiet erheblich erleichtert (Unterkunft, Verpflegung usw...)

Also machte ich mich am Morgen des 04.05.2003 mit der Deutschen Bahn auf ins ehemalige Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha.

Kaum waren fünfeinhalb Stunden vorbei, sah ich die Höhen des Thüringer Waldes vor mir. Sofort schnappte ich mir einen Drahtesel und fuhr vom bayerischen Neustadt ins thüringische Sonneberg, um die Strecke des Zeitfahrens am nächsten Tag einmal persönlich in Augenschein zu nehmen. Leider verfügte das Rad meiner Oma über keinerlei Gangschaltung und so musste ich schwer schnaufend feststellen, das es dauernd leicht bergauf ging....dafür war die Rückfahrt jedes Mal die helle Freude, 3 Kilometer lang fuhr es sich wie von selbst...

In der Stadt hingen schon überall Plakate, auf denen das Teag Team Köstritzer abgebildet war. Die Fahrer des Thüringer Teams sind die "local heroes" dort.

Soweit, so gut, ich fuhr zuerst mal zum Bahnhof, wo am nächsten Tag Start und Ziel sein würden und danach weiter durchs Neubaugebiet "Am Wolkenrasen". Nach dem Bahnhof ging es leicht bergauf, danach fast nur noch bergab. Die Straßen waren nicht mehr die besten, die Platten in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße schon deutlich mitgenommen. Erst zum Ende der Strecke hin wurde es winkliger und es stand auch wieder ein Stück ansteigende Straße auf dem Programm. Es versprach interessant zu werden!

Montag, 05.05.2003 "Beloften im Spielzeugland"


Sonneberg ist seit Hunderten von Jahren bekannt und berühmt für die Herstellung von Spielzeug, der "Sonneberger Täufling" und die "Thüringer Kirmes" haben vor vielen Jahren weltweit Preise bekommen. Auch die Siegerehrung sollte später noch etwas mit dem Thema zu tun haben...

Am Morgen war ich bereits das erste Mal in "Sumbarch" um eine neue Batterie für den Foto zu kaufen. Dabei sah ich auf dem riesigen Parkplatz des Supermarktes einen Teamwagen von Rabobank. Das Radsportfieber in mir begann deutlich zu steigen (wie verrückt ist man, wenn man sich schon über Autos freut???????????)

Um 15 Uhr sollte der Prolog losgehen, ich war bereits kurz vor eins am Bahnhof postiert... Es war brütend heiß, über 30 °C. Eigentlich wollte ich mich ja einige Meter entfernt vom Bahnhof an einem kleinen Anstieg postieren, gab dieses Vorhaben wegen der wüstenähnlichen Temperaturen aber schnell auf. Stattdessen verzog ich mich in den Schatten des Busbahnhofs. Dort versuchte ich, einigen anderen Zuschauern zu erklären, was es mit GS 3 und GS 1 und U 23 auf sich hat. Ich dachte schon, man hätte mich verstanden, als mich eine Frau nach dem Team Telekom fragte...Immerhin kannte man vor Ort Sebastian Lang und Robert Bartko.

Jetzt wurde es amüsant:

13:30 Uhr: Man beginnt in aller Seelenruhe mit den Absperrungen....


Dazwischen fuhren sich die Fahrer langsam warm und meine Augen wechselten von der Startliste zur Straße und zurück. Eine Frau neben mir sagte zu ihrem Mann (Anmerkung, es war 14 Uhr): "Naja, wenn die jetzt losfahren, sind die bis um dreie wieder da!" (no comment...)

Als es langsam etwas langweilig zu werden begann, postierte sich das Team Rabobank genau hinter mir - super! Wann kann man schon mal zwei Meter hinter sich Fahrer bei der Rennvorbereitung beobachten! Für mich als Radsportfan, der nicht unbedingt ein Experte ist, wirklich sehr aufschlussreich. Der österreichische Meister Bernhardt Kohl kam von einer Proberunde zurück und monierte irgendwas an seiner Schaltung (es hörte sich wenigstes so an, mein holländisch ist äußerst bescheiden *hust*) Während sich die Oranjes einfuhren gab einer ihrer Betreuer einem Journalisten ein Interview und meine Ohren wurden gaaanz lang. Er äußerste sich äußerst positiv über die Tour, gute Organisation (ähh, siehe unten), gute Hotels, gutes Essen (danke, das habe ich auch vorher schon gewusst). Außerdem ging es noch um Pieter Weening, um die Niedersachsenrundfahrt und das besagter Pieter nächstes Jahr Profi werde im Rabo-Team.

Weiter gings mit der gaaaaaaaanz gemütlichen Rennvorbereitung der Veranstalter:

14:30: Man beginnt mit der Einschreibung, 30 Minuten vor dem Start...


Ein Team nach dem anderen wurde aufgerufen und trug sich ein. Die Schweizer Nationalmannschaft kam ganz gemütlich zu Fuß an, während die Australier in der prallen Sonne warteten - nun gut, vielleicht mochten die die Hitze ja...

14:50 Von Veranstalterseite wird man langsam etwas hektisch mit der Einschreibung...

14:55 Man befestigt die letzten Werbebanden...

14:58 Man tätigt die letzten Handgriffe an der Startrampe...

15:00 Start


Um die Fahrer besser sehen zu können verlasse ich für kurze Zeit die sich einfahrenden Rabos und begebe mich in die pralle Sonne. Forumsmitglied chrischte ist ganz am Anfang dran und die Leute um mich rum schauen mich total verdattert an, welches Team ich da anfeuere...

Als er außer Sichtweite ist, flüchte ich mich schweißgebadet zurück in den Schatten. Die Rabos haben inzwischen von ihrem Betreuer irgendein Minzöl auf kleine Wattebäusche bekommen, die sie sich in die Nase stecken. Das soll wohl dem besseren Durchschnaufen dienen. Jedenfalls riecht man es meilenweit und die Frau neben bekommt einen zünftigen Hustenanfall! Die kleinen Rabos riechen nicht nach Massageöl, sondern nach japanischen Minz-Durchschnauföl!

Ein Fahrer nach dem anderen macht sich auf die 3,4 km lange Strecke und der Streckensprecher quatscht ohne Ende. Zu jedem weiß er was. Der eine isst am liebsten Kartoffelbrei, der andere hat die und die Lieblingsmusik. Zuerst fand ich es etwas arg oberflächlich, aber mit zunehmender Dauer wurde es besser, er ging auf den Etappensieg von Sven Krauß bei der Eneco-Tour ein und erwähnte "Pfannis" schlimmen Sturz und lobte ihn fürs Helmtragen.

Schließlich starteten die ersten der sechs Rabobank-Fahrer. Einer nach dem anderen knackte die Bestzeit und der Sprecher begann zu "motzen", es werde langweilig. Er mutmaßte, die würden alle Wertungstrikots haben nach dem ersten Tag. Kurzfristig frohlockte er, die hätten keinen fürs Jungprofileiberl, aber dann kam er auf Niels Scheunemann und auch die Hoffnung war zerstört. Für Aufregung sorgte dann noch mal Arian Buchwalder vom Team Hörmann-Betoncoupe, als er fast seinen Start verpasste. Er wurde zur Rampe gehetzt, sein Rad und er selber hinauf, aufs Radl gesetzt und mit einem kräftigen Klaps auf den Hintern gings los!

Das erste Raunen ging durchs Publikum, als Bernhardt Kohl mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 50 km/h ins Ziel kam. Die Zeit verging und Rabobank war immer noch in Führung. Joost Posthuma stellte mit 4:03,55 eine neue, sagenhafte Bestzeit auf. Er hatte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von unglaublichen 50,26 km/h!!!!!

Schließlich kündigte der Sprecher dann den Titelverteidiger, Pieter Weening aus den Niederlanden an. Als er über die Absperrung kletterte, ein Betreuer ihm sein Rad gab und er zur Startrampe fuhr, war es mucksmäuschenstill.

Richtig ehrfürchtig schaute das Publikum zu dem baumlangen jungen Mann im Trikot des niederländischen Meisters. Als er um 16:57 Uhr losraste, gab es lauten Beifall.

Um 17:01 bog er auf die lange Start- und Zielgerade in der Ernst-Moritz-Arndt-Straße ein, würde er es schaffen, noch aufs Stockerl zu kommen?

Er schaffte es nicht, wurde Vierter. Damit stand ein aus Rabo-Sicht fantastisches Endergebnis fest: Fünf Fahrer unter den besten fünf, der schlechteste Fahrer war Theo Eltink auf Rang 8.

Oranje boven - Gewunna hoat, der wo immer getüt hoat!


Da die Mikrofunkuhr am Ziel nur äußerst bescheiden funktionierte, konnte man sich nicht daran orientieren. Da die Rabos aber die effektvollsten Scheibenräder und die lauteste Hupe hatten, merkten sich viele Fans daran den Sieger.

Kaum dass Weening im Ziel war, wechselte ich die Straßenseite, um der Siegerehrung beiwohnen zu können. Die interessierte kaum jemanden und so stand ich ganz vorn. Den Fotoapparat bereit stand ich da, schwitzte und dachte an die Forums-Stories mit den "drei Meter langen Fototaschen"...

Die Siegerehrung selber war dann witzig, da alle Ehrungen an die drei gleichen Fahrer gingen, das war ein Kommen und Gehen auf dem Stockerl:

Etappensieger: Joost Posthuma, Rabobank
Zweiter: Niels Scheunemann, Rabobank
Dritter: Bas Gilling, Rabobank
Gelbes Trikot: Joost Posthuma
Bester Jungprofi: Niels Scheunemann (das Trikot war von einem herrlichen Blau, hach…)
Weißes Sprinttrikot: Niels Scheunemann
Rotes Bergtrikot: Bas Gilling


Posthuma und Gilling bekamen, passend zum Rennen in der Spielzeugstadt Sonneberg, große ferngesteuerte Autos als Präsent, was Bas Gilling zu der Aussage veranlasste, er sei extra schnell gefahren für das Auto! Warum der zweite des Tages kein Auto bekam, ist mir bis heute ein Rätsel...ausgerechnet der jüngste Fahrer auf dem Stockerl.

Scheunemann bekam ein kleines Geschenk, es wurde im Publikum vermutet, es handele sich um eine original thüringische Glaskugel. Dies konnte aber nicht mehr aufgeklärt werden...

Dann gab es zu Ehren der Sieger noch die niederländische Hymne und während dem Siegerinterview mit Posthuma machte ich die letzten meiner 25 Fotos am heutigen Tage...

Dienstag, 06.05.2003 Servus Sonneberg...

Am heutigen Tage sollte es bereits um 13 Uhr mit dem Start der ersten Etappe von Sonneberg nach Bad Salzungen weitergehen. Um 12 Uhr ging es mit der Einschreibung los. Ich schwang mich also um 11.20 Uhr aufs Radl, kaufte vorher noch einen neuen Film für den Foto und war dann kurz vor 12 Uhr vor Ort. Wieder ging es am Bahnhof los, wo die Einschreibung schon in vollem Gang war. Eine lange Traube von bunt gekleideten Fahrern stand vor der Tafel an. Der Streckensprecher redete wieder ohne Punkt und Komma. Er meinte, nichts über die Fahrer aus Tschechien und Russland zu wissen und er hoffe, von den Teams noch Infos zu bekommen.

Es war wieder mal unglaublich heiß, so heiß wie seit 1953 nicht mehr in einem Mai in Thüringen...

Ich stand unter einem Baum im Schatten und beobachtete das Treiben. Als die Fahrer von Winfix-Techem an mir vorbeikamen, kamen mir bezüglich der Startnummer 164 leichte Zweifel. In meiner Liste stand da Linus Gerdemann, der Fahrer sah aber gar nicht so aus...tja, man sollte die Liste wohl nicht eine Woche vor dem Rennen schon ausdrucken!

Als das Team von Löwik Meubelen Tegeltoko beim Einschreiben war, sprach der Herr Streckensprecher einen Fahrer an, wie es seinem am Vortag im Prolog gestürzten Kollegen gehe, wie das passiert sei usw. Offenbar verstand der junge Mann aber kein Deutsch, denn er antwortete nicht.

Dann ging es langsam auf 13 Uhr zu und die Fahrer versammelten sich um dem blauen Startbogen in der Bahnhofsstraße. Den meisten wurde es aber schnell zu heiß und sie verzogen sich in den Schatten eines großen Hauses. Da stand ich dann, inmitten der Fahrer aus den USA, aus Schweden und der Schweiz, aus Deutschland und Holland. Und ich konnte genau das feststellen, was abc, lina und cyclist auch immer berichten, Profiradler haben scheinbar ein angeborenes Talent zum quatschen. War das ein Geschnatter!

Die einzigen die ruhig waren, waren die Fahrer aus Russland, da sonst keiner russisch sprach.

Und die jungen Herren waren die Ruhe selbst. Es waren noch fünf Minuten zum Start, da standen hinter mir noch zwei aus der deutschen Nationalmannschaft, zusammen mit einem Hofbräuer und einem US-Boy, die habe ich auch gleich noch mal geknipst, wann ist frau schon mal so nah an den Fahrern dran, zwei andere verschwanden noch schnell in die Büsche, keine Spur von Hektik!

Als es dann noch eine Minute zum Start war, bequemten sich dann auch die vier Herren hinter mir zu ihren Kollegen zum Start. Mit zwei Startschüssen, abgegeben von Sonnebergs Bürgermeisterin Sybille Abel, ging es dann auf die ersten Kilometer der 137 km langen Fahrt nach Bad Salzungen, der "scharfe Start" erfolgte einige Kilometer außerhalb der Stadt.

Ich schaute dem Feld noch eine Weile hinterher und verabschiedete mich dann schweren Herzens von Sumbarch und der Rundfahrt. In Höhnbach hab ich mir noch ein Eis gekauft und bin dann zurück nach Neustadt und am späten Nachmittag heim nach München gefahren.

Um 23 Uhr war ich daheim, todmüde aber glücklich.

Thüringenrundfahrt, ich komme auf jeden Fall wieder!

Dienstag, 1. Oktober 2002

Rund um die Nürnberger Altstadt 2002

Rund um die Nürnberger Altstadt
Text: Yeti


Nachdem es mir in Karlsruhe beim Paarzeitfahren so gut gefallen hatte, nutzte ich gleich einen Monat später die nächste Gelegenheit, die Helden der Landstraße erneut zu sehen.

In Nürnberg fand eines der jährlich zwei Radrennen auf bayerischem Boden statt, diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Alljährlich findet dort das "Rennen rund um die Nürnberger Altstadt" statt. Nachdem ich auf der Homepage des Rennens gelesen hatte welche Topstars dort antreten sollten musste ich einfach hin.

die Anfahrt

Am Sonntag stand ich schon um halb fünf auf, um viertel nach sechs fuhr der Zug am Hauptbahnhof. Da um diese frühe Zeit bei mir im Outback noch keine Busse fuhren trat ich den ersten Teil meiner Reise selbst auf dem Fahrrad an (nun gut, es sind nur 1,5 km zur S-Bahn aber immerhin begann der Tag stilgerecht). Am Bahnhof angekommen wunderte ich mich, was für alte Züge die DB AG noch hat und das diese sogar noch fahren!!!

Schließlich ging es aber doch noch los. Anfangs verlief alles glatt und ich war bester Stimmung und voller Vorfreude. Das Rennen sollte nämlich auch zu einem Usertreff genutzt werden und ich war neugierig auf die Leute, die ich bisher nur virtuell kannte. Im idyllischen Altmühltal öffnete der Himmel dann seine Schleusen und es begann zu schütten was vom Himmel runter kam. Meine Stimmung begann auf den absoluten Nullpunkt zu sinken. Die Aussicht bei diesem Wetter viele Stunden im Freien zu verbringen war nicht sonderlich verlockend.

Das hatte ich schon bei der Leichtathletik-EM im August mitgemacht, wobei ich tropfnass geworden war.

Meine Hoffnung, die Wolken würden am Altmühltal hängen bleiben, erfüllte sich und in Nürnberg regnete es so gut wie nicht mehr. Ich war wie bereits in KA sehr früh vor Ort, um 9.13 Uhr.

usertreff und Jedermänner


Am Bahnhof angekommen hatte ich mich zuerst mit Chris Combüs verabredet. Ihr Zug sollte 10 Minuten nach meinem aus Passau kommen. Da wir vorher gute Personenbeschreibungen ausgetauscht hatten fanden wir uns recht schnell. Zuerst versuchten wir eine aktuelle Startliste zu bekommen. Die Oper war schnell gefunden und dort bekamen wir auf Nachfrage Zeitungen ausgehändigt, in der sich eine mehr oder weniger aktuelle Startliste befand wie sich später herausstellte.

Dann wollten wir zum Burgberg. Also eine Frau mit Akkreditierung um den Hals gefragt. Die schien gar nicht zu wissen das da heute ein Radrennen stattfinden sollte und wo der Berg ist wusste sie auch nicht. Na toll, wozu war die überhaupt da???

Als nächstes fragten wir dann einen Feuerwehrmann. Der gab uns dann auch ganz freundlich Auskunft und wir machten uns auf den Weg. Leider hatte ich meine Infos, die ich mir aus dem Internet ausgedruckt hatte, daheim vergessen...aber meine komplette Regenausrüstung war dabei, jawohl!

Nach ca. einer Viertelstunde Fußmarsch trafen wir am Burgberg ein. Da noch ein bischen Zeit war, bis die Fahrer des Jedermannrennens vorbeikommen sollten, vertrieben wir uns die Zeit mit dem Betrachten der dort ausgestellten Telekomräder. (toll, so was müsste man haben...) und mit Ratschen, endlich lernte ich mal jemanden wirklich kennen mit dem ich bisher nur virtuell kommuniziert hatte. Als die Vorstellung der Fahrer erfolgte, verglichen wir die Teams mit den Listen in der Zeitung, die wirklich nicht auf dem neuesten Stand war.

Doch dann kamen endlich die Jedermänner und -frauen vorbei, ebenso wie die Liegeräder. Die haben mich beeindruckt, wie die den steilen Berg raufgefahren sind, das könnte ich nicht. Jetzt gab es ein Rennen nach dem anderen, die U11 und die U 13 kamen vorbei. Da waren noch so Kleine dabei, die hätten wir am liebsten angeschoben!

Nach einer Weile rief ich dann Spitzer auf dem Handy an und teilte unseren Standort (Tiergärtnertor) mit. Schließlich sollte es hier zum Usertreff Süd kommen, quasi eine Konkkurenzveranstaltung zum Henninger Turm. Wir verfolgten mit einem Auge das Rennen und mit dem anderen hielten wir Ausschau nach einer größeren Gruppe Radsportfans. Dies war nicht ganz einfach, da weder Chris noch ich irgendjemanden bereits kannten. Nach einer ganzen Weile stand dann eine größere Gruppe vor uns und Chris fragte nach "Cycling 4 fans?"

Dies war der Fall und wir machten die Bekanntschaft von NeG, Mawi9, Gulaschkanone, Jackzon, Dschulie, CofiTine, KitKat, Chianni, Raktajino, Spitzer und Zilpzalp. Es war sehr interessant endlich mal die Personen zu sehen, die Stimmen zu hören.

Nach einer Weile verlegten wir unseren Standort auf die andere Seite der Straße. Dort befand sich eine Trambahnhaltestelle, wo wir alle gemütlich Platz fanden. Inzwischen war auch das Damenrennen sowie das der U 17 in vollem Gange. Da fuhren auch zwei vom RSV Falke Neustadt mit, aus dem Heimatort meiner Eltern (für diesen Verein fuhr auch Sebastian Lang nach der Wende einige Jahre). Ich suchte im Feld nach den beiden, aber die waren auch am Berg noch zu schnell, so das man die Startnummern leider nicht erkennen konnte.

In der letzten Runde gab es einen Sturz, von dem zwei Leipziger Fahrer betroffen waren, der eine musste sogar ins Krankenhaus gebracht werden. Der dämliche Streckensprecher war nicht weit davon entfernt aber hatte nichts besseres zu tun, als zu erzählen es sei nichts schlimmes passiert! Jaja, ist nicht schlimm, wenn einer am Boden liegt und nicht mehr aufstehen kann!

In der Zwischenzeit wurden eifrig Fotos betrachtet, die bei den Radrennen der Saison entstanden waren. Chiannis Fotos aus Zürich waren ganz toll.

das Rennen


Endlich ging auch das Rennen der Männer los. Dies war für mich am interessantesten, endlich einmal die ganzen Profis sehen, die man immer im Fernsehen sieht und über die wir uns im Forum tagtäglich unterhalten. Besonders gespannt war ich auf die Fahrer des Münchner Teams LTA - Quattro Logistics. Wenn man schon in der Presse hier keine Notiz von ihnen nahm wollte ich sie wenigstens unterstützen!

Nach einigen der 13 großen Runden auf dem Altstadtring konnte sich schließlich Christoph von Kleinsorgen vom Essener Team Coast absetzen. Wir feuerten ihn bei jeder Vorbeifahrt lautstark an und hofften auf den so sehr ersehnten großen Sieg der Coasties in Deutschland.

Sein Vorsprung wuchs kontinuierlich an, doch konnte schließlich Thomas Liese vom heimischen Team Nürnberger zu ihm aufschließen. Nun waren die Forumler hin-und hergerissen. Einerseits hoffte man auf "den" Sieg der Coasties auf heimischen Straßen, andererseits wünschten sich alle einen blau-weißen Sieg beim letzen Rennen der Mannschaft vor heimischem Publikum.

Wir einigten uns darauf, nach den 13 großen Runden unseren Standort am Tiergärtnertor zu verlassen und ganz gemütlich zu Start und Ziel zu wandern. Nach 13 Runden waren Kleinsorgen/Liese immer noch vorn und unsere Hoffnung wuchs.

Unterwegs sahen wir das Feld fünfmal an uns vorbeirasen. Wahnsinn, wie schnell die Burschen fuhren!

Als noch zwei Runden à 5 km zu fahren waren, hatten unsere beiden Ausreißer noch 35 Sekunden Vorsprung. Wir waren total nervös, haben die Daumen gedrückt und lautstark angefeuert.

Die letzte Runde, noch 5 km zu fahren - und dann die Ernüchterung - eingeholt. Schnell weiter zu Start und Ziel. Dort waren so viele Leute, ich hab gar nichts gesehen. Wir hofften auf Förster, auf Pollack, auf Radochla.

Den Zieleinlauf verfolgte ich auf der aufgestellten Videowand. Es war verdammt spannend.

Schließlich gewann Erik Zabel vor Olaf Pollack und Steffen Radochla. Das Bild danach war für Götter. Tausende jubelnde Zuschauer und ein Grüppchen tiefenttäuschte Forumler. Ein Mann, der neben mir stand, schaute mich total verdattert an, weil ich mich nicht mitgefreut hab.

nach dem Rennen


Wir verließen den Ort der Enttäuschung fluchtartig und machten uns auf den Weg Richtung Fahrerlager. Hinter dem Ziel trafen wir auf eine Mitarbeiterin des Teams Nürnberger, die Kappen verteilte. Nach dieser Begegnung waren wir dann eine Gruppe Forumler mit weiß-blauen Mützen auf dem Kopf. Weiter gings Richtung Fahrerlager.

Zuerst entdeckten wir in einer Seitenstraße das Team Colpack-Astro aus Italien. Nachdem wir uns aber recht schnell einig waren, von denen keinen näher zu kennen, verzichteten wir darauf, sie mit unserer Anwesenheit zu beglücken.

Wir gingen noch ein Stück weiter und trafen dort auf Gerolsteiner, Coast, Index-Alexia sowie Fassa Bortolo. Von diesem Team konnten wir anschließend noch kleine Büchlein mit den Infos und Fotos der Fahrer ergattern (@ Anne: Da wird deine Tadej-Valjavec- Homepage als offizielle Seite erwähnt!)

Chiannis Tochter hatte von anderen Fans die Startnummern von Paolo Savoldelli bekommen und ließ sich diese jetzt signieren. Ich kann mich immer noch so wahnsinnig über mich selber ärgern das ich mir kein Autogramm von ihm geholt habe!!! Da saß der Giro-Sieger keine zehn Meter von mir entfernt und hat mit seinen Teamkollegen geratscht, bestimmt eine Viertelstunde lang. Dann kam Jens Lehmann aus dem Hotel, ich hab mir wieder kein Autogramm geholt, warum eigentlich nicht???

Als nächstes kam dann René Haselbacher, der schien uns zu kennen, denn er verließ das Hotel fluchtartig! Als nächstes sahen wir dann noch Peter Wrolich und Steffen Radochla mit seinem Blumenstrauß von der Siegerehrung.

Als die Teams dann wegfuhren beschlossen wir, noch was essen zu gehen. Chianni, und Raktajino verabschiedeten sich und fuhren Richtung Heimat.

Nach einem Bummel durch die Fußgängerzone, bei dem wir uns noch über Wahlplakate der FDP amüsierten (sie waren alle in der Mitte eingeschlagen) einigten wir uns dann auf ein schönes Lokal in der Nähe vom Bahnhof. Während wir aufs Essen warteten, gings wieder ans Fotoanschauen, die meisten waren aus Zürich. Das Essen selbst war dann sehr gut. Die hohen Münchner Preise gewöhnt, fand ich es gar nicht mal so teuer. Wir gingen dann noch zusammen zum Bahnhof, wo sich jeder in eine andere Richtung verabschiedete. Um viertel vor sieben saß ich dann wieder im Zug nach München, diesmal war es ein ganz neuer und moderner. Um halb zehn war ich in München am Hbf, so gegen zehn Uhr daheim.

Ich war zwar hundemüde, aber es hatte sich gelohnt, mit anderen zusammen macht es viel mehr Spaß.

Ich hoffe das war nicht das letzte Usertreffen im schönen Nürnberg!

Donnerstag, 1. August 2002

PZF in Karlsruhe 2002

Paarzeitfahren Karlsruhe am Samstag oder mein erstes Radrennen live vor Ort!

Radsportfan bin ich schon lang und fast ebenso lang wollte ich ein Rennen live vor Ort sehen. Aber da mein Wohnort (München) und dessen nähere Umgebung damit leider nicht gerade gesegnet ist, um nicht zu sagen, dies hier völlig unbekannt ist, blieb es für lange Zeit ein Traum.

Seit Februar bin ich nun Mitglied bei "www.cycling4fans.com" und dort bekam ich viele Tipps rund um den Radsport. Ende Juli war dort im Forum viel über das Paarzeitfahren in Karlsruhe zu lesen und wer dort alles starten sollte. Armstrong, Jalabert, Rich, Peschel, Moreau, Voigt, Zülle usw.

Diese Namen ließen meinen Wunsch, dort hinzufahren, immer größer werden. Innerhalb kürzester Zeit fällte ich den Entschluß, da muss ich hin. Ganz leicht fiel mir das nicht, ich war noch nie in KA und noch nie bei einem Radrennen.

Aber vor allem Jalabert wollte ich sehen, nach der großartigen Tour und seinem zweiten Bergtrikot, für mich ist er einer der größten. In Frankreich hatte er sich so richtig in mein Herz gefahren. Oder auch Armstrong, den vierfachen Toursieger, wann würde ich wieder die Gelegenheit haben ihn in Deutschland zu sehen?

Gesagt, getan, ich kaufte die Fahrkarte schon Anfang der Woche (noch mal vielen Dank an den Schreiber der PN mit dem Tipp fürs Twen Ticket, damit war es doch deutlich billiger!). Am Samstag ging es dann frühmorgens los, mit dem Eurocity nach Karlsruhe. Dieser Zug fuhr weiter nach Paris, wie passend zum Radsport!

Es geht los

Ich war mal wieder viiiiiiiiel zu früh da, schon um 11.10 Uhr in KA am Bahnhof. Da stand ich dann erstmal ziemlich alleine und verlassen rum, weil ich noch nie dort gewesen war. Es war auch noch nix von Absperrungen zu sehen, was mich sehr gewundert hat. Ich hab schon gezweifelt ob das Rennen überhaupt am Bahnhof vorbeikommt. Naja, erst mal daheim angerufen und mitgeteilt dass ich gut angekommen bin. Danach hab ich in der Touristeninfo am Hbf nach der Europahalle gefragt. Die freundliche Dame hat es mir auch gut erklärt, gefunden hab ich sie trotzdem nicht! *g*

Aus diesem Grund und weil ich mich nicht verlaufen wollte, bin ich nach ca. 10 Minuten Fußmarsch umgedreht und zurück zum Bahnhof. Dabei hab ich schon die ersten Fahrer beim Warmfahren gesehen, Rubens Bertogliati und Raivis Belohvosciks vom Team Lampre.

Dann hab ich das Fahrerlager vor dem Hotel entdeckt. Erstmal außenrum geschlichen und neugierig geguckt. Aber nachdem ich gesehen hatte, dass sehr viele Fans dort rein sind, hab ich das auch getan. Irgendwie musste ich ja die Zeit rumkriegen bis zum Start. Was man dort zu sehen bekam war schon toll.

Diese Zeitfahrmaschinen, einfach fantastisch! Ich bin ja nun wirklich kein Technikfreak oder "Experte" aber die waren klasse! Ich war bestimmt zwei Stunden dort, die meiste Zeit bei US Postal. Der Mechaniker dort war sehr auskunftsfreudig, er beantwortete Fragen nach dem Material welches Floyd Landis oder Lance Armstrong im Rennen benutzen wollten!

Was mich sehr gewundert hat: Vor dem Rennen hab ich dort niemanden englisch sprechen gehört, nur deutsch oder holländisch. Aber um so besser, hat man wenigstens was verstanden!

Es war auch sehr interessant zu beobachten, wie die Räder auf das Rennen vorbereitet werden, man ahnt gar nicht, welche Arbeit dahinter steckt. Der Mechaniker hat immer wieder andere Teile angeschraubt und ausprobiert, bis er schließlich zufrieden war.

Im Fahrerlager gab es auch noch einige gute Sprüche von Fans zu hören:

-"Die Räder haben ja gar keine Schutzbleche!" *g*
- "Das sind ja gar keine Mountainbikes!" *g*
- "Auf diese Pedalen passt ja gar nicht der ganze Fuß!" *g*
- "Bei den Bergetappen der Tour sahen die Räder aber ganz anders aus!" *g*

Es macht doch immer wieder Spaß und Freude zu sehen, wenn sich die Fans so eingehend und aufmerksam mit ihrer Lieblingsportart befassen! *g*

Nachdem ich genügend Räder und Mechaniker und Teambusse gesehen hatte, ging es langsam auf den Start zu. Zuerst gab es noch die Fahrervorstellung mit Marcel Wüst, der alles wunderbar übersetzte. Gibt es eigentlich eine Sprache, die der nicht spricht???

Am Hotel gab es große Lautsprecher, die die Vorstellung von der Europahalle übertrugen. Endlich hörte ich einmal die Stimmen der Fahrer, die ich schon so oft im Fernsehen gesehen hatte!

Christophe Moreau kann jetzt übrigens wunderbar "Jens" sagen, nur mit dem Nachnamen hapert es noch "Woit"!

Bei ihm musste ich gleich an seine Dauerstürze während der Tour denken, die mich mitleiden ließen. Hoffentlich klappte es heute besser. Wir wollten im Büro schon für ihn sammeln und Stützräder kaufen! *g*

Ich bekam einen sehr guten Platz, ganz in der Nähe der Kommentatorentribüne mit Karsten Migels. Endlich auch einmal dieses Gesicht zur Eurosport-Radsport-Stimme gesehen!

Neben mir stand eine Frau mit großer amerikanischer Fahne, die die beiden Posties besonders frenetisch anfeuerte. Sie war sich auch sicher, dass der Texaner auch noch einen fünften und sechsten Toursieg holen wird.

Als Armstrong und Landis zum Start fuhren, waren alle Polizeimotorräder hinter ihnen (fühlen die sich auch in D bedroht?)

Schließlich ging es dann endlich los, und ein Team nach dem anderen wurde auf die insgesamt 72 km lange Strecke geschickt.

Besonders viel Beifall bekamen immer das Duo Laurent und Nicolas Jalabert, Armstrong/Landis und auch die beiden Gerols Rich/Peschel. Nach einigen Runden kam plötzlich das Begleitfahrzeug der Rabofahrer Zberg/Wauters alleine an und die Fahrer hetzten hinterher, dies führte zu allgemeiner Heiterkeit! Durch die Nähe zur Kommentatorentribüne bekam ich den Stand des Rennes immer sehr gut mit, weil dort alle Zwischenzeiten durchgegeben wurden. Als die Gerols in Führung gingen, war der Jubel groß.

Es war auch sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Fahrer das Rennen fuhren. Zülle sah bereits nach wenigen Runden total erledigt aus, während Armstrong die Sache als Einzelzeitfahren mit Anhang (Landis) absolvierte.
Ich drückte den Gerols die Daumen, dass es mit dem Sieg klappt, damit auch
dieses Team endlich ein bischen mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückt. Trotz Reifenpanne und Radwechsel reichte es schließlich zum Sieg für die Sprudeltruppe aus der Eifel.

Da mein Zug erst um 18.52 Uhr zurück nach München fuhr, hatte ich nach dem Rennen wieder das gleiche Problem wie davor: Zeit rumkriegen!

Dies war dann aber kein großes Problem, als die Fahrer vom Ziel zurückkamen:

Jetzt gings ans Autogramme sammeln. War ich vor dem Rennen noch skeptisch, ob die "Helden der Landstraße" dazu bereit sein würden, wurde ich nun eines besseren belehrt und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Livingston (der ist wirklich so freundlich, wie er immer beschrieben wird, der hat die ganze Zeit gelächelt!), Julich (als die Menge von ihm Unterschriften wollte, hat er gemeint, er sei aber nicht Armstrong!), Wauters und Zberg (die konnte ich nicht auseinander halten, aber nicht nur ich), Millar, Rich und Peschel, Landis und Wüst.

Noch ein bischen was zur Autogrammjagd:

Als Peschel und Rich zurückkamen, gab es großen Applaus der Fans für den Sieg und die beiden mussten noch lange Autogramme schreiben, obwohl sie eigentlich nicht so recht wollten! Wüst kam auf so einem kleinen Kickboard daher. Ein kleiner Junge wollte das Autogramm von Wauters auf den Rücken haben, aber der gute Belgier hat das leider nicht verstanden, der Kleine war ganz verzweifelt!

Ich kam mit ein paar anderen Autogrammjägern ins Gespräch, die ganz neidisch auf meine FC-Bayern-Autogramme geschaut haben!

Als besonders fanfreundlich erwies sich übrigens noch David Millar: Eine Frau wollte ein Foto von ihm machen aber ihr Fotoapparat ging nicht. Er war schon ins Auto gestiegen und ist extra noch mal rausgekommen und hat gewartet bis das Bild im Kasten war!

Schließlich konnte ich zum Abschluß noch Autogrammkarten von Crédit Agricole und Zülle/Garmendia ergattern, aber leider ohne ein Autogramm darauf zu bekommen. Als ich vor Alex Zülle stand, kam von hinten jemand an und hat dem Alex gratuliert - zu was eigentlich? die sind letzte geworden???

Daraufhin ist der Schweizer ins Auto gestiegen und weg war er! Und Aitor Garmendia schaut auf der offiziellen Coast-Autogrammkarte viel dicker aus als er in Wirklichkeit ist!

Um 18 Uhr kam dann nach langem Warten Floyd Landis aus dem Hotel und hat noch eine ganze Weile lang seinen Namen in Bücher, Hefte und auf Trikots geschrieben.

Um viertel nach sechs hab ich dann das Fahrerlager verlassen und bin zum Bahnhof. Dort hab ich mir was zu Essen gekauft und mich nach über sieben Stunden Stehen mal wieder hingesetzt. Meine Beine und vor allem meine eh schon geschädigten Knie haben mir noch nie so weh getan...

Als ich dann so gegen 23 Uhr wieder daheim war, war ich total fertig, aber auch restlos begeistert!

FAZIT:

Radrennen sind eine tolle Sache, einfach die Atmosphäre, bei diesem Rennen hat sich nicht alles nur um TT gedreht, jedes Team bekam seine Aufmerksamkeit, auch wenn die beiden Rabos vor dem Rennen nahezu unerkannt durchs Fahrerlager laufen konnten.

Ich bin jetzt von dem Virus infiziert und gleich einen Monat später nach Nürnberg gefahren.

Christophe Moreau ist ein Rennen ohne Sturz zu Ende gefahren, freut mich für ihn!

Ich hab Laurent Jalabert fahren gesehen, er ist und bleibt für mich einer der größten. Adieu Laurent...

Auch wenn der sportliche Wert dieser Veranstaltung sicher diskussionswürdig ist, so war es für mich fantastisch: Das erste Radrennen das ich live vor Ort verfolgt habe und es waren gleich solche große Namen dabei

Streik im Öffentlichen Dienst, Winter/ Frühling 2023

Wie bitte? Die Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst streiken? Die mit den sicheren Arbeitsplätzen, die, die in der Pandemie nicht um ihre Jobs...