Dienstag, 3. Januar 2006

Kombi-Weltcup Ruhpolding 03.01.2006

Mit Bahn und Bus in die Berge – oder Yeti beim Weltcup der Nordischen Kombinierer in Ruhpolding am 03.01.2006

So wie es der Deutsche Alpenverein immer fordert, so machte ich es. Allerdings überstieg der Anteil der mit dem Bus zurückgelegten Strecke den Bahnanteil um ein Vielfaches.

Geplant war dies nicht. Normalerweise geht es mit dem Zug zunächst von München Ost nach Traunstein und von dort aus ebenfalls mit dem Zug weiter nach Ruhpolding. Erst am dortigen Bahnhof besteigt man dann den kostenlosen Pendelbus und lässt sich gemütlich die 7 km zum Zirmberg fahren.

Diesmal aber begann es am Montag zu schneien wie lange nicht mehr, womöglich wie noch nie im südöstlichen Bayern. Der Schnee sorgte für eine schreckliche Katastrophe in Bad Reichenhall und mir verging die Vorfreude gewaltig...
Zum ersten Mal seit langen verfluchte ich den Schnee und studierte immer und immer wieder die Verkehrsmeldungen, ob die Züge in den Chiemgau auch fuhren.

Bis Montag Abend taten sie dies auch noch. Am Dienstag stand ich um 5 Uhr auf, gegen viertel vor sechs schaute ich noch mal die Verkehrsmeldungen im Videotext des Bayerischen Rundfunks an. Schlagartig verging mir meine gute Laune.

Dort war doch tatsächlich weiß auf schwarz zu lesen das die Züge nur bis Rosenheim fahren würden und auch sämtliche Nebenstrecken gesperrt sein wegen den Schneemassen.
Hätte ich nicht schon die Fahrkarten gehabt, ich wäre wieder ins Bett gekrochen.
Aber wir Bayern lassen uns nicht unterkriegen und auch das „sisu“ der Finnen kam mir wieder in den Sinn und auch davon hatte ich ja nach sieben Monaten in Ostfinnland etwas in mir.
Ich wollte schließlich Hannu und Co. sehen. Ich marschierte zur S-Bahn, fuhr zum Ostbahnhof und wartete dort am Gleis 8. Am Zugzielanzeiger stand der Regionalexpress verzeichnet und als Ziel Salzburg. Na prima, ging es also doch wieder, die Meldung im Videotext war bestimmt nur veraltet.

Als der Zug dann endlich kam, tönte aus dem Lautsprecher eine Stimme, dieser würde nur bis Rosenheim fahren („§$§&$/%/!!(%(&/()!!&) <= zensiert; dies dachte ich in diesem Moment).

Na ja, irgendwie würde ich schon zur Schanze und Loipe vordringen können.
In Rosenheim war dann wirklich Endstation aber vor dem Bahnhof standen die Busse vom Schienenersatzverkehr. Der Bus fuhr bis Traunstein, so erfuhr ich vom Fahrer. Über die Autobahn ging es zuerst nach Prien am Chiemsee und dann nach Traunstein.

Unterwegs schrieb ich Lowi eine SMS das ich nicht genau wisse, wann ich in Traunstein bzw. Ruhpolding sein würde. Einige Zeit später piepste mein Handy, Antwort aus Braunau. Lowi würde gar nicht kommen können, da die Straßen durch umgestürzte Bäume blockiert waren und in ganz Österreich keine Züge mehr fuhren.

Schade, sehr schade, zu zweit hätte es mehr Spaß gemacht und Lowi hatte sich auch schon sehr gefreut. Na ja, konnte man nix machen. Ich machte es mir im Bus gemütlich und betrachtete das unter den Schneemassen versunkene Bayern. Der Bus fuhr inzwischen auf der A 8 und nicht nur auf den Parkplätzen standen die Lkws, nein, auch am Seitenstreifen. Es war wirklich unglaublich, was dieser Schnee verursacht hatte.

Ca. 7:45 Uhr waren wir in Rosenheim weggefahren und ich hoffte, wir würden es bis 8:48 Uhr nach Traunstein schaffen, da um diese Uhrzeit der Zug nach Ruhpolding fahren würde. Ganz schafften wir es nicht, aber auch der Zug fuhr nicht. Vielmehr stand er im 1 Meter tiefen Schnee. Da ging nix, das war schnell klar.

Aber auch hier klappte der Schienenersatzverkehr wieder bestens. Ein weiterer Bus fuhr direkt zur „Nordischen“, wie der Fahrer meinte. In den kleinen Orten entlang der Straße standen die Hausbewohner auf den Dächern und schoben unglaubliche Mengen Schnee herunter.

Ca. Viertel vor zehn stand ich im Stadion und blickte hoch zur Schanze – morgens hatte ich nicht daran geglaubt, es bis hier her zu schaffen und auch an der Durchführbarkeit des Weltcups arge Zweifel gehabt.
Der Stadionsprecher erzählte, die ehrenamtlichen Helfer hätten nachts um halb 5 ihre Arbeit begonnen. Sie müssen übermenschliches geleistet haben...

Zuerst ging die Probe über die Bühne, die ersten Springer kamen sehr weit – Ergebnis dauernde Anlaufverkürzung. Danach die Probe, für Hannu und Janne lief es gut, für die restlichen drei Finnen leider ganz und gar nicht. Anssi Koivuranta kommentierte seinen 118 m-Sprung mit einem grimmigen Gesicht und Daumen nach unten, wie ich auf der Videowand gegenüber von mir sehen konnte. So ganz fit schien der Bursche also echt nicht zu sein.

Nach dem Springen war Hannu 5. und ich sauste so schnell ich konnte rüber ins Langlaufstadion um einen guten Platz zu bekommen. Vorbei am Schießstand der Biathleten, welcher mehr als tief verschneit war. Ebenso die Extratribünen für den Bia-Weltcup nächste Woche. Ich ging weiter und fand einen Platz direkt an der Strecke. Wieder gegenüber der Videowand, ca. 100 m nach dem Start.

Eine Stunde Zeit bis zum Start des Langlaufrennens war nun noch. Kalt war mir nicht, dank der Lammfellsohlen in den Schuhen.

Langweilig wurde es trotzdem nicht. Zum einen Dank der ARD, die einen riesigen Kabelsalat produzierte, als ihr Kameramann sich mit seinem Arbeitsgerät einen guten Platz suchen wollte. Dann gab es noch die jüngsten Langläufer des SC Ruhpolding zu sehen, goldig waren die.

Und natürlich auch die Athleten selbst, welche sich einliefen. Links von mir standen zwei Mädels mit Deutschlandfahne und Ronny-Kappen, rechts von mir einer mit Österreich-Fahne. So wurden alle Sportler angefeuert. Die Finnen zogen es vor, in schwarzen Anzügen zu trainieren – verständlich bei ihren neuen Langlaufanzügen.

Hannu kam sehr oft vorbei, Anssi war kaum zu sehen. Dazwischen gab es noch Interviews mit den Trainern der Deutschen, der Trainer der Finnen, Jani Klinga lief vorbei.

Endlich wurde das Rennen gestartet und alles fragte sich eigentlich nur, wann Hannu die vier vor ihm liegenden Läufer eingeholt haben würde und mit welchem Vorsprung er gewinnen würde. Wie gesagt, dies dachten wir. Zunächst sah auch alles danach aus, Hannu stürmte vorwärts und das Rennen schien entschieden.

Doch erstens kommt es anders und zweitens als der Finnenfan denkt und Hannu konnte sich nicht vorn halten. Er fiel zurück während vorne andre um den Sieg kämpften. Am Ende gewann Felix Gottwald vor Ronny Ackermann. Hannu wurde am Ende 5. und lag halbtot im Ziel. Der nasse schwere Schnee schien ihm ganz und gar nicht zu liegen.

Inzwischen hatte sich die nächste schneebedingte schlechte Nachricht herumgesprochen. Der Traunsteiner Bahnhof war akut einsturzgefährdet und deshalb komplett gesperrt...die Feuerwehr stünde am Dach und versuche den Schneemassen Herr zu werden.

Ich sauste nun wieder, diesmal aber zum Parkplatz um zunächst einmal den Pendelbus nach Ruhpolding zu erwischen, um von dort aus weiter nach Traunstein zu kommen. Dort hoffte ich den nächsten Bus nach Rosenheim zu erwischen, da die Züge noch immer nur bis dort hin fuhren. Eigentlich wollte ich bis abends bleiben und mir die Siegerehrung im Champions Park anschauen. Letztes Jahr ging dies nicht wegen dem starken Regen, heuer wegen dem Schnee und den Verkehrsproblemen.

Den vierten Bus nach Ruhpolding erwischte ich. Am Bahnhof stand ich dann eine Weile ratlos und suchend herum, bis ich die Haltestelle fand wo der Bus nach Traunstein fuhr. Auch dies klappte problemlos. Vor Ort sah man dann den abgesperrten Bahnhof und viele Männer der Feuerwehr, welche mit viel zu viel Schnee kämpften.

15 Minuten später kam der Bus nach Rosenheim. Es wurde eine sehr schöne Fahrt, ganz neuer Bus und der Fahrer fuhr nicht auf die A8, welche gestopft voll sein sollte sondern quer übers bayrische Land und erzählte von Land und Leuten.
In Rosenheim stand die Feuerwehr am Dach der Kathrein Arena und schob den Schnee vom Dach – das Bayernland im festen Griff des Winters.

Es klappte erneut super. 16:25 waren wir am Bahnhof, 16:31 kam der Zug nach München.
17:27 erwischte ich die S-Bahn am Ostbahnhof, kurz vor 18 Uhr war ich daheim.

Es war alles in allem ein schöner Tag aber ich hoffe das nächstes Jahr das Wetter die Chiemgauer endlich mal belohnt und ich dazu komme, mir auch die Siegerehrung abends noch anzuschauen!

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