Samstag, 17. Januar 2004

Biathlon-Weltcup in Ruhpolding 2004

Biathlon-Weltcup in Ruhpolding 2004

Nachdem schon die ganze Zeit mehr oder weniger schlechtes Wetter geherrscht hatte, (am (Donnerstag schneite es ohne Pause) hoffte ich für meine zweite Fahrt nach Ruhpolding endlich auf Besserung. Leider wurde diese nicht erfüllt, morgens acht Uhr in München Schneeregen. Ich packte einen riesengroßen Rucksack, insbesondere die Skihose nahm sehr viel Platz weg. Schon jetzt war mir warm, durch die Strumpfhose, die Jeans, den warmen Pulli, die dicken Winterschuhe. Am Abend hatte ich noch ein Plakat gebastelt, um die Finnen anzufeuern: "kiri kiri" und "Hyvä Suomi". Zuerst fuhr ich zur S-Bahn, dann mit derselben zum Ostbahnhof, von dort aus mit dem Zug nach Traunstein. In Traunstein traf ich mich dann mit der Manuela und ihrem Vater im Pendelzug nach Ruhpolding.

Sie hatte sich am Tag vorher eine Norge-Flagge zugelegt - in weiser Voraussicht?

Sie gab mir dann den Tipp, meine Eintrittskarte für die Strecke gleich in Ruhpolding im Kurhaus zu kaufen, dann müsste ich an der Kasse am Bia-Bundesleistungszentrum nicht mehr so lang warten und wir könnten gleich an die Strecke und uns einen guten Platz sichern.

Gesagt, getan.

Wir gingen zurück zum Bahnhof und fuhren mit dem Pendelbus zum Ort des Geschehens (Individualverkehr ist nicht zulässig). Dort angelangt wollten wir uns eigentlich wieder in den Auslauf der Schanzen stellen dort war aber bereits alles voll. Also weiter zum Fuß des Hügels hinter der Strafrunde. Dort standen wir erst außen in der Kurve gingen dann nach innen. Der einzige Nachteil unseres Standortes lag darin, das man von hier aus nicht auf die Videowände schauen konnte und auch den Stadionsprecher nicht wirklich gut verstand – am Wochenende ist es zu spät, 1,5 Stunden vorher da zu sein!

Nun ging es ans Zuschauen wie sich die Athleten aufwärmten und die Techniker die Skier testeten. Gilles Marguet erkannten wir, Fritz Fischer. Ein schwedischer Techniker hatte neben seiner eigenen Ausrüstung noch Ersatz-Skier und Stöcke dabei, beladen wie ein Packesel, dies führte zu allgemeiner Heiterkeit. Nach und nach kamen auch die ersten Athleten, wobei die des DSV am meisten Applaus bekamen. Wir freuten uns sichtlich als Frode, Ole Einar, Halvard, Egil, Stian und Lars von den Norges vorbeikamen. Es sollte überhaupt ein sehr norwegischer Tag werden aber das konnten wir ja noch nicht wissen...

Eine teure Leberkässemmel später (2,50 diese Halsabschneider) ging es dann langsam los. Wir hatten uns auf der Startliste unsere „Lieblinge“ farblich markiert. Manuela die Norges und die Deutschen, ich zur Ergänzung die Suomis! Startnummer 19 war Timo Antila, 71 Vesa Hietalahti, 96 Paavo Puurunen und 108 Jussi Mäkelä. Immer wenn einer von ihnen vorbeikam, feuerten wir sie mit „kiri kiri“ an und ich klopfte auf mein Plakat.

Beim Sprint ist es am Anfang recht schön, weil man jeden Athleten einzeln sehen kann, dies nutzten wir aus und machten eine Menge Fotos. Als es zum Schießen ging bekamen wir Probleme da wir es mangels Videowand eben nicht sehen konnten. Wir vermuteten je nach dem wann der Läufer wieder bei uns vorbeikam, wie er geschossen habe. Großes Jammern brach aus, als Raph (Raphael Poirée) nach seinem zweiten Schießen lange im Strafgarten kreiselte (heuljammerschluchz). Diesen konnten wir sehen, wenn wir uns auf das Absperrgitter setzten. Zwischendurch gab es immer wieder heftige Graupelschauer was das Schießen nicht gerade erleichterte.

Als die meisten Läufer durch waren, gingen viele Fans heim. Wir nicht! Wir hatten nun sehr viel Platz und konnten so wunderbar sehen wie der britische Läufer Jason Sklenar zwei Fans zuwinkte die mit einem Transparent für ihn unterhalb des kleinen Hügels standen. Er wäre allerdings fast hingefallen...

Als auch der letzte Läufer im Ziel war gingen wir ebendort hin. Obwohl wir nur eine Streckenkarte hatten kamen wir ohne Kontrolle rein. Nun erfuhren wir auch erst mal das Ergebnis, wir gingen davon aus, OEB habe das gemacht. Was wir da hörten, konnten wir kaum glauben. Es waren norwegische Meisterschaften mit deutscher und österreichischer Beteiligung.

Ergebnis:

1.Halvard Hanevold (NOR),
2.Ole Einar Bjørndalen (NOR),
3. Lars Berger (NOR),
4. Ricco Gross (GER),
5. Egil Gjelland (NOR),
6. Stian Eckhoff (NOR),
7. Christoph Sumann (AUT),
8. Oleg Ryzhenkov (BLR).

Nun gab es die sogenannte “Flower-Ceremony“, die eigentliche Siegerehrung findet immer abends im Ruhpoldinger Kurpark statt. Ole Einar warf seinen Blumenstrauß ins Publikum, er landete eine Reihe vor uns... Auch das Maskottchen erwischten wir nicht..

Als das vorbei war, gab es gleich den nächsten Höhepunkt: Norwegen verleiht jedes Jahr den „Goldenen Lachs“ für besondere Verdienste um Norwegen. Preisträger 2003 war Sven Fischer, der ja fließend norwegisch spricht und viel dafür getan hatte, das Norwegen in Deutschland bekannter wurde.

Zuerst gab es eine Rede des norwegischer Botschafters in Deutschland und die Überreichung einer Lachsstatue. Dann gab es noch ein Quiz bei dem der „Fisch“ bis zu einer Tonne Lachs gewinnen konnte. Quizmaster war OEB. Es war zum kugeln, es war sooo genial. Zuerst fragte er ihn nach irgendeiner norwegischen Spezialität und dann nach dem Namen einer norwegischen Popband, die im letzten Jahr ein Comeback geschafft hatte. Es gab vier Antwortmöglichkeiten „ Ach ja“ „Ach ne“ Ach so“ und A-ha“. Das Publikum brüllte vor Lachen.

Nachdem er alle vier Fragen richtig beantwortet hatte, war unser Held aus Schmalkalden stolzer Besitzer von 1000 kg Lachs. Er ergriff das Wort das er sich sehr über die Auszeichnung freue und kündigte an, jeweils 500 kg Fisch für deutsche und norwegische Altersheime zu stiften. Er sagte dies nicht nur auf deutsch, sondern auch noch auf norwegisch, fließend, ohne sich einmal zu verhaspeln. Die norwegischen Fans jubelten. Ich verstand nur „tysen takk“.

Dann kam noch einmal OEB und kündigte an das auch in Ruhpolding wieder ein paar goldene Ski von Rossignol versteigert würden, der Erlös käme Nachwuchsathleten zu Gute.

Wir verabschiedeten uns nun auch vom Stadion am Zirmberg und gingen zurück zum Pendelbus. Auf dem Weg dorthin wollten wir uns noch ein paar Autogramme holen, aber Vincent Defrasne und Thor Halvor Bjørnstad waren zu schnell weg.

Zurück in Ruhpolding schauten wir erst mal in den Championspark und gingen dann was essen - Pizza - sehr lecker.
Gegen 18 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zum Kurpark. Dort waren die Boxen bis zum Anschlag aufgedreht, es blies einem fast die Ohren weg. So gegen 19 Uhr erschienen dann die ersten Athleten auf der Bühne und es gab einige „Showacts“ mit Tanzgruppen aus Ruhpolding, zuerst die „Diamonds“, die eine Art Jazzdance zum Besten gaben, dann noch die „Dirty Twisters“ die tanzten wie im Moulin Rouge“. Es war wirklich gut.

Es ging dann nahtlos weiter mit den Preisverleihungen. All die Nationaltrainer hatten gewählt. Der „Biathlonaward 2003“ ging bei den Damen an Martina Glagow, bei den Herren an OEB, bei den Damentrainern an Uwe Müssiggang, den Preis der Herrentrainer teilten sich Frank Ullrich und Roger Grubben.

Es ging auf halb acht und nun gab es endlich die Siegerehrung. Endlich sah man mal alle Stars aus der Nähe, die ganzen Norges. OEB, Hanevold und Berger sind recht offen, Gjelland und Eckhoff verzogen kaum eine Miene. Es war ein norwegischer Abend im gar nicht kalten Chiemgau.
Dann gab es noch die Startnummernübergabe für die ersten 10 der morgigen Verfolgung sowie die Übergabe des gelben und des roten Leiberls. Dies geschah auf eine reizende Art und Weise. Die jüngsten Mitglieder des SC Ruhpolding trugen diese und wurden dann dem jeweiligen Athleten zugeordnet. Man sah ganz deutlich das Liv Grete Poirée selber Mutter ist – sie behandelte das kleine Mädchen vor sich wie Gold und meinte dann „das sei kostbar“.

Endlich sah ich auch mal Vladimir Dratshev, der die ganze Zeit zufrieden lächelte. Raphael Poirée hatte sich heute drei Strafrunden geleistet und guckte ebenso...

Der Stadionsprecher von Knoerzer (ein rechter Quatschkopf, genau richtig dafür) sorgte dann noch mal für brüllendes Gelächter auf der Bühne und bei den Fans als er auf die vielen Pärchen gerade im norwegischen Team einging: „ Ole, unter den Biathleten paart man sich ja gerne....“ Bis auf Dratshev und Raph Poirée ( die kein Deutsch verstehen) hielten sich alle die Bäuche vor Lachen... Ole meinte aber ganz souverän man müsse ja schließlich den Nachwuchs sichern (das tun sie ja auch, Ehepaar Gjelland, Ehepaar Forsberg, Ehepaar Poirée und da gibt es ja noch mehr bisher unverheiratete).

Zu guter Letzt gab es dann noch ein Feuerwerk zur feierlichen Enthüllung des neuen Ruhpoldinger Biathlonlogos.

Als alles vorüber war, verließen wir den Championspark und Manuela zeigte mir noch das Hotel in dem die norwegische Mannschaft wohnte. Wir schauten dort hin und hätten fast noch zwei norwegische Betreuer umgerannt...

Um 21.12 fuhr der Zug in Ruhpolding, um 21.49 hatte ich Anschluss in Traunstein und um 23:30 Uhr war ich endlich daheim.

Es war einfach nur super!

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